Hiltrups Mitte verändert ihr Gesicht
Am Klosterwald: Eine Seitenstraße der Marktallee, zentral gelegen in Hiltrups Ortskern. Die Straße bietet hohe Wohnqualität im Spannungsfeld zwischen Einkaufsmeile und Einfamilienhäusern.
Die Straße Am Klosterwald – bis 1975: Klosterstraße, vor 1928: Alte Landstraße Münster-Hamm / Breiterweg – in Hiltrup ist ein Beispiel für die Veränderungen, die der Hiltruper Ortskern erlebt. Alte Häuser werden renoviert oder abgerissen, die Bebauung stark verdichtet.
Alte Häuser müssen sich in Zeiten von billigem Baugeld vor dem Bagger fürchten. Am Klosterwald verschwindet ein Haus nach dem anderen, Makler belästigen die Eigentümer und wollen am Verkauf verdienen. Die Straße verändert gerade heftig ihr Gesicht.
Wie hoch das Tempo der Veränderung inzwischen ist, zeigt der Blick in das vorige Jahrhundert. 1930 stehen links auf der Ostseite der Klosterstraße (heute: Am Klosterwald) gerade einmal drei Häuser: Die 1904 erbaute Hiltruper Post im Eckhaus zur Bahnhofstraße (heute: Textilhaus Grosche an der Marktallee 32), das Eckhaus zur Finkenstraße (Jasper, heute: Max-Winkelmann-Straße) und dazwischen die Sparkasse (Hausnummer 3).
Auf der Postkarte von 1932 stehen schon zwei Häuser mehr auf der Klosterstraße: Neben der Sparkasse ein neues Haus (Nr. 7 am rechten Bildrand, 1931 gebaut) und gegenüber Nr. 8.
Die Luftaufnahme von 1935 zeigt eine Reihe neuer Häuser an der Finkenstraße (heute: Max-Winkelmann-Straße).
Auf der Postkarte um 1937 ist hinter Nr. 7 ein weiterer Neubau zu sehen, das Tierarzthaus Nr. 9.. Die Veränderung der Klosterstraße nimmt aber erst Ende des 20. Jahrhunderts Tempo auf.
Noch 1957 zeigt der Blick in die Klosterstraße (heute: Am Klosterwald) wenige Häuser und viel Grün, links im Foto Reste des Klosterwaldes.
10 Jahre später zeigt das Luftbild von 1967 erste Veränderungen, drei Neubauten an der Klosterstraße: Grosche hat auf der Ecke Bahnhofstraße / Klosterstraße den Behelfsbau abgerissen, der nach der Kriegszerstörung der ehemaligen Post provisorisch errichtet worden war; an der Stelle ist ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstanden. Gegenüber auf der anderen Ecke Bahnhofstraße / Klosterstraße hat der Kolonialwarenhändler Holthenrich ein Wohn- und Geschäftshaus gebaut (2024: City-Foto Wohlgemuth). An der Stelle des durch Bomben zerstörten Wohnhauses Klosterstraße 8 entsteht ein neues Mehrfamilienhaus; im Garten ist noch der frühere Hühnerstall zu erkennen, in dem bis dahin ein Überlebender des Bombentreffers hauste.
Wie schnell ein altes Haus verschwinden kann, zeigt der Abbruch des Hauses Marktallee 26 im Jahr 1983, nur wenige Meter weiter. Nummer 26 war eine „bessere Adresse“ gewesen, das Adressbuch von 1940 nannte „Christine Wynen, Wwe. des Bürgermeisters“ als Eigentümerin, daneben „Leo Wynen, Erster Amtsbeigeordneter“ und „Agnes Grenzer, Stütze“ sowie „Hedwig Havestadt, Wwe.“. 1983 war vergeblich öffentlich über den Erhalt des Hauses diskutiert worden, das seit Anfang des 20. Jahrhunderts zum Hiltruper Ortsbild gehörte. Der Bagger kam am Wochenende, am Montag standen die Hiltruper nur noch vor einem Schutthaufen (heute: Hüttmann – Mode, Sport, Lifestyle GmbH).
Ein Beispiel für die Veränderungen Am Klosterwald ist das Eckhaus Marktallee / Am Klosterwald, das Textilhaus Grosche an der Marktallee 32.
Hiltrup war bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein unbedeutendes Bauerndorf gewesen, kleiner und ärmer als zum Beispiel Amelsbüren. Mit der Ansiedlung von Industrie und Gewerbe um die Jahrhundertwende entstand der Bedarf für eine bessere Infrastruktur. 1868 war mit der Verlegung des Bahnhofs vom DickenWeib an den heutigen Standort ein Zweigpostamt im Bahnhof geschaffen worden. 1884 wurde in der früheren Wirtschaft Stähler (Rohrkötter) an der Hammer Straße eine Postagentur eingerichtet, für die Postsachenbeförderung wurde die Eisenbahn benutzt. 1904 wurde die Postagentur in ein Postamt III. Klasse (Postverwalter) umgewandelt und in das Haus Ecke Kloster- und Bahnhofstraße (heute: Grosche, Marktallee 32) verlegt. Um 1910 wurde dort der erste Telefonanschluss installiert mit einem Klappenschrank, ein Fernsprechamt wurde eingerichtet.
