Von Worms bis Oppenheim
(Fortsetzung von Von Germersheim bis Worms)
Fast hundert Jahre steht Hagen von Tronje schon in seinem Nachen und wirft den Schatz der Nibelungen in den Rhein – bevor die beiden Radwanderer von Worms aufbrechen, sehen sie sich in der Stadt um.
Ein steinernes Tier, Mischung von Löwe und Pudel, bewacht den Wormser Dom. Er zeugt von der Bedeutung der Stadt in früheren Jahrhunderten. Am Vorabend war er schon geschlossen, heute ist Gelegenheit zur Besichtigung.
Wer den Dom nicht vor Ort besucht, kann ihn mit einem virtuellen Rundgang erkunden.
Die Radroute von Worms nach Norden führt zum Rhein. Hier am Stadtrand ist von Idylle keine Spur, eine recht unromantische Industrielandschaft.
Ein kurzes Stück begleitet der Radweg die Kreisstraße. Dann folgt die Route dem Rheindamm, …
…, führt zwischendurch auch mal näher an den Fluss heran.
Auf den Rad-Wegweisern tauchen die Namen bekannter Weinorte auf.
Auf oder neben dem Rheindamm geht es durch eine ebene Landschaft, …
…, bis am Hang eines Hügels der Zielort dieser Reise auftaucht, Oppenheim.
Vom Rheinradweg zum Ort muss man Bundesstraße und Bahnstrecke in einer häßlichen Unterführung unterqueren, hier zeigt Oppenheim eine recht schäbige Seite. Zum Ortskern geht es steil die Mainzer Straße hinauf, vorbei am Krötenbrunnen.
Es ist eine sehr stille Straße, die Häuser verschlossen, kaum ein Mensch auf der Straße. Hier muss es doch einmal Wohlstand gegeben haben, sind in früheren Jahrhunderten nicht großzügige Schenkungen an die Wormser Synagoge gegangen?
Der Brunnen mit den bronzenen Kröten weckt Erinnerungen: Oppenheimer Krötenbrunnen, Niersteiner Domtal, Liebfrauenmilch (ursprünglich aus Worms), Zeller Schwarze Katz und Piesporter Michelsberg von der Mosel, das waren vor Jahrzehnten die Supermarktweine, die den Ruf des deutschen Weins ruinierten. Den Oppenheimer Krötenbrunnen kennt google noch, billige süße Weine, umgerechnet drei Esslöffel Zucker pro Flasche. So sieht auch Oppenheim an diesem Mittag aus. Hier etwas essen, die beiden Radwanderer geben es bald auf, außer einer kleinen Pizzeria hat kein Restaurant offen. Ein Café gibt es, Kaffee und Kuchen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.
Der Ort hat Geschichte, wurde heimgesucht von vielen Kriegen. Wein hat man hier immer angebaut, unter der Stadt ist ein Labyrinth von Kellern zu besichtigen – an diesem Tag erschließt sich der Charme des Ortes nicht ohne weiteres.
Die Katharinenkirche wird gerühmt als bedeutendes gotisches Bauwerk.
Sehenswert sind die Glasfenster, neben dem Lilienfenster die „Oppenheimer Rose“, von deren Entstehung eine Sage handelt.
In interessantem Kontrast dazu steht moderne Glaskunst – und das war’s dann, nach 38 Kilometern heute ist die Reise beendet! Die beiden Radwanderer trennen sich, einer nimmt den Zug ab Oppenheim, der andere fährt noch mit dem Rad bis Mainz und macht sich von dort auf Heimreise.
Ein Resümee, eine Abschlussbewertung der ganzen Strecke von Konstanz bis Oppenheim?
Jeder Wanderer hat andere Interessen, und auch einen anderen Blick. Kulturdenkmale findet man an der ganzen Strecke, man muss sich nur darauf einlassen. Für Radwanderer ist die Landschaft am Rhein nördlich von Straßburg nicht spannend, der Weg auf oder neben dem Rheindamm bietet wenig Abwechslung – aber die Städte mit ihrer alten Kultur sind sehenswert. Straßburg ist ein Muss, und das Elsass hat viel zu bieten, einen Abstecher ins Markgräflerland eingeschlossen, wenn man nicht stumpfsinnig am Rhein (-Seitenkanal) entlang fährt. Ursprünglicher ist der Rhein auf seinem Weg vom Bodensee nach Basel, hier ist er als lebendiger Fluss mit seiner charakteristischen Farbe ein Erlebnis.
Die vorhergehende Etappe dieses Reiseberichts aus dem Jahr 2019 finden Sie hier: Von Germersheim bis Worms.
Die 13 Etappen dieses Reiseberichts mit den Tageszielen, von Konstanz aus gezählt: Start in Konstanz, Lottstetten, Laufenburg, Basel, Staufen, Freiburg, Eguisheim, Itterswiller, Kehl, Rastatt, Germersheim, Worms, Oppenheim.