Landtagswahl auf Hiltrups Marktallee: Rabiate Plakate
War die Plakatwelt auf der Hiltruper Marktallee vor einer Woche bunter geworden, so hat diese Woche jetzt brachiale Kraft zugeschlagen. Eine Welle neuer Plakate überflutet die Marktallee: allenthalben recken Leute jeden Alters drohend die Faust, auf dem Plakat-Papier jedenfalls. Mal wieder trifft es die Sparkasse: wo schon länger „MenschvorProfit“ vom Laternenmast schreit, droht ihr jetzt auf der anderen Straßenseite ein kampferprobter Proletarier mit der Faust. Eine Beschwörung proletarischer Vergangenheit: altmodische Weste, offenes Hemd, Zwirbelbart, Schiebermütze, um das Handgelenk eine Ledermanschette (damit er besser zuschlagen kann?) – aus welcher Mottenkiste haben sie den denn gezogen?
Es geht gegen das „System“, da gibt es eine erstaunliche Nähe zwischen Rechtsradikalen und der „Linken“; nur vor der Kampfparole vom „Schweinesystem“ sind die „Linken“ dann doch zurückgeschreckt. Das hat auch seinen Grund, immerhin hat diese Partei im Jahr 2016 11,5 Mio. Euro staatliche Mittel kassiert, nach einer anderen Quelle waren es 2014 40% ihres Etats. Wie will man auch eine solche Plakatflut finanzieren, wenn Schäuble nicht hilft?
Mal wieder unfreiwillig komisch: die Grünen haben neu plakatiert, und das Motiv gibt jede Menge Rätsel auf. Wer sich ein wenig in Fotografie auskennt, fühlt sich an ein berühmtes Foto von Robert Capa aus dem spanischen Bürgerkrieg erinnert: Loyalistischer Soldat im Moment des Todes. Das sollte doch wohl nicht erinnert werden? Kein gutes Motiv, und dies Foto vielleicht sogar ein Musterbeispiel von Fake-News. Oder muss man dies Plakat im Kontext seiner Umgebung verstehen: die grüne Frau ist vor Freude altrosa-lila angelaufen, weil sie im Lotto gewonnen hat? Da macht „1. Freiheit 2. Sichern“ Sinn, der Gewinn muss ja sicher verwahrt werden… Rätsel über Rätsel.
Im Übrigen ist inhaltlich wenig Neues zu finden. Interessant ist allein die Art und Weise, wie jetzt noch zusätzliche Plakate untergebracht werden. Der Klassiker ist vertreten: das Plakat des missliebigen Gegners verschwindet, und an seiner Stelle hängt jetzt das eigene Plakat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: exakt an der Stelle, die bis vor Kurzem mit einem AfD-Plakat besetzt war, droht jetzt eine langhaarige Frau mit der Faust. Da muss das AfD-Plakat wohl ganz einfach heruntergefallen sein; wirklich eine Schande, dass die Kabelbinder heute so schlecht halten.
Den nächsten Klassiker findet man gegenüber Grosche. Wenn man das Plakat des Gegners nicht abreißen kann – vielleicht laufen hier einfach zu viele Leute herum -, dann schiebt man es einfach nach unten und hängt sein eigenes darüber. So ist zuverlässig dafür gesorgt, dass das Gegner-Plakat nicht so gut wahrgenommen und recht bald zerstört wird. Wie gesagt, ein Klassiker; nicht ganz verboten, aber auch nicht fein.
Dann gibt es noch einen weiteren Klassiker: den groben Regelverstoß. Wahl-Plakate darf man aufhängen, aber nicht überall. Die Verwaltung – oder, mit den Linken zu reden, das System – achtet normalerweise peinlich genau darauf, dass Verkehrszeichen und Ampeln nicht mit Plakaten zugepflastert werden. Schließlich haben sie durchaus einen Sinn, auch wenn manche Leute das nicht wahr haben wollen. Schaut man sich die im Bild gezeigte Situation an der Fußgängerampel vor Café Klostermann näher an, merkt man dass die Linken ohne Sinn und Verstand zumindest plakatiert haben.
Wer hier als Radfahrer Richtung Westfalenstraße fährt, worauf wird er sich konzentrieren? Richtig, er sieht den verkehrswidrig geparkten Lieferwagen, der gerade den Radweg blockiert – die Ampel aber kann er gar nicht sehen, weil die Linken ihr Plakat davor gehängt haben. Eine Meisterleistung unsinnigen Plakatierens; mal sehen wie lange es dauert, bis „das System“ das Plakat abhängt.
So endet der dritte Plakat-Rückgang mit Ernüchterung. Inhaltlich nichts Neues, in der Gestaltung eher enttäuschend, Masse statt Klasse: etwas mehr Fantasie könnten wir eigentlich für unser Geld, das wir per Parteienfinanzierung ausgeben, erwarten. Aber immerhin bleiben wir in Hiltrup bislang verschont von Plakaten in der Art „Hier könnte ein Nazi hängen…“, wie sie anderswo zu sehen sind.
(Eine Fortsetzung dieser Artikelreihe zur Bundestagswahl 2017 finden Sie hier.)