Um 1922 lässt das Foto des Hiltruper Postamts an der Ecke Klosterstraße / Bahnhofstr. 32 (heute: Am Klosterwald / Marktallee 32, Grosche) kaum eine Veränderung erkennen. Im Vergleich mit dem Foto aus dem Jahr 1904 ist aus dem „Kaiserlichen Postamt“ ein „Postamt“ geworden, die Laterne mit dem Reichsadler ist von der Hausecke verschwunden. Der Sandweg neben der gepflasterten Fahrbahn ist noch nicht befestigt, das Nachbarhaus Nr. 34 (Schuhmacher Averesch) ist relativ klein, noch nicht um den östlichen giebelständigen Anbau erweitert.
Hiltrup boomte nach dem Ende der Inflation 1923. Das Postamt zog in einen Neubau des Unternehmers Dalhoff an der Bahnhofstr. 78. In das ehemalige „Kaiserliche Postamt“ an der Bahnhofstr. 32 zog – auf dem Foto von 1932 links – das Textilhaus Grosche („Heinrich Grosche, Woll- und Weißwarenhandlung“), in die Fassade wurden Schaufenster eingebaut. Alteingesessene Hiltruper erzählen, dass der Firmengründer bis dahin noch mit dem Fahrrad über Land gefahren war und als „Kiepenkerl“ mit Textilien und Kurzwaren gehandelt hatte. In das Eck-Ladenlokal zog die von den christlichen Gewerkschaften gegründete Konsumgenossenschaft Eintracht. Als die Genossenschaften in der NS-Zeit aufgelöst bzw. von der Deutschen Arbeitsfront übernommen wurden, ging der Laden an die „Martha Holthenrich Kolonialwarenhandlung“ über.
Im II. Weltkrieg fielen in Hiltrup Bomben auch entfernt von den Industriebetrieben. Insgesamt wurden 48 Wohnungen mit 118 Wohnungen total zerstört. An der Klosterstraße (heute: Am Klosterwald) wurden mehrere Häuser getroffen. Eins davon war das Eckhaus Bahnhofstr. 32 / Klosterstraße. Der Gebäudeteil der „Woll- und Weißwarenhandlung Heinrich Grosche“ (links auf dem Foto) wurde beschädigt, die „Kolonialwarenhandlung Martha Holthenrich“ auf der Ecke (früher Konsumgenossenschaft Eintracht) völlig zerstört.
Nach dem Krieg wurden die an der Klosterstraße (heute: Am Klosterwald) durch Luftangriffe beschädigten Häuser repariert bzw. durch Neubauten ersetzt. Das beschädigte Eckhaus Bahnhofstr. 32 / Klosterstraße wurde zur Hälfte abgebrochen, diese Haushälfte wurde 1950 durch einen provisorischen Anbau ersetzt. Das Foto zeigt im Hintergrund den Klosterwald: Auch der Bereich südlich der heutigen Heideggerstraße ist zu dieser Zeit noch Wald.
Die zerstörte Gebäudeecke Bahnhofstr. 32 / Klosterstraße wurde zunächst durch einen schlichten Anbau ersetzt, neben dem Textilhaus Grosche firmierte hier 1951 „Heinr. Holthenrich Kolonialwaren, Weine, Spirituosen“. Das Textilhaus Grosche kaufte Anfang der 1950er Jahre das auf dem Foto links anschließende Grundstück Bahnhofstr. 32a und bebaute es mit einem Wohn- und Geschäftshaus, hier befindet sich heute noch der Geschäftseingang.
Im Vordergrund des Fotos vom Spielmannszug im Jahr 1954 ist der Gehweg der Bahnhofstraße vor dem Eckhaus Grosche nicht gepflastert. Das gegenüber liegende Eckgrundstück Bahnhofstr. 30 ist noch nicht bebaut (2024: Cityfoto Wohlgemuth), ein schlichtes Schild weist zur Sparkasse in der Klosterstraße.
Der „Kolonialwarenhändler“ Holthenrich baute um 1960 auf der gegenüberliegenden Straßenecke Bahnhofstr. 30 / Klosterstraße und verlegte sein Geschäft dorthin. Die auf dem Postkartenfoto noch recht schmale Bahnhofstraße wurde 1960 verbreitert, die Grundstückseigentümer mussten dafür Teile ihrer Vorgärten abgeben.
Das Textilhaus Grosche ersetzte Anfang der 1960er Jahre die nach dem Krieg notdürftig reparierte ehemalige „Kaiserliche Post“ an der Ecke Klosterstraße / Bahnhofstr. 32 (heute: Am Klosterwald / Marktallee) durch einen schlichten Neubau mit einem Kurzwaren- (auf der Ecke) und Modewarengeschäft. In den 80er Jahren wurden die Kurzwaren aufgegeben, die beiden Ladenlokale wurden zusammengelegt und nach und nach modernisiert.
Das Nachbarhaus Am Klosterwald 1 ist jünger, seine Geschichte ist auch weniger bewegt.
Als Ende 2018 die Dachdecker anrückten und die Fotovoltaik-Anlage auf dem Haus Am Klosterwald 1 abbauten, stellten Viele sich die bange Frage: Wird auch dies unscheinbare Klinker-Häuschen neben dem Textilgeschäft Grosche bald Geschichte sein? Diese Frage stand seit vielen Jahren im Raum.
