Was gibt’s Neues auf der Marktallee?
Moonlight-Shopping – alle Jahre wieder laden die Kaufleute der Hiltruper Marktallee zum Einkaufen bei Kerzenschein. 2018 ist diese PR-Aktion aufgeladen mit ein wenig Heimattümelei, aber was ist sonst neu?
Wenn man die Kreuzung von Marktallee und Hoher Geest als Mitte von Hiltrup nimmt und hier den Rundgang beginnt, fällt 2018 die Kirche St. Clemens ins Auge. Wo bei anderen Gelegenheiten abends nur ein großes schwarzes Loch gähnt anstelle eines lebendigen Kirchplatzes, lockt diesmal ein orange-rotes Signal. Wie eine Fackel glüht das Portal, und im Inneren läuft auf großer Leinwand ein Video.
Freundliche Musik lässt die Flaneure in die Kirche strömen, und der Weg zum Video entpuppt sich als Schnitzeljagd der besonderen Art; Fragen, was wirklich wichtig ist im Leben, warten in großen – im Übrigen leeren – Papiertaschen auf die Besucher und regen dazu an, sich mitten in dem Meer von Kerzenlichtern ein wenig zu setzen und kurz darüber nachzudenken, wie man selbst diese Taschen mit Antwort füllen würde – ein wenig Atemholen.
Tritt man nach diesem so ganz anderen Start des Shopping auf die Straße, hat man das übliche Bild vor Augen. An dem milden Spätsommerabend bummeln viele Menschen über die Marktallee, die Schaufenster sind hell (wenn der Laden nicht leer steht) und die Türen geöffnet.
Grüppchen bilden sich, bleiben hier und da stehen, bevor sie weiterwandern.
Lebhaft ist es immer da, wo mehr geboten wird als eine am Abend offene Ladentür. Vor Ernstings family spielt ein Ein-Mann-Orchester, ringsum drängen sich die Menschen.
Daneben strahlt ein Leuchtturm: Ein wenig Licht in wechselnder Farbe reicht aus, um nachdrücklich auf das Friseurgeschäft aufmerksam zu machen. Plötzlich wird ein Quartier wahrgenommen, an dem man lange schnell vorbeigegangen war, das man von früher her nur als unscheinbare winzige Frittenschmiede in Erinnerung hatte.
Schräg gegenüber kann auf Farbe und Musik getrost verzichtet werden. Eins der wenigen historischen Häuser an der Marktallee (Dr. Beermann und Partner) wirkt allein durch seine renovierte Fassade, durch ein wenig neutrales Licht in Szene gesetzt. Was für ein Kontrast zu dem Geldschrank-Format der Sparkasse daneben!
Einige Häuser weiter sorgt Zuckerwatte für einen bunten Akzent.
Schmuck, Wein, viele unübersehbare Lichter – in diesem Teil der Marktallee gibt man sich Mühe, den Passanten etwas mehr als nur eine klingelnde Ladenkasse zu bieten. Hier hat sich im Laufe der Jahre eine gute Tradition entwickelt; nicht überall ist das so, oft genug stehen nur zwei Flackerkerzen links und rechts vom Eingang, wenn es hoch kommt noch ein Fahrrad dazu.
Natürlich muss der erwartungsvolle Besucher anerkennen, dass lange Öffnungszeiten und aufwendige Dekoration für die kleinen Geschäfte eine echte Herausforderung sind. Aber auch da bleibt man plötzlich stehen, wenn das Motto der Dekoration so einen Kontrapunkt setzt. Stille in diesem Rummel? Merkwürdig, als ob sich das Team von Solidario über die Klangschalen des Angebots hinaus mit St. Clemens verabredet hätte!
Der untere Teil der Marktallee zwischen Hoher Geest und Westfalenstraße fällt naturgemäß ab gegen das lebhaftere Zentrum. Aber auch hier zeigt der Shopping-Rundgang positive Entwicklung. Eine gut besuchte neue Eisdiele, italienische Küche und deutsche Bratwurst reden optisch von Straßenseite zu Straßenseite miteinander, und auch wenn es danach eher still wird: Neubauten und Umbauten haben eine deutliche Verbesserung der Situation gebracht. Die Dreckecke vor dem Supermarkteingang gegenüber dem Schulzentrum (ehemals coop, dann REWE, dann Markant) ist verschwunden, die nüchtern-geschäftsmäßige Gestaltung des Eingangs zu den Arztpraxen und sehr viel Licht an dieser Stelle lassen jede Erinnerung an frühere Tumulte und Belästigungen vergessen.
Und was ist gegenüber? Der reine Horror! Neben dem bewährten Fahrrad-Service von Hölscher findet man hier alles Spielzeug dieser Welt, entweder im Regal oder zu bestellen, und jetzt steht Halloween bevor! Nicht zu übersehen das Gespenst, das einem sein Gewand ins Gesicht wedelt, und die Gruselköpfe sind auch nicht weit.
Was gibt es also Neues? Moonlight-Shopping bietet viel Altbekanntes, aber durchaus auch neue Akzente auf der Marktallee, und die Kirche meldet sich in der Mitte von Hiltrup zurück – neben dem Licht auch ein Hoffnungsschimmer in der aktuellen Diskussion?