Das Geschäft mit der Gutwilligkeit

Stephan und Alexandra verteilen Handzettel in Hiltrup, in Berg Fidel sind es jetzt Sabine und Monika. Alle vier haben eine Frage gemeinsam: gibt es sie überhaupt? In Zeiten von Fake News erwartet man das ja inzwischen gar nicht mehr. Denn was Trump recht ist, könnte der Good Hood GmbH erst recht billig sein.

Good Hood GmbH betreibt die Online-Plattform nebenan.de. Mit dem Flugblatt Liebe Nachbarn in Berg Fidel und dem Gesülze vom Kennenlernen, sich was Ausleihen und Helfen wollen die Investoren, die hinter Good Hood GmbH stehen, nur eins: gutwillige Nachbarn sollen verleitet werden, sich bei dieser Online-Plattform zu registrieren, ihre Kontaktdaten und persönlichen Interessen anzugeben und so auf die Person zugeschnittene Werbung zu ermöglichen. Das ist Alles. Und damit das nicht so facebook-artig daher kommt – obwohl es genau das gleiche in Grün ist -, tauchen in den bewusst billig gehaltenen Flugblättern Vornamen von angeblichen Nachbarn und Nachbarinnen auf. Wenn man deren volle Namen und Adressen wissen möchte, wird man mit dem Hinweis auf Datenschutz abgewimmelt.

Selbst wenn man das noch glauben möchte: Wer eine Online-Nutzergruppe „nur wir Anwohner“ aufmachen und andere Nutzer ausschließen will, der streut keinen „Zugangscode … munso-sonci“ mit Flugblättern in alle Welt. Das ist schlicht und einfach: Bauernfängerei.

Und noch eins, liebe Sabine aus der „Straße Hohe Geest“: Kein ortsansässiger Bürger würde je seine Adresse mit „Straße Hohe Geest“ angeben. Wer hier wohnt, wohnt „in der Hohen Geest“, vielleicht auch noch „auf der Hohen Geest“ (weil das nämlich ein Geestrücken ist), aber nicht „in der Straße Hohe Geest“. Auch ist der geschätzten Aufmerksamkeit wohl entgangen, dass die Hohe Geest vielleicht zu Hiltrup gehört, vielleicht zum Swienedorp, und am Ende (oder Anfang) ganz nahe an Vennheide ist – aber zu Berg Fidel gehört die Hohe Geest nun mal nicht.

Das kommt davon, wenn man im fernen Berlin Werbekampagnen entwirft und keine Ahnung hat.

Nachtrag: Eine Pressesprecherin von nebenan.de teilt am 20.2.2018 telefonisch mit, bei Stephan und Alexandra und auch bei Sabine und Monika handele es sich um natürliche Personen. In dem ausführlichen Telefonat wird deutlich, dass nebenan.de nicht erfreut ist über kritische Berichterstattung. Die Dame muss allerdings einräumen, dass der ihr ärgerliche Bericht Vorsicht: Liebe Nachbarn in Hiltrup keine Fehler enthält. Sie wird im Laufe des Gesprächs darauf hingewiesen, dass die Verteilung von nebenan.de-Flugblättern in der Form, dass sie von einem Verteildienst im Regen auf der Mülltonne abgelegt werden, durchaus geeignet ist, weitere Fragen zur Seriosität aufzuwerfen: dem wolle sie nachgehen, räumt sie ein.