Am Klosterwald 1, erbaut 1938, war lange nur ein bescheidenes Wohnhaus mit einem kleinen Gärtchen davor. Bis zu ihrem Tode wohnte hier Maria Poether, die Schwester des 1942 ermordeten Kaplans Poether.
Danach wurde das Haus ein wenig umgebaut, der Garten verkleinert und eine kleine Terrasse vor dem Haus angelegt. Als Blickfang wurde in der winzigen Rasenfläche ein kleiner Baum gepflanzt. Der VSE zog als Mieter ein und betrieb von hier aus im Auftrag der Stadt Jugendarbeit. Ab und zu sah man Jugendliche auf der kleinen Terrasse vor dem Haus sitzen, Probleme mit der Nachbarschaft gab es nicht.
Nach dem Auszug des VSE stand zunächst zur Diskussion, das Haus abzureißen und durch einen größeren Neubau zu ersetzen. Dies erwies sich wegen der beengten Lage als problematisch. Schaut man das aktuelle Foto Am Klosterwald 1 näher an, dann wird deutlich, dass das alte Haus ringsum von Neubauten eingekreist ist: Im Hintergrund ist die Rückseite des Neubaus an der Marktallee 34 zu sehen, dessen neue Ladenflächen ab Mitte 2018 zum größten Teil leer standen; 2021 ist eine Augenarztpraxis eingezogen. Links ist das Textilgeschäft Grosche schon vor ein paar Jahren mit einem Flachdach-Erweiterungsbau nah herangerückt. So entschied sich der Eigentümer für eine grundlegende Renovierung. In dem Zuge wurde der Garten durch Auto-Stellplätze ersetzt. Das Haus bleibt, was es immer war: Ein Einfamilienhaus.
Der Postmeister Heinrich Poether hatte 1921 ehrenamtlich die Geschäfte der Kreissparkasse übernommen. Die Annahmestelle der Kreissparkasse entwickelte sich schnell in Konkurrenz mit der Hiltruper Spar- und Darlehenskasse, die 1883 mit der Unterstützung von Konsul Schencking gegründet worden war. Neue Geschäftsräume wurden erforderlich. Poether baute 1927 nebenan auf seinem Grundstück Klosterstraße 3 ein Wohn- und Geschäftshaus. Die Kreissparkasse zog in das Erdgeschoss, ab 1928 als Hauptzweigstelle.
In Ober- und Dachgeschoss wohnten im Jahr 1940 die Familie des Postverwalters Heinrich Poether, die Postassistentin Hedwig Hölscher, der Sparkassenleiter Max Bröker und die Haushälterin Elisabeth Ledding.
Die Häuser Klosterstr. 3 und Klosterstr. 7 wurden im II. Weltkrieg nicht direkt von Bomben getroffen. Das Foto vom Feuerwehreinsatz auf dem Betriebsgelände Suhrheinrich im Jahr 1944 zeigt die Häuser im Hintergrund, die Druckwelle der Bombenexplosion(en) hat die Dächer beschädigt.
1952 kaufte die Sparkasse das Grundstück Klosterstraße 3. 1956 tauschte sie dies Grundstück mit dem im Krieg zerstörten Grundstück Bahnhofstraße 52 der Familie Burmann. Herr Burmann war bei dem Bombenangriff umgekommen. Seine Witwe und Tochter zogen zusammen mit ihrem früheren Mieter Carl Rink, Inhaber der Tiefbauunternehmung Carl Rink, in das Haus an der Klosterstraße 3.
Klosterstraße 3 diente danach als Wohnhaus von Familie Burmann und von Carl Rink. Im Erdgeschoss befand sich das Büro der Bauunternehmung.
Die Firma Rink hatte ihren Bauhof zwischen Marktallee und Max-Winkelmann-Straße in dem Bereich des heutigen Spielplatzes Kalvarienbergweg.
Die Sparkasse zog 1957 von der Klosterstraße 3 in einen Neubau an der Bahnhofstraße 52 (heute: Marktallee; dies Haus der Sparkasse an der Marktallee 52 wurde um 2005 wieder durch einen Neubau ersetzt.).
Nach Rinks Tod mietete erst ein Architekt, dann ein Versicherungsbüro die früheren Geschäftsräume im Haus Am Klosterwald 3. Bis zum Abbruch 2016 war das alte Kontor im Erdgeschoss erhalten geblieben, auch der eingebaute Geldschrank mit einer mächtigen Eisentür; der Messing-Griff der Tresortür ist im Zuge des Abbruchs dem Hiltruper Museum übergeben worden.
Im Jahr 2016 wurde das Haus abgebrochen und durch einen Block mit Eigentumswohnungen ersetzt.
Im Gehweig vor dem Haus erinnert ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig an den Geistlichen Bernhard Poether, Sohn des Postmeisters Heinrich Poether. Bernhard Poether kam 1942 im KZ Dachau um, seine Eltern wohnten Am Klosterwald 3 im Obergeschoss.
Die benachbarten Grundstücke Klosterstraße 7 und 9 wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bebaut.
