Das Thema „Stickoxide in Münster“ ist nicht neu. Nachdem EU und deutscher Gesetzgeber mit 40 µg Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft als Jahresmittelwert die verbindliche Obergrenze vorgegeben haben, wird auch in Münster kontinuierlich gemessen. Der Luftreinhalteplan Münster 2014 nennt vier Standorte von Messstationen: Bült, Steinfurter Straße, Weseler Straße und Gut Insel / Geist. Die Messstation Gut Insel / Geist erfasst die allgemeine, städtische Hintergrundbelastung, während die anderen drei Standorte deutlich von den Verkehrs-Emissionen bestimmt werden.
Bevor man auf Messwerte, Überschreitung von Grenzwerten usw. eingeht, ist ein Blick in den Luftreinhalteplan angebracht: „NO2 kann die menschliche Gesundheit nachhaltig schädigen. … Für Stickstoffdioxid kann nach aktuellem Kenntnisstand kein Schwellenwert benannt werden, bei dessen Unterschreiten langfristige Wirkungen auf den Menschen ausgeschlossen werden können. Auch vergleichsweise geringfügige Reduzierungen der Belastung tragen zu einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes bei.“
In den Jahren 2009 bis 2012, der statistischen Basis für den Luftreinhalteplan Münster 2014, lagen die Jahresmittelwerte für Stickstoffdioxid an Bült, Steinfurter Straße und Weseler Straße durchgängig über dem Grenzwert.
Spannend wird die Frage, wie sich die Belastung in den Folgejahren entwickelt hat. Hat es Münster geschafft, wenigstens den – nicht unbedenklichen – Grenzwert von 40 µg NO2 pro Kubikmeter einzuhalten? Oder haben Umweltzone und andere Maßnahmen nicht ausgereicht, so dass im schlimmsten Fall Fahrverbote für Diesel-PKW angeordnet werden müssen?
Die aktuellen Messwerte von Weseler Straße und Gut Insel / Geist für das letzte Jahr sind im Internet verfügbar. Der Jahresmittelwert ist daraus nicht direkt ablesbar, aber diese Tabellen sind auch so aufschlussreich. In der Geist gibt es stundenweise Konzentrationen von Stickstoffdioxid bis 124 µg NO2 pro Kubikmeter; an der Weseler Straße betrug der Spitzenwert 164 µg NO2 pro Kubikmeter, und hier gibt es noch einen weiteren Unterschied zur Geist: die Weseler Straße weist an sehr viel mehr Tagen stark überhöhte NO2 – Werte auf.
Noch eindrucksvoller ist aber die zeitliche Verteilung: Der Winter bringt die hohen NO2 – Werte. Die genaue Interpretation dieser Werte muss dem nächsten Luftreinhalteplan vorbehalten bleiben.
Für die aktuelle Diskussion um Diesel-Fahrverbote und Nachrüstung von Euro 5 – Diesel-Fahrzeugen ist eine Schlussfolgerung zu ziehen: eine geringfügige Veränderung des „Thermofensters“ durch ein Software-Update der Motorsteuerung wird das Problem zu hoher Stickstoffdioxid-Werte insbesondere in der kalten Jahreszeit nicht lösen. Soweit bisher bekannt wird die in Dieselmotoren verwendete Abgasreinigung bei kühlen Temperaturen abgeschaltet, um eine „Versottung“ und Betriebsstörungen zu vermeiden – da wird es für die Anwohner relativ egal sein, ob die Abschaltung unterhalb von 15°C erfolgt oder erst bei Temperaturen unter 10°C. Für die Jahresbelastung macht das wahrscheinlich keinen großen Unterschied, der ADAC schätzt den Effekt eines Software-Updates auf weniger als 10%. Eine deutliche Verbesserung bringen nur die Nachrüstung der älteren Euro 5 – Diesel mit hochmodernen SCR-Katalysatoren, das fordert neben dem ADAC auch Bundesumweltministerin Hendricks (SPD), und die blaue Plakette: Schreiben Sie an die Verantwortlichen!