Trauriger Verein

Dobrindt und das Diesel-Feigenblatt

„Bundesminister Dobrindt vereinbart mit Automobilherstellern mehr Transparenz bei Verbrauchsmessungen“, so knallt es einem von der Homepage des CSU-Bundesverkehrsministeriums entgegen. Ein Institut soll gegründet werden – aber halt, Institut hört sich nur vordergründig seriös an: Institut darf sich jeder schimpfen, das Schönheitsinstitut ist ein gutes Beispiel für die Zweifelhaftigkeit dieser Bezeichnung.

Also weiter: „Messung von Fahrzeugen auf Verbrauch und Schadstoffemissionen und transparente Veröffentlichung der Messergebnisse“ soll Aufgabe des Instituts sein, eine „realitätsnähere Darstellung der Verbrauchs- und Emissionsangaben“ soll dabei herauskommen. Schön, denkt man. Und dann denkt man nach: realitätsnah soll die Darstellung nicht sein, nur – etwas – realitätsnäher. Das kann man auch so übersetzen: es darf weiter gelogen werden, nur etwas weniger.

Hmm, was bringt das? Der Kriminalist fragt, wem nützt das? Sehr wortkarg ist der Minister auf seiner offiziellen Homepage. Aber er war ja auf einer Pressekonferenz, vielleicht hat er da mehr gesagt? Auto, Motor und Sport war auch da, die haben mehr gehört. Das „Institut“ ist ein schlichter privatrechtlicher Verein, keine behördlich-offizielle Instanz. Den Verein gründet und finanziert die Automobilindustrie mit 2 Mio. Euro jährlich. Im Beirat, zuständig für Schnittchen und kalten Kaffee, will auch Dobrindt vertreten sein und der ganzen Sache damit einen minimal seriösen Anstrich geben.

So wird mal wieder der Bock zum Gärtner gemacht. Mit dem Aktionismus um „realitätsnähere Darstellungen“ sollen dem empörten Publikum nur die Augen verkleistert werden. Dobrindt will sich in aussichtsloser Lage bis über die Bundestagswahl retten.

Die ganze Aktion kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Grüne-Plakette-Dieselautos absolut nicht so grün sind, wie die Plakette behauptet. Die Industrie muss Lösungen liefern, um die Autos nachzurüsten, und Dobrindt ist der Minister: Diener des Volkes, er muss der Industrie Beine machen.

Schreiben Sie Minister Dobrindt und dem Hersteller Ihres Autos, was Sie davon halten; höflich formulierte Brief-Muster können Sie hier herunterladen.