Mäuse, Hunnies, Kies, Penunzen, Moos? Schotter!

Schotter-"Garten" der Hiltruper Sparkasse (28.5.2019; Foto: Klare)
Schotter-"Garten" der Hiltruper Sparkasse (28.5.2019; Foto: Klare)

Sparkasse mit Schotter-„Garten“

Es breitet sich eine Pest in den Gärten aus. Nicht Franzosenkraut, Giersch oder kriechender Gundermann – die sind zwar lästig, gehören aber zu einem natürlichen Garten -: Schotter! Wohin man blickt, aus den Vorgärten, die ja ohnehin schon immer kleiner werden wegen der hohen Grundstückspreise, verschwindet das Grün. Bienensterben, keine Vögel mehr? Ungerührt wird gepflastert, betoniert (Beton-Verbundpflaster!) und seit neustem geschottert.

Wo früher Zäune den Glyzinien oder mindestens dem Efeu Halt gaben, stehen jetzt Gabionen. Drahtgestelle, tonnenschwer mit Schotter gefüllt. Im ersten Jahr sind die Bruchsteine darin hellgrau, und Grau ist doch gerade die Modefarbe der Saison. Grau sind die Häuser, die rund um uns neu entstehen, die nächsten hundert Jahre werden sie die Stimmung drücken und für gräuliche Laune in der Stadt sorgen. Die Gabionen kann man zum Glück einfacher abräumen; wenn sie nach wenigen Jahren nur noch usselig aussehen, wenn die Steine dunkel sind von Witterung, Dreck und Moos, kann man sie wieder abfahren. Tonnen von Gewicht müssen dann teuer bewegt und teuer entsorgt werden, aber es geht.

Die Null-Ebene, wo man früher mehr oder weniger fantasievoll Rasen oder aber vielfältiges Grün kultivierte, wird mit Kunststoffplanen wasser- und lichtdicht abgedeckt, damit bloß kein einziges Hälmchen hier gedeihen kann. Das Regenwasser wird in den Kanal geleitet; wenn es beim nächsten Starkregen dem Nachbarn aus dem Kanal in den Keller läuft, steht ja nicht dran, woher es kommt. Und weil Kunststoff kein gutes Image hat und im Übrigen von der Sonne zerstört wird, muss irgendeine tote Materie drauf. Schotter, Steine. Erst hellgrau, dann dunkelgrau, dann dreckig; dann füllen sich langsam die Zwischenräume mit Zigarettenkippen, Plastikfetzen, Papier…

Ein gewisses Maß von Verständnis für solches „Gärtnern“ kann man aufbringen, wenn die Eigentümer die Gartenarbeit nicht mehr schaffen, aber auch hier muss man fragen: Eigentum verpflichtet, kann man nicht einen Gärtner mit der Pflege beauftragen? Ist Schotter wirklich so viel billiger als der Gärtner? Wie billig oder teuer sind Umweltschäden? Und die Sparkasse in Hiltrup an der Marktallee, geht es der wirklich so schlecht, dass sie die letzten paar Quadratmeter Grün (sonst ist das gesamte Grundstück versiegelt) durch Schotter ersetzen musste? Wem solche Argumente nicht reichen: War dies Haus nicht vorher schon hässlich genug?