Bauträger Am Klosterwald: Öko-Sünder und Nachbarschreck
Ein Architekt ohne Büro, ein Jurist ohne Kanzlei (vormals Trinkkontor Kesten & Epping GmbH), ein Kneipier? Drei Leute tun sich zusammen, Uwe Silz, Wulf Mecklenbrauck und Arash Vatanparast. Sie gründen mit dem äußerst bescheidenen Grundkapital von 25.500 Euro die MSV Immobilien GmbH (im Juristenslang „Gesellschaft mit bedenklichem Hintergrund“) und machen sich an ein Immobilienprojekt. Ein altes Haus in der Straße Am Klosterwald 9 in Hiltrup ist von den Voreigentümern heruntergewirtschaftet, sie reißen es ab und verkaufen teure neue Eigentumswohnungen.
Das Projekt ist kein Selbstläufer. Das Grundstück in guter Lage ist sehr teuer, das Baurecht schränkt die Bebaubarkeit spürbar ein; der Bebauungsplan schreibt eine Tiefgarage vor, sie nimmt fast den gesamten Garten hinter dem neuen Haus in Anspruch.
Es muss also gespart werden, damit die Rendite stimmt. Und gespart wird auf Teufel komm raus, angefangen beim Abbruch und der dilettantisch geplanten Baugrubensicherung. Die Abwasserleitung des Nachbarhauses wird angezapft, dann rutscht ein Teil des anderen Nachbargrundstücks samt Gartenzaun in die Baugrube – ein paar Bohlen werden eingeschlagen, der Zaun wird nicht repariert.
Zweifel an Zahlungswilligkeit und Zahlungsfähigkeit tauchen auf. Waren das nicht auch sehr merkwürdige Firmen, die den Innenausbau des Neubaus erledigten? Selten hat man so unflätig herumschreien gehört wie während der Elektroarbeiten. Selten hat man so lange bis Mitternacht Leute in dem Bau arbeiten gesehen, die wohl Malerarbeiten machten. Sicher war das alles völlig legal und keine Schwarzarbeit, aber ungewöhnlich war es schon. Die hiesigen Handwerksbetriebe seien zu teuer, hatte Silz im Smalltalk angedeutet, er habe da so seine billigen Betriebe aus dem Emsland…
Derweil schuftet sich ein Handwerkerservice mit den Außenarbeiten ab. Er ist ein Fachmann für alles, beinahe Einzelkämpfer. Er muss Terrassen pflastern und die riesige Tiefgarage kaschieren. Die Tiefgarage ist in Wirklichkeit eine Hochgarage geworden, ihre Betondecke ragt ein gutes Stück über das Geländeniveau hinaus, mindestens einen halben Meter. Auf dies Podest muss der Handwerkerservice einen „Garten“ bringen – nur wie? Weitere Aufbauten sind nötig, eine Stützmauer formt ringsum auf der Garagendecke eine Art Becken, noch einmal einen halben Meter höher, also mindestens einen Meter über dem Niveau der Nachbargrundstücke. Dies Becken wird mit viel Schotter gefüllt. Der Platz ist knapp für den Radlader, der das viele Material Schaufel für Schaufel hinbringt, sechs Tage die Woche werden die Nachbarn mit Lärm und Gestank belästigt. Auf den Schotter kommt etwas Mutterboden und Rollrasen. Und eine Entwässerung braucht so ein Becken, das Wasser muss schließlich weg, wenn es regnet. Also bekommt das Becken einen Abfluss in den Regenwasserkanal (im Titelfoto links unten): Auf diesem Grundstück wird kein Tropfen Regenwasser mehr versickern.
Die Nachbarn auf der anderen Seite des Neubaus haben schon lange keinen Zaun mehr, der Grenzzaun und die Gartenanlage sind MSV Immobilien GmbH zum Opfer gefallen. Nur auf einem Teilabschnitt steht jetzt ein Geländer, um die Zufahrt zur Tiefgarage zu sichern. Hier waren während der Bauarbeiten Träger und Stahlplatten eingerammt, um die Baugrube der Tiefgaragenzufahrt zu stützen, sowohl der Zaun als auch die gepflegte Bepflanzung waren im Wege.
Das Foto aus der Vergangenheit zeigt, welch gepflegten Eingangsbereich das Haus Am Klosterwald 11 hatte, bevor MSV kam.
Aktuell erleben die Eigentümer dieses Nachbargrundstücks dasselbe wie die Nachbarn auf der anderen Seite: MSV Immobilien GmbH will nicht für die Schäden eintreten, die durch die Bauarbeiten entstanden sind. 6500 Euro hat ein Landschaftsbaubetrieb veranschlagt, um den abgesackten Weg und die abgesackte Eingangstreppe wieder herzustellen und die verwüstete Bepflanzung zu erneuern, und MSV reagiert wie auf der anderen Seite: Mit hinhaltendem Wiederstand. Mecklenbrauck soll den Nachbarn angeblich erklärt haben, er sei schließlich Volljurist, und ihre Schadenersatzforderung sei unverschämt.
So hinterlassen Mecklenbrauck, Silz und Vatanparast verbrannte Erde Am Klosterwald. Die fast vollständige Versiegelung des Grundstücks Am Klosterwald 9 ist ökologisch verantwortungslos. Die Nachbarn sind frech geschädigt und müssen abwägen, ob Klagen gegen eine vermögenslose „Gesellschaft mit bedenklichem Hintergrund“ sinnvoll sind. Die Stadt Münster muss sich fragen lassen, ob dies Bauvorhaben zu Recht genehmigt wurde; wenn ja: Welchen Sinn hat es, per Bebauungsplan Tiefgaragen vorzuschreiben, die in Wirklichkeit nur eine besonders teure Form der Total-Versiegelung sind?
Aber auch die Eigentümergemeinschaft des Neubaus steht in der Pflicht. Mit dem Kauf der Eigentumswohnungen hat sie die Verantwortung für die ökologischen Probleme übernommen und für die verbrannte Erde im Verhältnis zu den Nachbar. Will sich die Geschäftsfrau von der Marktallee, die Am Klosterwald 9 eine Wohnung mit Terrasse gekauft hat, täglich von den Nachbarn fragen lassen, wann der Zaun repariert wird, wann der Weg neu gepflastert wird?
Offensichtlich müssen sich Passanten hüten, Am Klosterwald 9 zu nahe zu kommen. Ein Schild am Übergang vom Gehweg zur Tiefgarageneinfahrt warnt vor Rutschgefahr. Warum die MSV Immobilien GmbH vor einigen Wochen die steile Rampe mit einer glatten Beschichtung versehen hat, die die Unfallgefahr zusätzlich erhöht, ist nicht bekannt. Sollte es etwa ein Baumangel sein, der da kaschiert wird? Denn Beton braucht eigentlich keine Beschichtung – die wird nötig zum Schutz des verbauten Baustahls, wenn der Beton der Oberfläche nicht die erforderliche Qualität hat…
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 11.1.2022.)