Bauherr von Nr. 7 war im Jahr 1931 Konrad Wieland. Wieland bewohnte das Haus nicht selbst, als Werkmeister (und nach 1945 vorübergehend Betriebsleiter) der Hiltruper Röhrenwerke wohnte er auf Werksgelände an der Industriestr. 4 (heute: Nobelstraße). Die Erdgeschosswohnung Klosterstr. 7 war zunächst an den Direktor der Röhrenwerke Walter Stein mit seiner Familie vermietet. Stein war 1931 nach der Übernahme der Hiltruper Röhrenwerke durch Hoesch Direktor geworden und nach Hiltrup gezogen. Die dieser Wohnung zugeordnete Küche befand sich im Kellergeschoss und war durch einen Speiseaufzug mit dem Esszimmer darüber verbunden. Zeitzeugen erzählten, welches Vergnügen es für sie als Kinder gewesen sei, darin Aufzug zu fahren. Stein bezog 1938 sein Haus an der Jahnstr. 11 (heute: Hanses-Ketteler-Straße). Nach Kriegsende setzte sich die Familie vorübergehend nach Chile ab (laut mündlicher Auskunft von Zeitzeugen). Frau Wieland verbrachte ihre letzten Lebensjahre im Hiltruper Marienheim, das Haus war in dieser Zeit als Werkswohnungen an Glasurit / BASF vermietet. Es ist seit 1978 in privater Hand, an diesem Abschnitt der Straße Am Klosterwald inzwischen eins der letzten Häuser mit prägendem Grün.
Das Haus Nummer 9 wurde etwa 1936/1937 gebaut. Hier wohnten immer Tierärzte: Nach dem Tod von Dr. August Besselmann heiratete seine Witwe den Tierarzt Dr. Heinrich Rotert (1914-1973). Sie blieb nach seinem Tod allein in dem relativ großen Einfamilienhaus wohnen. Ihre Erben verkauften 2004 an die Tierärzte Stefan und Andrea Frank, diese erweiterten das Haus zur Straße hin um einen Anbau für eine Kleintierpraxis. Die Kleintierpraxis wurde Ende 2017 aufgegeben und das Grundstück zum Verkauf gestellt. Das Haus war von da an bis zum Abbruch im Juli 2019 unbewohnt und in schlechtem Zustand. Eineinhalb Jahre Leerstand, geschuldet dem Bauboom und der explosiven Preisentwicklung für Grundstücke.
Hintergrund ist eine Besonderheit dieses Grundstücks: Der für diesen Bereich geltende Bebauungsplan Nr. 256 setzt zwar wie bei den Nachbargrundstücken die Grundflächenzahl auf 0,4 fest, das heißt 40 Prozent der Grundstücksfläche dürfen theoretisch bebaut werden; die verbindlichen Baugrenzen schränken die bebaubare Fläche aber darüber hinaus weiter ein. Zusätzlich werden Abriss und Neubebauung dadurch verteuert, dass der Bau einer Tiefgarage zwingend vorgeschrieben ist.
Diese Besonderheiten – hoher Grundstückspreis, eingeschränkte Baumöglichkeit – führten dazu, dass Hiltruper Unternehmer bzw. Interessenten das Projekt einer Neubebauung mit Miet- oder Eigentumswohnungen als unwirtschaftlich einschätzten und vom Kauf des Grundstücks absahen. 2018 verhandelte der Immobilienunternehmer Pund über einen Kaufvertrag, lleß den Kauf dann aber platzen. Pund steht laut online verfügbaren Handelsregisterauszügen in geschäftlichen Verbindungen mit den münsterschen Kneipiers Marcus Geßler und Arash Vatanparast; 2018 trat nun Vatanparast als Geschäftsführer der MSV Immobilien GmbH (Geschäftsführer: Gastronom Arash Vatanparast, 25.500 Euro Grundkapital) auf und kaufte das Grundstück. Über die Hintergründe dieses bemerkenswerten Ablaufs kann mangels weiterer Informationen nur spekuliert werden.
Der Bauantrag der MSV Immobilien GmbH lag seit Oktober 2018 zur Genehmigung bei der Stadt, die Baugenehmigung war für Ende Juli 2019 in Aussicht gestellt. Die geplanten Eigentumswohnungen wurden ab Sommer 2019 über einen Makler zu Quadratmeterpreisen um 5500 Euro angeboten (einschließlich Tiefgaragen-Stellplätzen, Makler und sonstiger Nebenkosten, Fertigstellung für Oktober 2020 angekündigt): Auf engem Raum waren 8 Eigentumswohnungen und eine Tiefgarage (mit der Einfahrt auf der Südseite des Grundstücks) geplant.
Im Juni 2019 begannen die vorbereitenden Arbeiten für den Abriss, im Juli 2019 kam der Abriss-Bagger. Die grob fahrlässigen Abbrucharbeiten, der kuriose Start der Arbeiten zur Sicherung der Baugrube und der Wassereinbruch in der Baugrube ließen den Beginn der Bauarbeiten zu einer Geschichte voller Überraschungen werden.
