Eins muss man den Hiltrupern lassen: Am schlechten Wetter lassen sie das Moonlight-Shopping nicht scheitern. Zur Not muss eben die Ampel ordentlich leuchten, wenn der Mond schon verhindert ist. Der Wetterbericht sprach von April-Wetter, und der Himmel hielt Wort; man musste schnell sein und die Regenpausen nutzen, wenn man über die Hiltruper Marktallee bummeln wollte.
Der erste Eindruck nach dem Start an der Clemenskirche war: dunkel und nichts los! Die Schaufenster von Takko hell erleuchtet, die Straße davor leer.
Auch Grosche auf der Straßenseite gegenüber war nicht das Auge des Besucher-Wirbelsturms. Die Baustelle nebenan mit ihrem Fußgänger-Angst-Tunnel unter dem Baugerüst war sicher kein kleines Hindernis für den Fluss der Passanten, und das Wetter war unfreundlich.
Für Aufmerksamkeit sorgte am anderen Ende des Baugerüst-Tunnels ein Neuling. Vor dem Info-Punkt der Stadtteil-Offensive scharten sich die Interessenten um Hildes Stand – nein, HilDe mit großem D, Hiltruper Design mit Herz. Die HilDe®-Nähwerkstatt aller Kulturen findet wöchentlich im Hiltruper MSC-Welthaus statt, sie wurde anlässlich der Flüchtlingswelle gegründet. Hier werden Textilien gespendet, ausgetauscht, ausgebessert, verteilt, umgearbeitet, recycelt und upgecycelt, hier wird die Produktlinie der HilDe® – Nähwerkstatt entworfen und hergestellt.
Das Projekt stellt sich und einige Produkte auf seiner Homepage hiltruper-design.de vor, tatsächlich wurde am Moonlight-Shopping-Stand ein deutlich größeres Angebot gezeigt.
Ein Renner des Moonlight-Shoppings waren offensichtlich die kleinen Eulen aus HildDes Werkstatt. „Haben wir noch Eulen“ konnte man am Stand auf der Marktallee hören, mit einem Blick ihrer Knopf-Augen lockten sie die Käufer, besser gesagt die Spender für das nicht-kommerzielle Projekt.
Schlenderte man weiter über die Marktallee, so war das Interesse der abendlichen Spaziergänger sehr unterschiedlich verteilt. Das kleine Tchibo-Geschäft war gut besucht (vielleicht brauchte man ja einen Kaffee bei dem grauslichen Wetter), …
…, die Nachfrage nach Kultur hielt sich demgegenüber sehr in Grenzen.
Auf den ersten Blick erstaunlich war der Andrang in der Sparkasse – wer sich von der Menge anlocken ließ, hörte schnell den Grund: Live-Musik sorgte für eine angenehme Atmosphäre.
Die nächsten Meter vertieften den allgemeinen Eindruck: Die Kleinen, vor allem die Nicht-Mode-Geschäfte hatten es schwer beim Moonlight-Shopping. Textilien, Schuhe und Krimskrams zogen zwar nicht übermäßig viele, aber immerhin einige Besucher in die Läden, auch wenn sie sich mit Dekoration keine besondere Mühe gegeben hatten. Juwelier Raring war eines der wenigen Geschäfte, denen zu dem Stichwort „Deko“ mehr als „Kerze“ eingefallen war.
Besonders deutlich war dieser Unterschied in der Attraktivität zu sehen, wo unterschiedliche Geschäfte direkt nebeneinander liegen. Vestino hatte als Modegeschäft durchaus Moonlight-Besucher, das Gardinengeschäft nebenan hatte es da schwerer.
Noch trauriger wäre es bei Burgholz gewesen – hier ist der dunkle Parkplatz vor dem Haus bei Dunkelheit ein starkes Hindernis -, wenn nicht auch die Gastronomie hier angetreten wäre.
Der mobile Mini-Bratwurst-Stand an der Ecke vor Burgholz setzte hier auch beim Moonlight-Shopping einen liebenswerten Akzent.
Der Schuhmacher-Betrieb als einsame Licht-Insel in der Dunkelheit – das Bild macht deutlich, wie unterschiedlich die Aufmerksamkeit verteilt war. Man kann es auch anders bezeichnen: Solidarität der kleinen Geschäfte mit der Gemeinschaft der Kaufleute an der Marktallee, um die Attraktivität des gesamten Standorts hoch zu halten.
Das Wetter sorgte nachhaltig dafür, dass nur die ganz Standhaften ihren Kaffee draußen tranken. Aber es gab eine Ausnahme: je näher man kam, desto mehr Betrieb konnte man vor Papageno sehen, …
…, und wenn man nah genug heran ging, konnte man auch den Grund feststellen. Erst mit der Nase – nanu, das riecht doch irgendwie nach Weihnachtsmarkt? -, dann mit dem Auge: Saft wurde hier nicht gemacht, das war doch … Glühwein!
Kommentare
Raring Gabriele #
Naja, so düster wie beschrieben war das Hiltruper Moonlightshopping doch nicht. Trotz des schlechten Wetters war gefühlt ganz Hiltrup unterwegs und bei uns im Geschäft war den ganzen Abend volles Haus. Die vegane Armbanduhr erweckte viel Interesse und auch der Markelsheimer Wein und Winzersekt hat wieder viele neue und alte Liebhaber gefunden.
Hiltrup ist lebenswert, an so einem Abend wird es wieder besonders bewusst.
Gabriele Raring, Inh. von Juwelier Raring, Marktallee
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