Ladenlokale stehen leer
Die Entwicklung der Marktallee ist ein Dauer-Thema für Hiltrup. Vor mehr als 50 Jahren debattierte der Gemeinderat über den geplanten Ausbau der damaligen Bahnhofstraße, die 1975 nach der Eingemeindung der selbständigen Gemeinde Hiltrup nach Münster in Marktallee umbenannt wurde: Eine „Geschäfts- und Verwaltungsstraße im städtischen Maßstab“ mit Hochhäusern sollte sie werden, von „City-Entwicklung“ eines „großzügigen Ortsmittelpunktes“ war die Rede.
Getragen waren diese Planungen vom Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit. Hiltrup hatte gute Steuereinnahmen und wollte hoch hinaus, die Bahnhofstraße veränderte sich in den 60er und 70er Jahren rasch. Die Vorgärten verschwanden, die Straße wurde verbreitert, Baulücken wurden geschlossen, kleine Häuser wurden durch Neubauten ersetzt. Danach beruhigte sich das Veränderungstempo. Die anschließende vorsichtige Entwicklung endete mit der Euro-Krise 2010. Billiges Baugeld drängte auf den Markt, auch in Hiltrup brach ein Bau-Boom aus.
Für die Kaufleute der Marktallee ergaben sich reizvolle Alternativen. Stroetmann bebaute das Gelände westlich des Bahnhofs, das jahrzehntelang ein städtebauliches Ärgernis gewesen war, und Wiewel sowie Kodi wanderten ab zum Bahnhof.
Ein Vakuum ist jetzt entstanden: der alte Wiewel-Laden steht leer, ihm gegenüber stehen gleich zwei Ladenlokale leer und warten schon seit Monaten auf Mieter. Geht man weiter, ist der nächste Problemfall nicht weit.
Wo die Deutsche Bank das Feld geräumt hat, ist Ernsting’s eingezogen – auch für den früheren Ernsting’s-Laden scheinen die Mieter nicht gerade Schlange zu stehen.
Schräg gegenüber drängen die nächsten Flächen auf den Markt. Auch wenn die früheren Eigentümer einen Teil übernehmen, bleiben doch erhebliche zusätzliche Ladenflächen zu vermarkten – zusätzlich zu dem, was im Altbestand frei ist und was in den letzten Jahren neu geschaffen wurde.
Welche Perspektiven diese Entwicklung für die Marktallee bietet, bleibt offen. Werden wir längere Zeit mit einer „Flaniermeile“ der Leerstände leben müssen, mit dem Bild einer Ortsmitte ohne Leben? Oder werden die Vermieter sich von ihren Renditeerwartungen trennen und die Mietpreise senken müssen?
Für die Aufenthaltsqualität auf der Marktallee wäre es ja vielleicht gar nicht so schlecht, wenn wir nicht mit den nächsten Textil-Filialisten „beglückt“ würden, wenn stattdessen niedrigere Mieten ein bunteres Angebot ermöglichen würden; dann könnten auch die eher problematischen Lokale in weniger guter Lage oder geringer Größe (ehemalige Central-Reinigung, ehemaliger Annette’s Weinladen) zu dem städtischen Eindruck beitragen, den die Planer vor 50 Jahren im Auge hatten.
(Zur weiteren Entwicklung im Frühjahr 2019 lesen Sie hier.)