Kirche und Menschen: Späte Chance?
Macht und Missbrauch sind die zwei Seiten ein und derselben Sache. Der geistlich überhöhte Mann und die abhängige Angestellte, das ist ein gefährlicher Hintergrund. Wenn der dem Zölibat verpflichtete Mann die Frau schwängert und zusammen mit deren Beichtvater zur Abtreibung drängt, dann ist das: Man mag es nicht sagen, zu deftig wären die Worte.
Wenn diese Frau Jahre später zu „ihrem“ Bischof geht und die Geschichte offenlegt, ist das mutig. Und es ist nachvollziehbar, wenn sie um vertrauliche Behandlung bittet. Sie arbeitet immer noch für die Kirche, man kennt sich.
Wenn dieser Bischof die Vertraulichkeit bricht und die Frau gegen ihren Willen in ihrem Arbeitsumfeld outet, dann ist das: Schon wieder mag man es nicht sagen. Schon wieder. Die Frau muss ihren Rechtsanwalt in Marsch setzen. Der Bischof unterschreibt eine Unterlassungserklärung. Er wird eine Strafe zahlen, wenn er ihren Namen noch einmal nennt. Aber es ist schon geschehen, der Schaden ist eingetreten.
Genauso wie in der Ukraine, wohin der Amtsvorgänger des Bischofs einen Missbrauchstäter abgeschoben hatte; er hat dort als Wiederholungstäter weitergemacht, verantwortlich will niemand sein.
Wenn der jetzige Bischof einen ganzen Monat braucht, um sein Amt als Missbrauchsbeauftragter der deutschen Bischöfe niederzulegen, was ist das?
Zur gleichen Zeit wird bekannt, dass der Kölner Bischof eine Extra-Kasse führt. Er darf allein darüber verfügen. Nach Auskunft von Rom muss er niemanden fragen. Aus dieser Kasse nimmt er Geld für Gutachten und PR-Profis. Aus dieser Kasse bezahlt er viel Geld für Spielschulden. Aus Fürsorge für den Priester, der das Geld verzockt hat. Und nebenbei gibt es aus dieser Kasse relativ kleine Geldbeträge für Missbrauchsopfer.
Also: Wird die Kirche es schaffen?
(Siehe auch Wird sie es schaffen? (2018), Wird sie es schaffen II? (2019), Wird sie es schaffen III? (2020), Wird sie es schaffen IV? (2021) und Wird sie es schaffen V? (2022).)
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 15.5.2022.)