Respekt für die Opfer!

Spuren des Zwangsarbeiter-Lagers im Hiltruper Waldpark erhalten

Die russisch-orthodoxe Gemeinde möchte in Hiltrup ein Gotteshaus bauen. Das ist ihr gutes Recht. Unsere Verfassung sichert das Recht auf freie Religionsausübung. Nun sind Baugrundstücke in Münster aber sehr knapp, die Stadt wächst und platzt aus ihren Nähten, und gerade in Hiltrup wird um jeden Quadratmeter Bauland gekämpft. Da ist es nicht verwunderlich, dass die orthodoxe Gemeinde unorthodoxe Ideen verfolgt: sie möchte am Föhrenweg Bäume fällen und bauen. Knirsch bis an die Fundamente, die von den Baracken des Zwangsarbeiterlagers in der Zeit nach 1945 übergeblieben sind.

Ein Gedenkstein erinnert heute daran, dass hier während des Zweiten Weltkriegs Menschen gegen ihren Willen festgehalten wurden, dass diese Menschen Zwangsarbeit in den Hiltruper Betrieben und in Münster leisten mussten und dass nicht alle dies überlebt haben.

Es ist also ein Ort mit einer ganz besonderen Geschichte. Nicht einfach ein Wald, den man des Waldes wegen Baum für Baum gegen die Bagger verteidigen muss: dieser Wald enthält eine Mahnung, die Erinnerung daran, dass der Mensch des Menschen ärgster Feind war – und auch in Zukunft sein kann. Diese Mahnung hat kein Verfallsdatum. Sie ist hochaktuell und dringend.

Achtsam sollte Hiltrup deshalb mit diesem Ort umgehen – als Bauland taugt er nicht.

Für den Bau eines neuen Gotteshauses – kann die orthodoxe Gemeinde kein vorhandenes, von Profanierung bedrohtes Kirchengebäude in Münster übernehmen? – wird man ein anderes Grundstück suchen müssen. Das ist schwierig, aber mit etwas Geduld sicher nicht unmöglich. Und es ist eine Herausforderung, die für Münster nicht neu ist. Als die ersten Evangelischen ins katholische Hiltrup kamen, mussten sie sich mit Geduld einen Platz suchen und sich mit den Möglichkeiten arrangieren; auch die muslimischen Gemeinden haben sich nach und nach Grundstücke für ihre Moscheen suchen müssen und waren dabei durchaus kompromissbereit. In dieser Tradition wird die Stadt Münster auch den Orthodoxen in dem engen Rahmen behilflich sein, den Grundstücksknappheit und Wohnungsmangel vorgeben. Respektvoll gegenüber dem Anliegen, respektvoll gegenüber dem geschichtlichen Denkmal und mit dem gebotenen Augenmaß.