Rad-Reisen: Imperia bis Krötenbrunnen VIII

Das Pflichtprogramm in Colmar (10.7.2019; Eintrittskarte zum Museum)
Das Pflichtprogramm in Colmar (10.7.2019; Eintrittskarte zum Museum)

Von Eguisheim bis Itterswiller

(Fortsetzung von Von Staufen bis Eguisheim)

Eguisheim am Morgen heißt in Ruhe frühstücken und die Räder aufpacken; heißt aber auch feststellen, dass ein Hotelgast aus der Mountainbike-Sparte den Kettenschutz am Rad so beschädigt hat, dass er abmontiert werden muss. Das fängt ja gut an, noch dazu unter Zeitdruck; die Tour de France wird in wenigen Stunden im Ort erwartet, dann geht hier gar nichts mehr.

Aus dem historischen Stadttor folgen die beiden Radwanderer zunächst der Routenempfehlung des Radführers nach Wettolsheim, dann durch den Stadtverkehr von Colmar bis zum Musée Unterlinden.

Unterlinden: Kreuzgang (10.7.2019; Foto: Klare)

Unterlinden: Kreuzgang (10.7.2019; Foto: Klare)

Das ehemalige Dominikanerinnenkloster muss man gesehen haben, wenn man das Elsass besucht – der Isenheimer Altar ist ein so außergewöhnliches Kunstwerk, dass es auch bei mehrfachen Besuchen seine Magie nicht verliert.

Es steht geschrieben (Colmar, Unterlinden, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Es steht geschrieben (Colmar, Unterlinden, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Ein Detail beim Gang durch die Ausstellung: Die steinerne Skulptur erinnert zum Beispiel an die revolutionäre Bedeutung des Buches und des Lesen-Könnens, das Buch als Zeugnis (Grundlage?) des Glaubens taucht in vielen Kunstwerken auf und damit auch die herausgehobene Stellung derjenigen, die es anwenden können.

Die Krone aus hoher Hand (Colmar, Unterlinden, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Die Krone aus hoher Hand (Colmar, Unterlinden, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Den Zusammenhang von Glaube und Macht stellt eine hölzerne Skulptur dar, dem winzigen Menschlein wird „von hoher Hand“ die Krone aufgesetzt.

Isenheimer Altar (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Isenheimer Altar (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Mittelpunkt der Sammlung ist der Isenheimer Altar. Die Wirkung dieser geradezu expressionistischen Malerei kann man nicht beschreiben; man muss sich einfach die Zeit nehmen, die einzelnen Bilder in Ruhe auf sich wirken zu lassen, sich still auf die Bank davor setzen oder darum herum zu gehen. An dem Wochentag im Juli sind nur wenige Besucher im Raum, man ist relativ ungestört.

Bergheimer Altar (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Bergheimer Altar (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Der geschnitzte Bergheimer Altar ist ebenfalls Aufmerksamkeit wert – die Radwanderer, die heute noch weiter wollen, haben einfach zu wenig Zeit für dies bemerkenswerte Museum.

Theater (Colmar, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Theater (Colmar, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Hoch über dem Museum lachen die schönen Künste vom Dach des Colmarer Theaters, schnell noch einen Blick auf Maison Pfister, Koïfhus und Maison des têtes!

Martinsmünster Colmar (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Martinsmünster Colmar (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Das Foto aus dem Martinsmünster lässt die Betrachter nachdenklich zurück, goldener Prunk in grauer Umgebung und leere Stuhlreihen …

Junge Rebstöcke bei Ingersheim (10.7.2019; Foto: Klare)

Junge Rebstöcke bei Ingersheim (10.7.2019; Foto: Klare)

Von Colmar geht es durch eine freundliche Landschaft nach Norden. Fast eben verlaufen die kaum befahrenen Wirtschaftswege parallel zu den Vogesen. Wein ist das Hauptthema in dieser Landschaft, hier gedeiht guter Riesling (am besten zum Essen), mächtiger Pinot gris, und auch der Crémant ist einen Schluck wert!

Grasland und Reben (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Grasland und Reben (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

In der Ebene trifft man durchaus auch mal auf Grasflächen, im Hintergrund an den Ausläufern der Vogesen ist es aber immer Wein.

