Münster war früher eine Stadt der Buchhändler. Allein den Prinzipalmarkt und seine nähere Umgebung schmückten gleich eine ganze Reihe von Buchhandlungen, neben aller Begeisterung für Bauerschaft, Klerus und Militär gab es eine lange Tradition der Herstellung und des Handels mit Büchern. Das hat sich, zumindest was die Präsenz der Buchhandlungen angeht, in den letzten Jahrzehnten geändert. In Münsters Einzelhandelspalast Arkaden sitzt Thalia.
Nun liest man, wie das große Unternehmen Thalia mit den kleinen Verlagen und den kleinen Buchhändlern umgeht. Wenn die Berichte so zutreffen, droht Thalia Kleinverlagen mit Boykott – nicht anders kann man die Forderung von „Werbekostenzuschuss-Pauschalen“ bezeichnen. Und wer seine Buchhandlung nicht mehr oder weniger freiwillig an Thalia verkaufen will, wird mit der Eröffnung einer Thalia-Filiale am selben Ort bedroht, so berichten es Börsenblatt und Frankfurter Allgemeine Zeitung, die recht deutlich von Mafia-Methoden spricht.
Was machen die Leute von Thalia da? Müssen die verbliebenen kleinen Buchhändler in Münster um ihre Existenz fürchten? Im Stadtteil Hiltrup gibt es auf der Marktallee noch eine Nicht-Thalia-Buchhandlung, sie verkauft uns alle Bücher dieser Welt: gibt es demnächst in einem der leer stehenden Ladenlokale an der Marktallee eine neue Thalia-Filiale, wenn der Hiltruper Landwirtschaftsverlag seine Buchhandlung nicht an Thalia verkaufen will? Und dann einen Verdrängungswettbewerb in einer Branche, die ohnehin geringe Umsatzrenditen hat, so lange, bis dem Landwirtschaftsverlag das Spiel zu teuer wird?
Bücher haben viel mit Kultur zu tun. Und Thalia?