Bei diesem Bauprojekt besteht ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen Grundstückskosten, Bauqualität (an einer zu engen Tiefgarage sind an anderer Stelle des Klosterwalds schon Profis gescheitert) und Quadratmeterpreis der zukünftigen Eigentumswohnungen. Gegenüber den betroffenen Nachbarn traten für die MSV Immobilien GmbH die Herren Vatanparast und Mecklenbrauck wenig entgegenkommend auf: Das Schreiben eines Nachbarn mit der Bitte, Berührungspunkte der Baumaßnahme an der gemeinsamen Grenze im Gespräch zu klären, wurde schlicht ignoriert. Der Investor hielt es auch nicht für nötig, die unmittelbar betroffenen Nachbarn über den bevorstehenden Beginn der Abriss-Arbeiten zu informieren, obwohl ausdrücklich darum gebeten worden war. Anfang 2020 wurde die Baugrube mit einer so steilen ungesicherten Böschung an der Nordseite ausgehoben, dass der Garten des Nachbarhauses an einer Stelle in die Baugrube rutschte. Der gemeinsame Zaun zum Nachbargrundstück rutschte mit ab, MSV Immobilien weigerte sich, für die Wiederherstellung aufzukommen; auch die durch die Bauarbeiten verursachten Schäden an dem anderen Nachbargrundstück (Am Klosterwald 11) hat MSV Immobilien trotz Aufforderung nicht beseitigt.
Mit Fortschreiten der Baustelle wurden die Probleme dieses Projektes immer offensichtlicher. Auf der Fläche, die bis vor kurzem gut für ein Einfamilienhaus gereicht hatte, ist ein Baukörper mit acht Wohneinheiten zwischen die vorhandene Bebauung gequetscht worden.
Die Südfront des neuen Gebäudes Am Klosterwald 9 hat als Gegenüber in sechs Metern Abstand die (höhere) Rückfront des Nachbarhauses. Hier wird man sich wohl nicht über zu viel Sonnenschein beklagen können. Wohn- und Schlafraum einer Erdgeschosswohnung blicken unmittelbar auf die Zufahrt zur Tiefgarage, ein anderer Raum dieser Wohnung blickt nach Norden auf das sechs Meter entfernte andere Nachbarhaus. Die Terrasse der mittleren Wohnung bildet gleichzeitig das Portal der Tiefgarage, sie reicht direkt zur Grenze und liegt unmittelbar gegenüber dem Hauseingang des Nachbarhauses; wer die Sonne meiden möchte und eine Vielzahl von sozialen Kontakten liebt, wohnt hier richtig.
Am anderen Ende des neuen Gebäuderiegels sieht es nicht viel besser aus, ein Zimmer blickt mit drei Metern Abstand auf eine Wand des Nachbargrundstücks. Wo hier nach Osten hin einmal Gemüsegarten war, breitet sich jetzt die gewaltige Tiefgarage aus. Sie füllt das Grundstück fast ganz aus. Da das Grundstück nach Osten hin leicht abfällt, erhebt die Betondecke der Tiefgarage sich einen halben Meter über das Niveau der Nachbargrundstücke; auf diesem unterirdischen Betonklotz wurden noch Terrassen, Schotter und eine Schicht Erdreich für Rasen aufgebracht, damit entstand eine großflächige Plattform einen Meter über dem Niveau der Nachbargrundstücke. Büsche und Bäume mit größerem Wurzelwerk dürfen hier nicht gepflanzt werden, um die Oberflächenabdichtung der Tiefgarage nicht zu beschädigen – ein Fake-Garten. Ob der Natur wirklich ein Gefallen getan ist, mit so viel Beton unter dem Pseudo-Grün das ganze Grundstück zu versiegeln?
Die Nachbarn fragen sich jedenfalls, wer die mittleren Wohnungen mit Terrassen- bzw. Balkonblick auf die Hauswand gegenüber gekauft haben könnte. Wer will hier wohnen? Oder ist das ein Renditeobjekt zur Vermietung an Verzweifelte, die nichts anderes finden?
Bei den Außenanlagen, die im Sommer 2021 nach und nach fertiggestellt wurden, lässt sich über Geschmack streiten. Ein hoher Sichtschutzzaun wirkt abweisend, und eine Art Buswartehäuschen für die Mülltonnen versperrt den Blick auf das wenige Grün, das auf dem Nachbargrundstück noch das Bild der Straße prägt.
Das Nachbargrundstück Nummer 11 war bis 1967 noch Gartenland und wurde danach mit einem großen Mehrfamilienhaus bebaut.
Das nächste Haus, das Eckhaus Am Klosterwald / Max-Winkelmann-Straße (früher: Finkenstraße), ist auf dem Foto aus dem Jahr 1920 bereits vorhanden. Bauherr war der Postschaffner Wilhelm Jasper. Nach dem Tod der letzten Nachfahrin wurde das Haus verkauft, es wird weiter als Wohnhaus erhalten und genutzt.
Bevor man sich die Westseite der Straße Am Klosterwald ansieht, lohnt sich noch ein kurzer Blick in die Max-Winkelmann-Straße. Keine Sorge, es soll kein langer Spaziergang werden, aber ein paar Schritte bis zur Hausnummer 10 lohnen.
Das Haus Cesarz aus den 1930er Jahren ist ein Entwurf des münsterschen Architekturbüros Tönies, Mitglied der Künstlergruppe „Schanze“. Form und Anordnung des Hauses auf dem Grundstück setzen einen starken Kontrast zu der zeittypischen Bebauung ringsum.
Schaut man sich die Westseite der Straße Am Klosterwald an, zeigen sich auch hier die Spuren großer Veränderungen. Die Bäume, die auf dem Foto aus dem Jahr 1920 noch das Bild bestimmen, sind verschwunden.
