Luberon: Erste Eindrücke
Irgendwann müssen Selbstversorger einkaufen. Der Côte du Rhône ist ausgetrunken, das gute Brot aus La Roche-sur-Grane aufgegessen, und rund um Le Plan gibt es außer Natur: nichts.
Doch bevor man sich auf den Weg machen kann, stolpert man zunächst über eine kleine Armee. Unbehelligt von den vielen großen Ameisen hat eine ganze Armada von winzigen Schnecken die trockene Wiese besetzt. Auf den ersten Blick hält man sie für tot: nun gut, hier hat es Monate nicht geregnet, sind eben leere Schneckenhäuser, wie bei uns zu Hause im Garten. Aber dann wundert man sich doch. Denn die Schneckenhäuser liegen nicht einfach im trockenen Gras herum, sondern die Biester zeigen Ehrgeiz. All die vielen kleinen Schnecken sind auf die trockenen Grashalme geklettert, so hoch wie es ging, und die ganz mutigen sitzen auf unseren Klappsesseln. Wovon leben die nur?
Cucuron ist ein Rundling auf einem Mini-Bergkegel. Die Häuser stehen so eng zusammen, dass man das Auto besser unten irgendwo stehen lässt. Dann schaut man hoch – und steigt hoch. Vorbei an den Resten der alten Stadtmauer führen Treppen nach oben.
Einer der schlichten Türme trägt eine Glocke, sein goldener Schmuck leuchtet in der Sonne.
Natürlich steigt man erst einmal hoch bis zum Donjon, der den Ort überragt und beherrscht. Man blickt auf den Ort, im Norden auf den Luberon-Gebirgszug – und steigt herunter. Brot wollten wir kaufen!
In der Gasse stolpern wir fast über die Kakteen. Ihnen genügt ein Loch zwischen Asphalt und Hauswand, liebevoll mit bemalten Kieselsteinen abgegrenzt. Das ist hier doch ein anderes Klima!
Am Rand des alten Ortskerns gibt es einen in Stein gefassten rechteckigen Teich mit mächtigen Platanen drum herum, und unter den Platanen ist Markt. Marché traditionel hatte in dem dicken Ordner des Camping mit allerlei Informationen für die Touristen gestanden, und es ist tatsächlich der übliche südfranzösische Markt. Die Touristen drängen sich, heute sind es vor allem Amerikaner.
Die Töpferin erzählt das, heute sind die Amerikaner da; generell seien im September die Ausländer da. Man denkt kurz nach: die Franzosen, also wenn die Mitte Juli Ferien bekommen, fahren die wirklich hier hin, in die pralle Sonne und Hitze? Na, muss wohl so sein.
Die Töpferin weist uns den Weg zum Spar-Laden, damit wir endlich unser Brot bekommen. Cucuron hat ungefähr 1.600 Einwohner, da kann Spar keine großen Sprünge machen. Die abgepackte Pâté sieht verdächtig fettig aus, die lassen wir lieber liegen, da gab es doch eine Boucherie in einer Gasse, die sah gar nicht schlecht aus! Das Baguette und Le Rustique, das helle Brot, sind nicht knusprig, aber von irgendwas müssen wir schließlich leben, und eine Flasche Rotwein wäre doch auch nicht schlecht: Appellation d’Origine contrôlée Luberon soll es sein, 2015er Domaine les Vadons aus Cucuron findet sich im Regal. Bio-Wein zu mäßigem Preis.
Der Fleischerladen versteckt sich hinter einem Vorhang von Grünzeug, drinnen bedient die Mutter, im Hintergrund werkelt der Sohn. Hier sieht die Pâté campagne wesentlich besser aus, und wir nehmen noch zwei Chipolatas aux herbes mit, dünne Würstchen mit Kräutern. Mal sehen, wie die schmecken, ob sie wohl mit den Merguez mithalten können, die es in Deutschland leider nicht gibt?
Eine Ecke weiter stoßen wir auf zwei Bäcker. Hätten wir doch hier unser Brot gekauft! Köstlichen Kuchen nehmen wir mit, Sablé mit Marmeladenfüllung; also wenn Sie auf Kuchen stehen, den sollten Sie probieren…
Der Mistral bläst kräftig mit 60 kmh, wir bedauern die armen Touristen, die mit dem Rad gegen den Wind unterwegs sind. In Cucuron haben sie beim Café ihre bunten Outfits vorgezeigt, wir ziehen Windschatten und schöne Aussicht vor. Und haben Muße, uns die alten Lebensbäume in der Nachbarschaft anzusehen: bunt ist die Rinde der dicken Stämme, und sie blühen gelb!
Wir lassen sie blühen und probieren, was wir eingekauft haben. Oliven „ail et balsamic“, Pâté, Käse, und das Baguette aus dem Spar-Laden erweist sich als lecker, dazu der brauchbare Rotwein. Wie war das noch mit Gott in Frankreich?
Die ganz besonderen Tafeltrauben nicht zu vergessen: blaue Muscat-Trauben, ein unbedingtes Muss!