Von Stein am Rhein nach Überlingen
(Fortsetzung von Rad-Reisen: Donau-Bodensee VIII. Zum Startpunkt der Reise in Ulm geht es hier.)
Das Hotel Mühletal in Stein am Rhein liegt an einer Autostraße und das Zimmer der beiden Radler genau zu dieser Seite, aber in der Nacht war es ruhig und das Fenster konnte offen bleiben; trotz der Hitze tagsüber hatte sich das Zimmer zum Glück nicht sehr aufgeheizt, in der Nacht war die Temperatur erträglich. Am Morgen kann es also ausgeruht weitergehen.
Von der Brücke über den Rhein gibt es einen letzten Blick auf die schöne Altstadt von Stein am Rhein, dann führt die Route auf der Südseite des Rheinsees nach Konstanz: über weite Strecken an der Bahn und auch an der Straße entlang – wer Rad fährt, um schöne Landschaft zu erleben, muss – abgesehen von dem Blick auf den See zur Linken – nicht unbedingt hier entlang fahren.
Es ist schnell heiß geworden, am Hafen von Konstanz gibt es eine Erfrischung im Schatten. Die Route führt zunächst am Wasser entlang und bietet noch einmal die Sicht auf die Stadt: Das Seerestaurant auf der Insel, dahinter der merkwürdige Turm des Münster.
Und dann geht etwas schief mit der Navigation: Die beiden Radler landen nicht auf einem gemütlichen Weg am Wasser entlang, sondern oben auf dem Berg. Es geht steil herauf in der vollen Sonne und sie kämpfen sich durch ein Wohngebiet, bis endlich ruhige Wanderwege zur Mainau erreicht sind. Rummel zu gesalzenen Preisen ist hier angesagt, und schnell fällt die Entscheidung, diesen Ort zügig zu verlassen. Vielleicht ein ander Mal.
Es ist schon Nachmittag und das Nachtquartier noch nicht geklärt: Wohin soll es heute eigentlich gehen? Die Route, die den Überlinger See ganz umrundet, führt steil über den Berg, in der Hitze nicht unbedingt zu empfehlen; die Orte sind klein und lassen nicht unbedingt freie Betten erwarten. Also am See bleiben, in Dingelsdorf oder Wallhausen? Überlingen liegt gegenüber auf der anderen Seite, von Wallhausen fährt eine Fähre dort hin. Es ist Ferienzeit, nach einigem Telefonieren steht fest: In Überlingen im Roten Haus gibt es noch Zimmer.
Bis Wallhausen ist es angenehm zu fahren, Wanderwege und schmale Straßen in schöner Landschaft!
Die Fähre hat gerade abgelegt in Wallhausen, das Schiff ist nur noch von hinten zu sehen. Bis zur nächsten Abfahrt wird unbedingt Schatten benötigt: Es ist so heiß, dass kaum Menschen unterwegs sind, das „öffentliche Grün“ ist gelb verbrannt.
Die Hotels in der Altstadt von Überlingen sind alle belegt, das Rote Haus liegt oberhalb der Altstadt.
Die Straße nach oben verläuft so wie sie heißt, Gradebergstraße – auf dem Foto harmlos anzusehen, mit Gepäck auf dem Rad nach 44 Kilometern in der Sonne geradeaus hoch eine echte Prüfung. Für die Fußgänger gibt es hier sogar einen Handlauf! Das Rote Haus entpuppt sich als moderner Kasten, nicht gerade wohnlich, aber das Zimmer ist geräumig, es gibt einen Schuppen für die Räder und einen Trockenraum für die gewaschenen Trikots.
Als all das erledigt ist, bleibt nicht mehr mehr viel Zeit für die Ortsbesichtigung. Durch die alte Stadtmauer, die Gradebergstraße wieder steil herunter ist es nicht weit bis zum Münster.
Aus dem 17. Jahrhundert stammen der aufwendig geschnitzte Hochaltar und der Rosenkranzaltar mit einer Mariendarstellung.
Die Kirche ist unvollendet, nur einer der beiden geplanten Türme ist verwirklicht worden, der andere ist ein Stumpf geblieben mit einem schlichten Dach darauf.
Das benachbarte historische Rathaus ist verschlossen, …
…, der Ratssaal mit den angeblich sehenswerten Schnitzereien nicht zugänglich. Die beiden Radler haben schlicht Hunger, es ist keine Gelegenheit mehr, die Vielzahl alter Häuser zu besichtigen, am Hafen gibt es erfahrungsgemäß Restaurants!
Nach einigem Suchen findet sich ein freier Restaurant-Tisch. Im Schatten von Bäumen und Sonnenschirmen drängen sich die Touristen und genießen die milde Wärme am Abend, die Aussicht über den See und diese ganz besondere Atmosphäre der Leichtigkeit.
Auf dem See sind noch Segelboote unterwegs, im Abendlicht leuchten die Segel vor dem dunklen Hintergrund des gegenüber liegenden Ufers im Schatten.
In der Dämmerung beginnen die Lichter von Dingelsdorf am gegenüber liegenden Ufer bunt zu leuchten.
Die Lokale am See sind noch gut besetzt.
Inzwischen ist im Osten der Mond über dem Bodensee aufgegangen und spiegelt sich im Wasser, …
…, auf der anderen Seite vergeht das letzte Abendrot. Wo könnte man den Abend besser verbringen als hier unten am See?
(Die vorhergehende Etappe dieses Reiseberichts finden Sie hier, und hier geht es zur Fortsetzung.)