Schnecken-Internet? Brüssel ist schuld!
„Die Telekom ist mitten in der Umsetzung des Programms“: Telekom-Chef Timotheus Höttges verkündet wohlfeile Botschaften. Internet mit 50 Megabit je Sekunde bis 2018 für jeden Deutschen? Höttges hat seine eigene Sicht der Dinge. Die Telekom werde dies Ziel bis Ende 2018 „größtenteils“ erreichen. Dass es nicht klappt, dafür macht Höttges auch gleich die Schuldigen aus: lange Genehmigungsverfahren, Klagen von Wettbewerbern und Diskussionen in Brüssel. Also im Klartext: die Behörden sind schuld, überhaupt die anderen, und natürlich Brüssel. Nur die Telekom nicht.
Der Hiltruper Kunde wartet also weiter ganz brav auf den Techniker. Der vierte Techniker in vier Wochen soll sich jetzt noch einmal die grenzwertige Leitung anschauen. Die Telekom hat dem Kunden schon vor Jahren einen Entertain-Vertrag verkauft, der eine Leitung mit 12 Megabit voraussetzt. Die telefonische Ferndiagnose der Telekom hat am Freitag erklärt, dass seine Leitung nur 10 Megabit schafft. Gemessen hat der Kunde mit dem Telekom-Speedtest aktuell ganze 8 Megabit. 100 Meter weiter pappen noch die Aufkleber auf den neuen Verteilerschränken der Telekom: 100 Megabit für jeden – 100 Meter weiter, nicht in der Seitenstraße.
Der freundliche Herr von der Beschwerde-Abteilung der Telekom hat heute wieder angerufen. Er hat sich zwar vor drei Tagen nicht darum gekümmert, dass die Leitung wenigstens mit den 8 Megabit wieder funktionierte, da musste der Kunde schon selbst „die Technik“ der Telekom anrufen. Aber er hat eine Lösung parat. „Dann lassen wir Entertain wegfallen“ ist sein Vorschlag, das heißt der Kunde soll die Telekom aus dem Vertrag entlassen. Das will der Kunde aber nicht, zu viel Ärger hat er in der Vergangenheit mit Anbieterwechseln gehabt. So einigt man sich: bis 12h soll der vierte Techniker messen, machen und tun, dann soll wieder telefoniert werden.
Der vierte Techniker kommt, pünktlich innerhalb des vereinbarten Zeitfensters. Hat eine dicke Akte mit, viele Störungsmeldungen und Aktivitäten rund um diesen Anschluss. Er lässt sich die ganze mehrjährige Geschichte der Störungen erzählen und hat eine ganz einfache Antwort. Diese Kupferleitung zum Kunden ist mit 1600 Metern zu lang, um die vom Kunden bezahlte Datenmenge durch zu leiten. Wie ein zu langer Gartenschlauch, aus dem es am Ende nur noch tröpfelt. Die Leitung war nie geeignet für Fernsehen, Telefon und Internet zusammen. Der Telekom Shop hat vor Jahren eine Leistung versprochen, die die Telekom nie erbringen konnte.
Was nun? Abhilfe ist möglich, 100 Meter weiter liegt seit einem Jahr Glasfaser, 300 Meter ist der nächste Verteilerkasten des Glasfaserkabels entfernt. Der Kundenanschluss kann hier angeklemmt werden: der Gartenschlauch wird dadurch merklich kürzer. Aber der Techniker darf das nicht so einfach. Mal sehen, was der Mann von der Beschwerde-Abteilung dazu sagt.
Die Beschwerde-Abteilung ruft prompt an, der Mitarbeiter muss sich den aktuellen Stand vom Kunden erzählen lassen: der Techniker hatte keinen Online-Bericht dokumentieren können, weil „das System abgestürzt“ war. Eine definitive Lösung all der Ärgernisse gibt es aber nicht. Jetzt steht eine ominöse „Netzumschaltung“ im Weg, derentwegen man leider leider im Augenblick nichts weiter tun könne. Man könne nur im Juni wieder telefonieren. Der Kunde bittet, wenigstens schon einmal die kleineren Ärgernisse zu beseitigen als da wären doppelte Miet-Berechnung für einen Router und Preiserhöhung für Routermiete, nachdem die Telekom den Routertausch veranlasst hatte – all das ist schrecklich schwierig, da hat der Kunde eben Pech gehabt. Immerhin soll er für die Zeit des Totalausfalls seine Grundgebühr erstattet bekommen, ein wenig guter Wille ist da.
Also einmal mehr: Fortsetzung folgt.
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