Auf der Westseite der Klosterstraße ist das Eckgrundstück zur Bahnhofstraße (heute: Marktallee 30) im Jahr 1920 und auch im Jahr 1930 noch nicht bebaut.
Im Vordergrund des Fotos vom Spielmannszug im Jahr 1954 ist der Gehweg der Bahnhofstraße vor dem Eckhaus Grosche (Bahnhofstr. 32) nicht gepflastert. Das gegenüber liegende Eckgrundstück Bahnhofstr. 30 / Klosterstraße ist noch nicht bebaut (2024: Cityfoto Wohlgemuth), ein schlichtes Schild weist zur Sparkasse in der Klosterstraße.
Hier entsteht erst um 1960 ein Neubau für das Lebensmittelgeschäft Holthenrich (im Foto rechts). Holthenrich führte das Geschäft der Konsumgenossenschaft Eintracht fort und nutzte zunächst weiter das Eck-Ladenlokal in der früheren kaiserlichen Post auf der anderen Straßenseite (Bahnhofstr. 32 / Ecke Klosterstraße). Nachdem das Gebäude im II. Weltkrieg durch Bomben schwer beschädigt worden war, stand hier bis Anfang der 1960er Jahre ein provisorischer Behelfsbau; er wurde Anfang der 1960er Jahre von Grosche durch einen Neubau ersetzt. Der „Kolonialwarenhändler“ Holthenrich baute um 1960 auf der gegenüberliegenden Straßenecke Bahnhofstr. 30 / Klosterstraße und verlegte sein Geschäft dorthin.
Ende der 70er Jahre ist Holthenrich der Konkurrenz mit dem Supermarkt Hill an der Marktallee 38-40 (2024: Drogeriemarkt dm) nicht mehr gewachsen und gibt 1978 das Geschäft auf. Das Ladenlokal wird danach zunächst durch die Landesbausparkasse genutzt und ab 1996 (nach Erweiterung) bis jetzt (2024) durch City-Foto Wohlgemuth.
Anfang des 20. Jahrhunderts steht an der Westseite der Klosterstraße auch daneben noch kein Haus. Erst an der Hausnummer 6 steht das nächste Haus des Zimmermeisters Marx. Im Januar 1916 reicht der Kaufmann Theodor Krampe aus Erfurt für Nr. 4 einen Bauantrag ein.
Anfang der 1920er Jahre kaufte der Bauer Theodor Niehues das Haus, er wohnte dort bis mindestens 1940 (später bis 2020 Familie Krüger).
Klosterstraße 4 aus dem Jahr 1916 gehört mit zu den ältesten Häusern der Klosterstraße / Am Klosterwald. Es ist abgesehen von veränderter Dacheindeckung und Anstrich original erhalten.
Wegen der nachträglichen Veränderung des Dachs – Bitumenschindeln anstelle des ursprünglichen Hohlziegeldachs – war das Haus zunächst nicht unter Denkmalschutz gestellt worden, erst seit März 2020 steht es unter Denkmalschutz. Optisch wird es auf der linken Seite bedrängt durch den Neubau von Am Klosterwald 6, die rohe Betonwand eines Carports steht auf der Grenze und verdeckt das alte Haus. Härter könnte der Kontrast nicht sein.
Nach dem Tod der Eigentümerin stand Am Klosterwald 4 Anfang 2020 für fast 800.000 Euro zum Verkauf. Im April 2020 wurde der Kaufvertrag geschlossen.
Ab April 2020 war das Haus Baustelle und nicht bewohnt. Eine Renovierung und Modernisierung wurde begonnen. Sand in der alten Holzbalkendecke wurde durch eine Wärmeisolierung ersetzt, davon zeugen die Spuren unter den Giebelfenstern auf dem Foto. Ab Sommer 2020 ruhte die Baustelle. Zunächst sorgten überlange Bearbeitungszeiten der Baugenehmigungsbehörde für Stillstand. Im Jahr 1916 ging das deutlich schneller: Der Bauantrag wurde im Januar 1916 gestellt, die Baugenehmigung wurde im März 1916 erteilt, und im September 1916 erfolgte die Schlussabnahme.
Erst Anfang Dezember 2020 konnten die Handwerker wieder anrücken. Als erstes wurde die Heizung für den Winter fit gemacht.
In den Monaten danach war bis August 2021 kaum Baufortschritt zu erkennen. Die Modernisierung des Hauses im Inneren erforderte langwierige Abstimmungen mit der Denkmalschutzbehörde. Nur sporadisch waren Fahrzeuge von Handwerkern zu sehen, es war wenig Bewegung in der Baustelle.
Erst im Spätherbst 2021 ging es mit der Renovierung des Hausinneren voran. Seit Dezember 2021 ist das Haus wieder bewohnt, 2022 ist auch mit der Wiederherstellung der Außenanlagen zu rechnen. Für Hiltrups Profil ist es ein Gewinn, dass dies schöne alte Haus erhalten bleibt und wieder Leben in ihm ist!
Auch die nächsten Häuser, Nr. 6 (weißes Haus rechts) und Nr. 6 A (verdeckt in der zweiten Reihe schräg dahinter, Fachwerk), stammen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts und sind im Jahr 1920 bereits vorhanden.
