Erst ging Annettes Weinkeller, dann Salon Heßling: Nr. 36 steht leer
Die Ladenschilder sind entfernt, das Schaufenster ist mit Papier zugeklebt. Der Friseursalon Heßling hat still und leise sein Quartier an der Marktallee Nr. 36 geräumt. Schon lange steht das benachbarte kleine Ladenlokal leer, in dem früher Annette’s Weinkeller residierte, jetzt ist das gesamte Erdgeschoss des Hauses leer. Für den ehemaligen Weinkeller hatten in der Vergangenheit wiederholt Mietinteressenten beim Eigentümer angeklopft, aber er wollte nicht neu vermieten.
So scheint sich zu bestätigen, was bislang nur ungesicherte Vermutung war: Auch dies Haus an der Marktallee, scheint es, wird demnächst abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Der enge Zuschnitt der alten Ladenlokale und der nicht barrierefreie Zugang sprechen nicht dafür, dass das Erdgeschoss des alten Hauses nur umgebaut, ein wenig aufgehübscht und danach neu vermietet werden soll.
Der staunende Beobachter fragt sich nur, wer all die neuen, teuren Ladenlokale an der Marktallee mieten soll? Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt überdeutlich, dass die Renditeerwartungen der Investoren und die Nachfrage nach preiswerten Ladenlokalen an der Marktallee durchaus nicht nahtlos überein stimmen. Die Marktallee ist immer in Bewegung, aber ob ihr das auch immer gut tut, ist offen. Denn ihre Attraktivität lebt nicht von Leerstand oder dem soundsovielten Klamottendiscounter: Die „Kleinen“ mögen nicht spektakulär sein, aber sie bringen Atmosphäre; noch mehr Ständer mit (moralisch höchst bedenklichen) Billig-T-Shirts sind das exakte Gegenteil.
Offensichtlich ist in Zeiten niedriger Zinsen der Druck zu groß, billiges Baugeld in „Betongold“ zu verwandeln. So entstehen zusätzliche Ladenflächen an der Marktallee, und auch nebenan in der Straße Am Klosterwald werden selbst auf schwierigen Grundstücken noch Eigentumswohnungen projektiert.