Kommunales Unternehmen gegen Bürger?
Kommunale Daseinsvorsorge, unter diesem Titel betreibt Münster die Stadtwerke. Die Bürger sollen zuverlässig, preiswert und umweltbewusst mit Energie und Wasser versorgt werden, und natürlich: Bus fahren. Dafür haben sich Bürger und Kommunalpolitik stark gemacht. Münsters Bürger haben vor Jahren mit einem Bürgerentscheid die Pläne von CDU und FDP (ja, immer dieselben Verdächtigen) gekippt, die Stadtwerke zu verkaufen.
Nur den Stadtwerken scheint nicht ganz klar zu sein, wem sie eigentlich gehören, wer die treusten Kunden sind. Man erfährt, dass die Stadtwerke ihre Bus-Kunden nachts auf einsamen Strecken auf die Straße setzen, weil – man mag es kaum hinschreiben: weil der Kontrolleur mit seiner Technik mal gerade die gültige Abo-Karte nicht lesen kann.
Wer gibt diese Karten denn aus? Die Stadtwerke natürlich. Wer hat also dafür zu sorgen, dass sie lesbar sind? Etwa der Kunde? Das verlangen die Stadtwerke ganz dreist. Der Kunde solle seine Karte hin und wieder vor die Lesegeräte halten und regelmäßig prüfen, ob sie heil oder nicht mehr lesbar ist, das ist die Antwort der Stadtwerke auf den jüngsten peinlichen Zwischenfall. Den Jugendlichen mit gültiger, defekter Abo-Karte hatten die Stadtwerke-Kontrolleure nachts „in der Pampa“ aus dem Bus geworfen; ohne Fahrmöglichkeit, dafür aber mit Strafzettel.
Kommunale Daseinsvorsorge geht anders. Einen zuverlässigen öffentlichen Nahverkehr zu gewährleisten, darum sollte sich der Rat kümmern – und nicht um die kostenlose Verteilung von Cannabis.