Vom Sinn oder Unsinn einer Baumschutzsatzung
Viele gute Gründe gibt es, weniger Fleisch zu essen und weniger Wein zu trinken. Genauso viele gute Gründe sprechen dafür, unsere Häuser umweltschonend zu heizen und viele Bäume zu pflanzen.
Nur wie bekommt man die Menschen dazu?
Veggie-Day war eine Idee. Nimm den Leuten einfach das Fleisch weg, sie werden sich schon fügen. Bis heute hängt den Grünen dies Thema an den Hacken, klebrig und unangenehm wie Teer. Niemand lässt sich so bevormunden. Auch in Hiltrup nicht. Aber der Fleischkonsum geht zurück, ohne Verbot.
Frankreich muss seinen Wein destillieren, die Franzosen trinken weniger Rotwein – verboten hat ihnen das niemand.
In Deutschland muss die Gebäude-Heizung auf Wärmepumpen umgestellt werden, wenn wir den nächsten Generationen noch in die Augen schauen wollen. Auch hier waren es die Grünen, die mit dem Entwurf von Verboten und Geboten einen Sturm der Kritik auf sich zogen. Ruhe kam in die Debatte, als verstärkt über Geld geredet wurde – über Zuschüsse vom Staat an die Bürger.
Wie es mit den Bäumen gehen soll?
Zum Markenkern der Grünen gehört es, die Presse zu bestellen und sich an Bäume zu ketten. Diesen Baum hier auf keinen Fall fällen! Man kennt diese kostengünstigen PR-Aktionen auch aus Hiltrup, als der Bahnhofsvorplatz neu gestaltet wurde. Allgemeine Zustimmung ist sicher, „Mein Freund der Baum“ sang Reinhard May, die Tränen sitzen locker.
Aber wie bekommt man die Leute dazu, Bäume zu pflanzen? Der beste Baum ist schließlich irgendwann marode und wird gefällt, da hilft auch keine Baumschutzsatzung. Besseres Kleinklima durch Bäume, Schwammstadt, das wollen doch alle?
Pflanzen Sie mal eine Linde, eine Marone! Herrliche Bäume sind das, wenn sie groß sind, und sie werden groß. Planen Sie ein: Blüten, Früchte und Blätter. Die fallen reichlich. Im eigenen Garten können sie die nicht einfach liegen lassen, auch beim biologischen Gärtnern. Was auf den öffentlichen Gehweg fällt, müssen Sie wegfegen und irgendwo lassen – und sich dazu noch dumme Sprüche anhören von wegen „das war aber fällig“. Mindestens einmal im Jahr müssen Sie den Gärtner kommen lassen (und bezahlen), die Verkehrssicherungspflicht lässt grüßen. Und dann soll ich das Amt fragen müssen, wenn der Baum irgendwann weg muss? Auf eigene Kosten ein Gutachten erstellen lassen?
Wer Bäume will, muss für Bäume werben. Stimmung machen, und das geht ganz einfach mit Geld: Eine Prämie zahlen für jeden gepflanzten Baum. Bei Elektroautos und Wärmepumpen geht das, warum nicht auch bei Bäumen? Angeblich kostet die Verwaltung der Baumschutzsatzung in Münster jährlich 190000 Euro. Kontrollen, Bescheide, Einzug von Strafen kosten einfach Personalaufwand. Wenn man jetzt diesen Aufwand kapitalisieren würde, nehmen wir nur einen Zeitraum von 5 Jahren, dann wäre das fast eine Million Euro. Wie viele neu gepflanzte Bäume könnte man damit subventionieren?
Daneben gibt es natürlich noch andere Mittel, um mehr Bäume in die Stadt zu bekommen. Tiefgaragen zum Beispiel sind der Feind des Baums. Wo das ganze Grundstück für eine Tiefgarage genutzt wird, kann außer Rasen nichts wachsen – sollte man die Autos nicht besser über der Erde lassen und Bäume dazwischen pflanzen, die Bauleitplanung ändern? Und müssen Neubaugebiete wirklich flächendeckend bebaut werden? Wäre es nicht besser, einen Teil der Flächen für die Aufnahme von Regenwasser und Bäumen zu reservieren und für eine bessere Durchlüftung der Stadt?