Viele Wahlkämpfer, wenig Zuspruch

Straßenwahlkampf in Hiltrup: wenn man einem Fremden einen typischen Eindruck von Hiltrup vermitteln wollte, man hätte ihn nur am Samstag vor der Landtagswahl auf die Marktallee schicken müssen. Da gab es keinen Aufreger, keinen Umzug mit Fahnen und Musik, kein Gedränge – alles war ruhig. Provokante Graffitis oder wildes Plakatieren? Fehlanzeige. Alle vorhandenen Pfähle gut mit Plakaten behängt, aber selbst die unfreiwillig komischen Plakate der Piraten – wenn schon untergehen, dann aber bunt und schräg! – konnten an dem behäbigen Gesamtbild nichts ändern. Hiltrup ist einfach gut bürgerlich. Das einzige, was dies Bild ein wenig störte, war die Abwesenheit der FDP: keine Wahl ohne FDP-Stehtisch vor dem Weinladen, diese alte Hiltruper Tradition war diesmal gebrochen.

So konnte man in Ruhe an den Werbeständen der Parteien vorbeischlendern und die Parade abnehmen. Ah, hier haben sich die Konkurrenten um die Direktkandidatur mit dem Ratsherrn unter einem Schirm zusammengefunden – den Kandidaten haben die Werbeleute aber doch auf dem Plakat deutlich verjüngt, stellt man fest; nun, das liegt noch innerhalb der Bandbreite erlaubter Tricks. Nicht umsonst steht der CDU-Stand neben der Make-Up-Werbung…

Da ist die Ministerin höchstpersönlich mit ihrem Ehemann im Einsatz – aber genauso wie bei der politischen Konkurrenz hält sich der Andrang der Bürger, die im letzten Augenblick noch informiert werden möchten, sehr in Grenzen. Und wenn, welche Themen interessieren dann? Wohnen und Schule, danach ist Svenja Schulze in diesem Wahlkampf gefragt worden. Die Versuche von CDU und FDP, zum Beispiel mit den Themen Wohnungseinbrüche oder Bürokratismus Aufmerksamkeit zu erzeugen, waren offensichtlich erfolglos.

Die Grünen stehen thematisch durchaus passend neben dem Spargelstand. Aber warum mussten sie sich ausgerechnet unter dem kritischen Auge von Laschet aufbauen? Ist das schon die ganz diskrete erste Koalitionsaussage für den Fall, dass Sonntagabend keine 4 vor dem Komma steht?

Links, das muss man dann vor Takko feststellen, schwächelt, auch mit Bundestagsabgeordnetem am Stand. So viel Stärke knallt seit Wochen von den Plakaten dieser Partei herab, da sind dann doch irgendwann die Kräfte verbraucht – gut, wenn man den Ruhesessel dabei hat.

Die Marktallee bleibt ruhig zurück, man kann sich wieder der Aufregung widmen: wie geht das wohl aus, wer wird mit wem in NRW regieren können – in Hiltrups Einkaufsmeile ist von dieser Spannung nichts zu spüren.