Hier hat die Baufirma der Gebrüder Bröcker Spuren hinterlassen: Die Gebrüder Bröcker waren im April 1904 von Havixbeck nach Hiltrup gekommen. Aus dem elterlichen Baugeschäft brachten sie Gerüste und Handwerkszeug mit und ließen sich „im Urwald“ nieder: Sie kauften 1907 von der Kirchengemeinde ein 2 Morgen großes mit Fichten bestandenes Grundstück an der Marktallee, auf dem heute St. Clemens steht. Sie fällten einige Fichten und zimmerten eine Materialbude zusammen. Sie wohnten zunächst zusammen in einer Dachwohnung der Gastwirtschaft Vogt an der Bahnhofstraße. Ihr erster Auftrag war die Villa für Max Winkelmann am Rotenberge.
Das Haus Nr. 6 an der Klosterstraße bauten die Gebrüder Bröcker im Jahr 1905 für den Zimmermann Theodor Marx (Adresse: Dorf 153). Zwei weitere Bauplätze an der Klosterstraße kauften und bebauten sie 1907. 1911 entschied sich die Gemeindevertretung der Pfarre St. Clemens für den Kirchenneubau auf dem Bröcker-Grundstück. Sie erhielten im Tausch ein größeres Gelände zwischen Bahnhof- und Klemensstraße und bauten 1912/1913 die neue Kirche.
Marx hatte eine Hiltruperin (geborene Hackenesch) geheiratet. Er baute den Dachstuhl der St. Clemens-Kirche. Das hinter Nr. 6 liegende Fachwerkhaus Nr. 6 A (ungefähr aus dem Jahre 1904) war seine Werkstatt. Hier gab es eins der ersten Autos von Hiltrup, im Garten hinter der Werkstatt stand bis 1983 die Garage. Marx gehörte auch das Haus Marktallee 28.
Die Werkstatt in der zweiten Reihe wurde 1929 zum Wohnhaus umgebaut mit der Hausnummer Klosterstraße 6 A (in der dritten Reihe entstand 1983 ein weiteres Wohnhaus). Das Adressbuch von 1940 führt Theodor Marx, Bauunternehmer, als Eigentümer von Nr. 6 auf, den Arbeiter Emil Müller und Marx‘ Tochter Gertrud Marx als Bewohnerin von Nr. 6 A (Adressbucheintrag: „Haustochter“). Das Grundstück wurde später geteilt, die Familie verkaufte das Haus Nummer 6 an den Zahnarzt Dr. Georg Schewior. Schewior hatte seine Praxis laut Adressbuch von 1940 an der Bahnhofstr. 2. Seine Frau Hanna Schewior starb 1957, Verwandte zogen ein. Nach deren Tod war Nr. 6 vorübergehend vermietet und stand ab ungefähr 2016 leer.
Äußerlich gut erhalten, im Inneren renoviert, war es bis 2016 noch vermietet. Den Erwerbern war es offensichtlich zu klein, der Raumzuschnitt vielleicht nicht repräsentativ genug; immerhin ließen die Grundstückspreise im Ortskern vermuten, dass hier kein einfaches Einfamilienhaus geplant war. Im Dezember 2018 kam der Abbruchbagger.
Ein Blick durch die Eingangstür des alten Hauses verriet ein wenig von dem Charme des Altbaus: Der original erhaltene gemusterte Fliesenboden und das Treppengeländer erinnerten daran, dass sich hier vor 100 Jahren ein wohlhabender Handwerksmeister angesiedelt hatte.
2019 und 2020 entstand an der Stelle des alten Handwerkerhauses ein Neubau.
Mit grauem Klinker und viel Platz für Autos (Garage und Carport als Grenzbebauung an beiden Seiten, davor Stellplätze für weitere Autos) bedrängt er die Nachbarhäuser.
Das Fachwerkhaus Nr. 6 A ist heute zur Straße hin durch einen Neubau aus dem Jahr 2010 (Nr. 6 C) verdeckt.
Der rote Klinkerbau Haus Nr. 8 stammt aus dem Jahr 1967. Hier stand bis zum II. Weltkrieg ein zwischen 1930 und 1932 errichteter Vorgängerbau mit mehreren Mietparteien. Bewohner war im Jahr 1940 laut Adressbuch unter anderen „Wilhelm Meyer, Rentenempfänger“. Das Haus wurde im Krieg durch eine Bombe völlig zerstört. Die Waschküche im Keller war mit Balken-Verstärkungen als Luftschutzkeller hergerichtet, Wilhelm Meyer sen. kam durch den Luftangriff in den Trümmern um; Wilhelm Meyer jun. (geb. 1915) wurde mit einem Balken über der Brust eingeklemmt, er wurde blutüberströmt aus den Trümmern geborgen. Das Trümmergrundstück lag dann bis in die 60er Jahre brach, Wilhelm Meyer lebte im hinteren Teil des Grundstücks in einem ehemaligen Hühnerstall als Behelfsheim, bis er in den Neubau Ecke Marktallee / Hohe Geest umzog. Ein Portrait von Wilhelm Meyer erschien in Hiltrup heute und morgen, Stadtteilzeitung der SPD für Hiltrup, Ausgabe März 1989, Seite 4.
