Corona-Hotspot in der Altenpflege-Einrichtung, das ist für alle Betroffenen der GAU. Alte Menschen sterben, Pflegende opfern sich auf und erkranken selbst mit unabsehbaren Folgen, Angehörige bangen um ihre Lieben. Die Nerven liegen blank. Die Einrichtung steht – wunderbar, dass das möglich ist – zentral, in der Mitte der Bürgerschaft. Wer einkaufen geht, kommt hier vorbei. Keine Frage, was hier vorgeht, steht damit immer auch im Zentrum der Aufmerksamkeit. Öffentliche Aufmerksamkeit wird repräsentiert durch die Zeitung. Sie hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, über solche Dinge zu berichten, die uns alle angehen.
Wenn die Zeitung anmerkt, dass sie die erforderlichen Informationen nicht ausreichend erhalten hat, muss man das ernst nehmen. Gerade in dieser Zeit, die geprägt ist von offener Aggression mancher Zeitgenossen gegen die seriösen Medien (und damit gegen eine wichtige Säule unserer Demokratie), sollten alle Mitspieler im öffentlichen Raum sorgsam miteinander umgehen. Der Vorstandsvorsitzende der Meyer-Suhrheinrich-Stiftung schlägt nun offen auf die Zeitung ein, wirft ihr vor, „von mangelnder Transparenz (zu) schwadronieren“. Wer sich verteidigt, klagt sich an, geht der Spruch – es mutet schon seltsam an, wenn jemand sonst den öffentlichen Auftritt sucht und nicht sparsam mit seinen Worten ist, bei dem Kampf um Leben und Tod aber nicht den Weg zur Presse findet. Nur im nachhinein, mit einem grantigen Leserbrief: Die Zeitung druckt ihn ab, sie scheut die Diskussion nicht.
Folgt man übrigens dem Leserbrief und schaut auf die Internetseite der Stiftung, findet man dort keine Informationen zum Corona-Ausbruch. Die gibt es – nur sehr spärlich – auf der Seite des Altenhilfe-Zentrums.