Rosen am Weg (10.7.2019; Foto: Klare)

Rosen am Weg (10.7.2019; Foto: Klare)

Am Wegrand überraschen plötzlich üppige Rosen, …

Weizen und Wein (10.7.2019; Foto: Klare)

Weizen und Wein (10.7.2019; Foto: Klare)

…, danach sieht man auch einmal Weizen. Nun, man kann nicht nur von Wein leben!

Hohkönigsburg (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Hohkönigsburg (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Auf der Höhe sieht man die Hohkönigsburg liegen. Die Stadt Sélestat hatte Kaiser Wilhelm II. die verfallene Ruine angeboten, er hatte angenommen und sie dann auf Kosten des Elsass aufwendig restauriert. Als Symbol deutscher Macht war sie gedacht, heute ist sie ein Touristenspektakel – die Radwanderer lassen sie links liegen.

Bergheim (10.7.2019; Foto: Klare)

Bergheim (10.7.2019; Foto: Klare)

Bergheim ist das nächste Zwischenziel, aus der Ebene geht es ein wenig hoch in das verschlafene Städtchen. In der Nachmittagssonne sind kaum Einheimische unterwegs; auf dem Marktplatz baut ein Fernsehteam die Kameras auf, auch hier wird gleich die Tour de France vorbeirauschen. Aber wenigstens gibt es einen Kaffee!

Auf ruhigen Wegen (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Auf ruhigen Wegen (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Weiter geht es über ruhige Wege und durch die Sonne. Die ersten Hobby-Rennradfahrer tauchen auf, die Tour de France ist auf ihrem Weg von Nord nach Süd beinahe auf Kollisionskurs. In Châtenois ist sie zum Glück schon durch, die Radwanderer sind die ersten, die sich auf der bis dahin abgesperrten Hauptstraße zwischen all den Strohballen an den Laternenpfählen bewegen dürfen.

Hinter Châtenois werden die stillen Wege steiler, der Ortsname Nothalten verspricht schon Schlimmes, und die letzten Meter nach Itterswiller hinauf muss geschoben werden.

Hotel Emmebuckel (Itterswiller, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Hotel Emmebuckel (Itterswiller, 10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Das Hotel-Restaurant Emmebuckel wartet hier nach 55km Fahrt mit einem klimatisierten Doppelzimmer (94,20€ einschließlich Frühstück).

Itterswiller: Blick auf Nothalten (10.7.2019; Foto: Klare)

Itterswiller: Blick auf Nothalten (10.7.2019; Foto: Klare)

Von der Restaurant-Terrasse hat man einen schönen Blick auf Vogesen und Wein, aber die Problematik dieser Landschaft wird sofort klar, wenn man nach dem Namen des Hotels fragt: Emmebuckel heißt Bienenhügel, wird bereitwillig erklärt – aber hier leben weder Bienen noch Schnecken, sie sind alle durch die Schädlingsbekämpfungsmittel der Winzer vergiftet. Einige denken inzwischen über biologischen Weinbau Ecovin nach, sicher ein langer Weg.

Restaurant Emmebuckel (10.7.2019; Foto: Klare)

Restaurant Emmebuckel (10.7.2019; Foto: Klare)

Emmebuckel erfreut die Gäste mit einem guten Essen, und die Wanderer resümieren einen angenehmen Tag: Ein kultureller Höhepunkt in Colmar, eine – leider ohne Bienen und Schnecken – ansprechende Landschaft vor bewegter Bergkulisse und eine gut zu fahrende Radroute, die gute Wegweisung nicht zu vergessen; die Schweiz und Frankreich setzen Maßstäbe, wie man Radfahrern das Leben leicht machen kann.

Hotel Emmebuckel am Abend (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Hotel Emmebuckel am Abend (10.7.2019; Foto: Meyerbröker)

Wer nachts noch etwa erleben will, ist dagegen in Itterswiller falsch. Der winzige Ort besteht praktisch nur aus einer Straße, auf dem kurzen Rundgang nach dem Essen begegnet man niemandem. Die aufwendige Beleuchtung des Hotels hat da schon etwas Unwirklich-Geisterhaftes.

Die vorhergehende Etappe dieses Reiseberichts aus dem Jahr 2019 finden Sie hier: Von Staufen bis Eguisheim.

Fortsetzung – 9. Tag: Von Itterswiller bis Kehl.