Klosterstraße 10 (rechts auf dem Foto) ist ein weiteres Handwerkerhaus, erbaut 1912. Für kurze Zeit lebte hier der Hiltruper Bauunternehmer Bröcker, dann kaufte es der Kirchenmaler („Glaser, Maler- und Anstreichermeister“) Theodor Tecklenborg (Tecklenborg & Quante führten die Anstreicherarbeiten beim Neubau von St. Clemens aus). Das Adressbuch von 1940 nennt als Eigentümer „Tecklenborg, Th., Anstreicher“ sowie als weiteren Bewohner „Wisnewski, Eugen, Maler“. Das Haus war ursprünglich relativ klein, Giebel und Dachgaube sind durch zierlich-aufwändiges Holzwerk geprägt.
Spätere Eigentümer erweiterten das Haus nach dem Krieg durch Anbauten. Wo sich auf der Straßenseite links zunächst eine hölzerne Veranda befand, wurde ein Raum angebaut und später mit einer mächtigen, überproportionierten Balustrade zum Balkon aufgestockt. Auch auf der Rückseite wurde ein Anbau angefügt. Auch dies Haus wurde 1944 durch einen Luftangriff beschädigt.
Das Haus wurde nach und nach renoviert, es ist heute in gutem Zustand. In den 1970er Jahren residierte hier die Werbeagentur bsm, danach das Architekturbüro Jepsen; heute wird das Haus wieder als Wohnhaus genutzt. Der Gitterzaun mit steinernen Pfeilern zur Straße hin wurde vor einigen Jahren drastisch erhöht; große, das Bild der Straße prägende Bäume wurden 2019 gefällt.
Auf dem Foto aus dem Jahr 1920 sieht man links daneben das Haus Klosterstraße 12. In diesem Haus wohnte Professor Nübel, Professor an der Königlichen Bauwerkschule (heute Fachhochschule) in Münster.
Hier traf sich ab 1910 die kleine evangelische Gemeinde von Hiltrup in ihren Anfängen.
1930 markierte das Haus Nübel das Ende der Bebauung, die Klosterstraße war noch ein Sandweg. Das auf dem Plan von 1914 (siehe unten) noch eingezeichnete Wohnhaus des Fabrikanten Wittkop auf dem Nachbargrundstück ist nicht vorhanden, das Foto von 1930 zeigt hier eine Freifläche. Nübel war der Motor für den Erwerb des Grundstücks an der Münsterstraße (heute: Hohe Geest), auf dem die evangelische Gemeinde 1932 ihre erste Kirche baute (1972 nach dem Bau der Christuskirche abgebrochen). Er verpachtete das Haus an der Klosterstraße im Jahr 1937 an die evangelische Kirchengemeinde, Pastor Heinrich Grefer zog hier ein; das Haus wurde 1944 durch eine Bombe schwer beschädigt und danach repariert. Bis 1954 war es evangelisches Pfarrhaus. Nübel zog danach in hohem Alter für zwei Jahre wieder ein.
Auch auf der Postkarte von 1957 – das Haus Nübel liegt links hinter den Kiefern – sieht dieser Bereich noch recht idyllisch aus. Die letzte Bewohnerin verkaufte das Haus Ende des 20. Jahrhunderts, es wurde abgerissen, und das sehr tiefe Grundstück wurde mit zwei Neubauten bebaut.
Auf dem südlich angrenzenden Eckgrundstück stand Anfang des 20. Jahrhunderts das Wohnhaus des Fabrikanten Heinrich Wittkop.
Dies Eckgrundstück lag damals an einem nach Westen abzweigenden Privatweg im Eigentum Wittkops.
Eine erhaltene „Zeichnung zur Anlage gewerblicher Arbeits- und Lagerräume“ vom 27.7.1914 weist aus, dass Wittkop im Bereich der heutigen Grundstücke Am Klosterwald 18 bis 24 einen Gewerbebetrieb plante. Die Eintragung von Laboratorium, Auflöser, Wasserkesseln, Mischmaschinen und größeren Lagerflächen in der Zeichnung könnte darauf hinweisen, dass hier ein weiterer Betonsteinbetrieb entstehen sollte (in dem Dreieck zwischen Klosterstraße und Bahnhofstraße befand sich auch der Betonsteinbetrieb von Josef Suhrheinrich).
Möglicherweise wegen des Kriegsbeginns im August 1914 wurde die Planung nicht realisiert. Der Straßenname Breiterweg galt auch für die heutige Hohe Geest und wurde erst später durch Klosterstraße, ab 1975 Am Klosterwald ersetzt.
Das Eckgrundstück lag später unbebaut, wie es das Foto des Hauses Nübel von 1930 und das Luftbild von 1967 zeigen. Es wurde erst nach 1967 mit Einfamilienhäusern bebaut; der frühere Privatweg ist heute öffentliche Straße mit der Bezeichnung Am Klosterwald und führt zum Schulzentrum.
Die Hiltruper Klosterstraße bzw. Am Klosterwald hat sich in 100 Jahren rasch verändert. Sie steht damit beispielhaft für die Entwicklung Hiltrups vom unbedeutenden Bauerndorf, kleiner noch als Amelsbüren, zu einem Stadtteil Münsters mit den Qualitäten einer lebendigen Kleinstadt.
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18.10.2024.)