Von Basel bis Staufen
(Fortsetzung von Von Laufenburg bis Basel)
Früh brechen die Radwanderer auf, die Straßen von Basel sind noch leer. Auf der rechten Rheinseite geht es zunächst durch stille Wohngebiete und das Hafengelände nach Friedlingen, dann über die Dreiländerbrücke hinüber nach Huningue geradeaus auf den Marktplatz. Nach einiger Orientierung ist der Canal de Huningue gefunden.
An dem schmalen alten Kanal entlang fährt man ruhig durchs Grüne, städtische Bebauung und Industrie sind nicht mehr in Sicht. Es wird sonnig und warm, einmal mehr bewährt sich die Entscheidung, für den Sonnenschutz auf das langärmelige Wüstenhemd zu setzen statt sich ständig dick mit Sonnencreme einzuschmieren.
Ein Schild weist auf das Naturschutzgebiet Petite Camargue Alsacienne hin. So ganz sieht diese Landschaft doch nicht nach Südfrankreich aus, und die Teiche des Schutzgebiets bleiben den Radwanderern hinter hoher Bepflanzung verborgen.
Bei Niffer zweigt der schmale alte Kanal als Canal du Rhône au Rhin nach Nordwesten ab (mit einem von Le Corbusier entworfenen Kontrollturm und Zollhaus). Auch hier sieht man nichts vom nahen Rhein; zwischen dem Rhein und dem schmalen alten Kanal verläuft der breite Grand Canal d’Alsace, auch ihn kann man hinter Bäumen nur ahnen anhand der hoch aufgeschütteten Hügel zwischen Kanal und Rhein.
Die Radwanderer verlassen den Kanal und folgen der Wegweisung des Rhein-Radwegs.
Auf ebenen Feldwegen fahren sie durch Mais- und Getreidefelder, im Westen die Vogesen im Blick.
In der weiten Agrarlandschaft freut sich das Auge an den vereinzelten Wildkräutern!
Die romanische Oktogonkirche in Ottmarsheim ist das nächste Ziel.
Die schlichte Abteikirche lehnt sich mit der Grundform des Achtecks an den Kaiserdom von Aachen und andere christliche Vorbilder an.
Unter dem Sonnenschirm des benachbarten Restaurants ist es Zeit für eine Pause. Die beiden Radwanderer nehmen sich die Karten vor: Sie haben von früheren Reisen her in Erinnerung, dass die Rheinebene im Elsass bis Straßburg über weite Strecken eine nicht gerade aufregende Agrarlandschaft ist. Deshalb haben sie einen Zickzack-Kurs überlegt, der zunächst auf die andere Rheinseite ins Markgräflerland und dann zurück ins Elsass an den Fuß der Vogesen führt. Dafür müssen sie in Ottmarsheim den Rhein-Radweg verlassen.
Der Weg nach Neuenburg führt einige Kilometer durch ein tristes Industriegebiet. Links und rechts der Straße liegen große Industrieanlagen, aber es gibt wenigstens einen Radweg. Über den Rhein, durch Neuenburg und weiter nach Müllheim, das lässt sich noch ganz gut fahren, wenn auch die Pfützen unter dem eingetrübten Himmel von kräftigen Regenschauern erzählen.
In Müllheim erwischt das Gewitter dann die Radwanderer. Zum Glück stehen nach einem Ortsfest noch offene Buden – zutreffend mit dem Schild „Rettungspunkt“ gekennzeichnet – und bieten Schutz.
Nach dem Regen geht es weiter, mit Wanderkarte durch die Weinberge. Das lässt sich erst nett an, dann wird es schwierig.
Die Wege gabeln sich, man folgt dem Asphalt – aber wo geht es denn nach Hügelheim?
Verirrt im Weinberg mit all seinen Wirtschaftswegen, das macht keinen Spaß.
Eine kleine Fahrstraße kommt endlich in Sicht, die Handy-Navigation hilft weiter, schließlich erreicht man auf schmalen, landschaftlich reizvollen Wegen Buggingen. Von da geht es den Totenweg noch einmal steil herauf nach Betberg.
Auf der Höhe ist zur Rechten der Schwarzwald im Blick. Von hier aus geht es zunächst sanft bergab Richtung Sulzburg, …
…, dann schneller herunter nach Ballrechten-Dottingen und von hier aus auf dem Wirtschaftsweg Richtung Staufen.
Die Staufener Burg kommt in Sicht, …
…, schließlich nach 65 Kilometern Fahrt das Gasthaus zum Hirschen in Staufen. Die Regenwolken haben sich verzogen, es ist heiß, und das Service-Team des Hirschen hat mitgedacht: Die Bettdecken sind nicht bezogen, das leichte Bettzeug liegt separat für eine weniger verschwitzte Nacht. (Anmerkung: Bei einem späteren Besuch im September 2019 war der Restaurant-Service des Hirschen katastrophal schlecht.)
Staufen darf nicht zerbrechen – der Aufkleber in Form eines Pflasters auf den Fassaden der alten Häuser macht auf eine Katastrophe aufmerksam. Überall zeigt der hübsche Ort Risse, seitdem eine missglückte Geothermie-Bohrung für anhaltende Verwerfungen im Untergrund sorgt.
Die Malerei auf der Fassade erinnert an die Sage vom Doctor Faustus, dem der Teufel hier in Staufen das Genick gebrochen hat.
Das Hotelzimmer hat einen Balkon zu einem ganz ruhigen Innenhof, in zwei bequemen Sesseln unter der Markise genießen die beiden Radwanderer bei einem Glas Wein den warmen Abend.
Die vorhergehende Etappe dieses Reiseberichts aus dem Jahr 2019 finden Sie hier: Von Laufenburg bis Basel.
Fortsetzung – 6. Tag: Freiburg.