Von Konstanz bis Lottstetten
(Fortsetzung von Rad-Reisen: Imperia-Krötenbrunnen I)
Von Konstanz bis Stein am Rhein am Südufer des Rheinsees ist es ein sonniger Radfahrermorgen. Diese Strecke sind die beiden Radler im vorigen Jahr schon einmal in Gegenrichtung gefahren und haben sie gar nicht so schön in Erinnerung; in diesem Jahr hält das Reisetagebuch ein „angenehm“ fest und bestätigt damit die alte Erfahrung, dass die Empfänglichkeit für die Schönheiten einer Landschaft am ersten Tag der Reise am größten ist.
Auf der Straße und auch auf dem Radweg daneben ist kaum Verkehr, gegenüber liegt die Reichenau.
Die Landschaft strahlt eine freundliche Ruhe aus, regelreche Ferienatmosphäre, und erst in Eschenz wird es etwas betriebsamer.
Hier geht es über den Rhein nach Stein am Rhein, und der Blick von der Brücke geht erst einmal nach unten ins Wasser! Das ist keine graue oder braune Brühe, und es ist auch nicht kristallklar; der Rhein hat an dieser Stelle eine ganz besondere, einmalige Farbe, es ist ein leuchtendes durchsichtiges Türkis!
Stein am Rhein ist nach dem Besuch im Vorjahr immer noch einen zweiten Blick wert: Ja, die Drachen als Wasserspeier am Kirchturm von St. Georgen sind noch da!
Der Rathausplatz lädt zu einer Kaffeepause ein, …
…, und es gibt immer wieder Details zu entdecken wie diese Skulptur am Brunnen oder am Haus Zum Mohrenkönig.
Durch das Untertor der alten Stadtbefestigung geht es hinaus.
Bis Hemishofen geht es auf dem breiten Radweg parallel zur Straße, auch hier fahren nur wenige Autos.
Am Hang wächst der Wein, zwischen den Rebstöcken stehen die kleinen Häuschen für Geräte und Feldhüter.
In Hemishofen verlässt der Radweg die Straße und führt durch die Felder. Hier sind die Radwanderer allein in der Flussebene.
Harmlos mutet der ebene Betonweg an, an seinem Ende wartet die Überraschung in Form eines steilen Waldwegs.
Vor Gailingen / Diessenhofen hat der Rhein immer noch seine ganz besondere Türkis-Farbe; Schwimmer lassen sich mit der Strömung treiben.
Gegenüber haben sich ein paar bonbonbunte Reihenhäuschen zwischen den historischen Gebäuden von Diessenhofen eingenistet.
Das Wahrzeichen zwischen Gailingen und Diessenhofen ist die 200 Jahre alte Holzbrücke über den Rhein.
Fachwerk stabilisiert die Brückenröhre, die in Abständen durch Fenster erhellt wird.
Am Ende der Röhre tritt man durch ein Tor ins Helle.
Das Portal steht wie ein Häuschen zwischen den Häusern von Diessenhofen: Links das Gasthaus Krone, rechts das Zollamt.
Schaffhausen ist das nächste Zwischenziel des Tages. Zunächst verläuft der Weg abseits, dann entlang der Straße.
Vor Schaffhausen liegen Flusskähne an der Uferpromenade, im Hintergrund überragt der Festungsturm aus dem 16. Jahrhundert das Stadtbild.
Die Altstadt ist einen Blick wert! Die beiden Radwanderer nehmen zwar nicht Platz auf der roten Schweiz-Bank („unser Land / unsre Werte“), …
…, aber natürlich würdigen sie Wilhelm Tell oben auf dem Brunnen.
Vor St. Johann gibt es einen schattigen Platz am Brunnen.
Bei näherem Hinsehen sind die Spuren der Reformation zu entdecken.
Von der belebten Vordergasse und dem Kirchplatz von St. Johann sind es nur wenige Schritte bis zum Münster mit dem Kloster Allerheiligen.
Das romanische Münster aus dem 11. Jahrhundert beeindruckt mit seiner hellen Schlichtheit.
Ein moderner Kerzenständer in der Vierung des Münsters – dem Besucher wäre beinahe noch ein Heiligenschein zuteil geworden, und das in einer evangelisch-reformierten Gemeinde!
Am Museum zu Allerheiligen prangt ein vergoldeter Schafbock – die Reisenden ergründen nicht mehr, was es damit auf sich hat, und machen sich auf den Weg zum Nordufer des Rheinfalls. Das ist allerdings nicht ganz einfach, wegen einer Straßensperrung geht es auf und ab quer durch die Stadt.
Mit statischen Fotos ist die Atmosphäre des Rheinfalls nur ansatzweise zu erfassen.
Mit dem Boot kann man sich einen Eindruck aus der Nähe verschaffen.
Das „dicke Ende“ kommt aber rasch. Am Ende der Uferpromenade wartet ein Parkplatz, und danach folgen zwei steile Anstiege hoch auf den Hungerbühl – hier sieht man Radwanderer schieben und schwitzen. Ab Jestetten geht es moderat an einer Bahnlinie entlang, es ist heiß, das Tagesprogramm durchaus anstrengend gewesen: Langsam muss die Frage des Nachtquartiers geklärt werden. Der Bikeline-Führer hilft weiter, ein Anruf, Frau Hauser in Lottstetten hat ein Doppelzimmer frei (mit Frühstück 60 Euro).
Das Anwesen Hauser war früher ein kleiner Bauernhof gewesen, nun vermietet die alte Dame an Touristen. Die Räder sind im Stallgebäude gut untergebracht, und für die erste große Not hat Frau Hauser ein Tannenzäpfle parat. Auf der Terrasse des Hirschen gibt es einen sehr guten Salat zu essen, der Gutedel aus Waldshut-Tiengen ist mäßig, dafür der Müller-Thurgau aus dem Nachbarort Nack recht ordentlich. Nach 66 Kilometern erlebnisreicher Fahrt ein ruhiger Ausklang auf Frau Hausers Balkon.
Die vorhergehende Etappe dieses Reiseberichts aus dem Jahr 2019 finden Sie hier.
Fortsetzung – 3. Tag: Von Lottstetten bis Laufenburg.
(DIeser Artikel wurde zuletzt geändert am 3.4.2022.)