Von Itterswiller bis Kehl
(Fortsetzung von Von Eguisheim bis Itterswiller)
Itterswiller war die letzte Station der Radwanderer auf ihrem Weg an den Vogesen entlang. An diesem Tag geht es zurück zum Rhein, Tagesziel ist Straßburg. Ein vergessenes Schild am Straßenrand erinnert daran, dass am Vortag das Tour-de-France-Spektakel in der Region unterwegs war. Unter grauem Himmel führt die Straße abwärts nach Osten in die Ebene.
Beim Blick zurück sieht man noch den Wein, aber im Vordergrund steht hier schon der Weizen. Die Strohballen betonen noch die Tiefe und Gleichförmigkeit der Perspektive, hier verlässt man die reizvolle Landschaft am Fuß der Vogesen.
Mitten durch die Ebene laufen Eisenbahn und Autobahn, die Radwanderer suchen sich östlich davon ihren Weg durch Epfig, Kogenheim und Erstein über Nebenstraßen nach Norden. Landschaft und Orte hier können – von einzelnen Gebäuden abgesehen – nicht mithalten mit den Eindrücken der vorigen Etappe von Eguisheim bis Itterswiller. Es wird immer trüber, der einsetzende Regen ist Anlass für einen Zwischenstopp in einem hässlichen Bäckerei-Café.
Eine kurze Strecke führt der Weg am stillen Canal du Rhône au Rhin entlang, dann steht die Prüfung des Tages bevor: Um nicht lange Strecken durch hässliche Industriegebiete von Straßburg fahren zu müssen, überqueren die Radwanderer südlich von Straßburg den Rhein. Im Regen auf der Brücke neben der vierspurigen Autostraße, die LKWs versprühen Wolken von Gischt, das ist nur notgedrungen in Kauf zu nehmen.
Rechtsrheinisch geht es zum Glück abseits des Autoverkehrs auf dem Rheindamm weiter, für die Übernachtung ist in Kehl ein Miniappartment im Apart’Hotel gebucht (89,80 Euro einschließlich Frühstück).
Kehl und Straßburg sind über eine eigene Brücke durch die Tram verbunden. Die Radwanderer nehmen aber für den Weg in die Straßburger Altstadt ihre Räder und nutzen die Passerelle Mimram.
Die Passerelle verbindet als Fußgänger- und Radfahrerbrücke das ehemalige Gartenschaugelände beidseits des Rheins, mitten über dem Fluss hat sie eine Plattform mit Sitzgelegenheiten.
Das Liebfrauenmünster ist der Ausgangspunkt für den Rundgang durch Straßburgs Altstadt, die von der Ill umflossene Grande Île.
Vor der Westfassade drängen sich die Touristen und fotografieren sich gegenseitig.
Lässt man sich vom Licht leiten, fällt natürlich die Rosette der Westfassade ins Auge, auf dem Foto schwach zu erkennen ist daneben das gotische Gehäuse der Orgel.
Der Kontrast zu den alten Fenstern ist die moderne Glasmalerei, und im Inneren der Kirche leuchtet eine Vielzahl von kleinen Opferkerzen.
Die Verbindung zwischen historischer Baukultur und der Gegenwart bildet die Installation auf den Stufen des Chorraums.
Am Schlossplatz südlich des Münsters beeindruckt natürlich das barocke Palais Rohan, aber die schlichte Fassade daneben muss sich in ihrer Wirkung nicht verstecken.
An einer Fassade findet sich – wie häufig im Elsass – der Storch, hier über einem goldenen Brezel (darunter ist keine Bäckerei, sondern ein Buchantiquariat).
Die steinerne Figur am „Neuen Fischmarkt“ schaut ein wenig grimmig.
Ein Stück weiter posiert man fürs Foto in einem Tor: Über dem Tor prangt ein kunstvolles historisches Wappen, …
…, darunter lacht eine Familie zwanglos in die Kamera.
An der Ill entlang wandert man zum Viertel Petite France.
Es ist voll von Touristen hier, der Place Benjamin Zix bunt von Menschen.
Aber trotz des Touristenrummels lohnt sich der Rundgang, das Viertel hat seinen eigenen Reiz.
Von Petite France bummeln die beiden Radwanderer zu Fuß zurück durch die Altstadt.
In all dem touristischen Gewusel gibt es doch das eine und andere Detail, das einen Seitenblick wert ist.
In der Nähe des Münsters erhebt sich auf dem Place de Gutemberg sehr förmlich das Denkmal, Gutenberg hält eine Bibelseite in der Hand; daneben dreht sich munter das Karussell mit einer Horde weißer Holzpferde.
Es wird Abend, nach dem Rückweg über die Passerelle Mimram steht die Suche nach einem Esslokal in Kehl an. Die grauen Wolken haben sich verzogen, vor der Alten Zunft findet sich ein Tisch, nach insgesamt 68 Kilometer Fahrt ein ruhiger Ausklang.
Die vorhergehende Etappe dieses Reiseberichts aus dem Jahr 2019 finden Sie hier: Von Eguisheim bis Itterswiller.
Fortsetzung – 10. Tag: Von Kehl bis Rastatt.
(Dieser Artikel wurde zuletzt geändert am 3.4.2022.)