Immer noch nicht genug Apotheken in Münster?
Erst ging es nur um Taler, Mäusedorn und Ostereier, jetzt ist die Schlacht an der Pillenfront voll entbrannt. Es ist eine Schlacht der konkurrierenden Apotheken um Marktanteile. Waren die Briefkästen am Wochenende bislang schon gut gefüllt mit all den bunten Prospekten von Super-, Bau-, Möbel- und Blumenmärkten, kommen jetzt auch noch die Pillenmärkte – pardon: die Apotheken dazu.
An einem Wochenende fischt man allein drei Apotheker-Reklamen aus dem bunten Stapel: Zwei in den letzten Jahren in Hiltrup neu eröffnete Apotheken und eine weitere aus der Innenstadt. „Augustangebote“ mit „Bestpreisgarantie“, Kundenkarte, „Apotheken APP“, ein Mikadospiel geschenkt und Treuepunkte schreit es von dem einen Blättchen. „Rabatt“ und „Produkte des Monats“ mit „Rabatt-Coupons“ verkündet der nächste Flyer; der ist gleich vier Seiten lang, eine ganze DIN A 4-Seite lockt mit der „schönen Prämienwelt“, und eine weitere Seite will mit dem „Kidsclub“ natürlich die Eltern an sich binden. Da kommt die dritte Apotheke geradezu bescheiden daher mit ihrem Newsletter, den man abonnieren soll. Als Bonbon bietet sie dafür kostenlose Pferdesalbe für Alle und begibt sich damit aufs Glatteis. Denn der Bundesgerichtshof hat gerade entschieden, dass die Apotheken ihren Kunden für den Kauf rezeptpflichtiger Arzneimittel keine Geschenke machen dürfen; die anderen beiden Apotheken deklarieren das im winzig-klein-Gedruckten.
Apotheken als unverzichtbarer Grundpfeiler der medizinischen Versorgung? Schutzbedürftig im Interesse der Volksgesundheit? Die Argumente für einen Sonderstatus der Apotheken mit geschützten Arzneimittelpreisen verliert man leicht aus dem Blick, wenn man mit solchen Reklameschlachten überzogen wird. Hier sind offensichtlich zu viele Apotheken im Markt, und der Wettbewerb findet nicht in den Kategorien statt, wo er wichtig wäre: Beratung und Schutz der Kunden vor überflüssigen Produkten.