Autsch: Münster mal wieder benachteiligt

Cannabis-Modellvorhaben gescheitert

Einmal mehr muss der betrübte Beobachter konstatieren, dass Westfalen, insbesondere aber seine Provinzialhauptstadt Münster, von den Autoritäten des Staates vernachlässigt wird. Was sich über Jahrzehnte unschön etabliert hat – Münster wird nicht seinem hohen Anspruch entsprechend mit Behördenstandorten und Medienpräsenz gewürdigt und einfach seinem Elend überlassen – hat sich nun einmal mehr manifestiert: Kein Cannabis für Münster.

Drei Monate ist es erst her, dass wir Münsteraner die Freudennachricht vernahmen: Cannabis auf Staatskosten! Und jetzt hören wir die knappe Antwort des Staates: „Abgelehnt.“ Kann das denn angehen? Einfach so abgelehnt? Kann die Stadt Münster ihr Geld nicht mal einfach so verjuxen und ihren Bürgern eine Freude machen?

Spaß beiseite, Münster hat viele Bürger, hat viele unterschiedliche Erfahrungen und Erwartungen. Münster hat eine treue Stammwählerschaft für die Grünen, ehrenwerte Leute, ein breites Spektrum von wertkonservativ bis eher links. Ihre Vertreter im Rat fahren allerdings einen merkwürdigen Kurs, wechseln Koalitionen wie andere Leute das Hemd, manchmal eher provokations- als konsensorientiert. Dem entspricht es, ab und zu neue extreme Themen zu besetzen.

Höchst ungern lassen sich einige Vertreter der Grünen an frühere Irrwege erinnern. Die Diskussion über sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern, man hätte sie aus heutiger Sicht lieber erst gar nicht geführt, Schwamm drüber! So ein Irrweg ist auch die aktuelle Aktivität der münsterschen Grünen, mit dem Vehikel des „Modellversuchs“ Handel und Verbrauch von Cannabis zu legalisieren.

Weder medizinisch noch ethisch vertretbar, diesem Ablehnungsbescheid der zuständigen Behörde ist nichts hinzuzufügen. Eine Partei, die öffentlich gegen Tierversuche eintritt, will in Münster Menschenversuche unternehmen: gesunden Probanden Cannabis verabreichen und mal schauen, was dann passiert. Wer einmal selber mit angesehen hat, wie jemand mit Cannabis anfängt und als Stammgast der Psychiatrie endet, kann sich nur entsetzen.

Der eigentliche Skandal ist das Lavieren der münsterschen CDU. Sie lässt sich bei diesem hoch sensiblen Thema von den Grünen am Nasenring durch die Manege führen und verliert jede Glaubwürdigkeit. Da geht es nur um Machterhalt: lieber unmoralische Spielchen mitspielen als die Macht im Rathaus verlieren. Verantwortungslos nennt man so ein Verhalten.