Wahlkampf am Stall
Die Hiltruper haben es mit den Schweinen. Sie sind Schweineliebhaber, Schweinebauern, Schweineverwalter, Schweinezüchter, Schweineesser, und sie machen Politik mit Schweinen. Die Hiltruper reden auch gern über Schweine, diese Reden füllen die Lokalzeitung, und wenn die Stadtverwaltung ein Schweinepapier schreibt (WN 12.8.2021), gibt es mehr Lärm als bei den Spielen von Preußen 09.
Folgerichtig hat der Bundestagskandidat von der CDU – es ist ja Wahlkampf – nach der Ankündigung von Hausbesuchen (WN 14.8.2021) auch erst einmal die Schweine besucht (WN 18.8.2021). Seinen „Wunschkandidaten“ Armin Laschet hat er zwar nicht mitgebracht auf den Bauernhof in Amelsbüren, aber dafür die Landwirtschaftsministerin von NRW. Und wieder ist ein Sturm von Reden losgebrochen, die Hiltruper kennen das. Um das Wohl von Schweinen und Bauern ging es natürlich, und die Ministerin war voll von Vorsätzen. Initiative, Arbeit der kommenden Monate, Planungssicherheit, eine neue Marketinggesellschaft, Hilfen für Behörden, wohlfeile klingende Worte schwirrten über den Hof. Nur von Taten war keine Rede.
Nun muss man so einer Landesministerin ja zugestehen, dass ihr Einfluss auf die EU-Landwirtschaft eher gegen Null tendiert. In Wahlkampfzeiten bleibt da nur das Drumherumreden. Den harten Kern des Problems bringt Jochen Borchert als Chef der Borchert-Kommission auf den Punkt: Geld, viel Geld brauchen die Bauern, anders gesagt Zuschüsse aus öffentlichen Kassen, wenn sie im internationalen Wettbewerb überleben und gleichzeitig freundlich zu den Schweinen sein sollen. Geld hatte die Ministerin nicht mitgebracht nach Amelsbüren, nur Worte. Und der Bundestagskandidat möchte die „Position der Landwirtschaft so stärken, dass sie sich auf Augenhöhe mit dem Handel bewegt“. Die bronzene Zitrone gebührt ihm dafür. Nicht die silberne. Denn die inhaltsleere Phrase von der Augenhöhe hat er noch nicht einmal selbst erfunden.
Was wir wohl als nächstes über die Schweine hören?
(Siehe auch: Schwein gehabt?)