Autsch: Cannabis für den Rat

Münster vorn: Wegweisendes Projekt

Was bislang nur Eingeweihte wussten, ist jetzt öffentlich. Die alte Provinzialhauptstadt Münster, von Ortsfremden gern als provinziell-angestaubt verunglimpft, ist ihrer Zeit voraus. Anders als die rheinischen Metropolen, die sich in puncto Frohsinn gänzlich liederlich auf die Eigeninitiative ihrer Bewohner verlassen, nimmt in Münster jetzt die Verwaltung das Glück der Bürger in die Hand. Aus den üblichen, gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, dass Oberbürgermeister Lewe persönlich die Sache in die Hand genommen hat.

Allzu lange hatten die Verantwortlichen der verschiedenen Verwaltungsressorts das Problem zwar beim Frühstück beklagt und in vielen ausführlichen Vermerken genauestens beschrieben, aber nicht gehandelt: Münster hat ein schweres Glücks-Defizit. Keine Spielbank, kein Kasino, allein das lastet seit Jahrhunderten auf dieser Stadt. Grau das Wetter, bedrückend das Geläut, so wird diese westfälische Perle nicht nur von ihren Bürgern und den Wiedertäufern hoch am Turm wahrgenommen. Schon vor Jahrzehnten schwand mit der Schließung der Germania-Brauerei eine der letzten Möglichkeiten, innerhalb der Stadtmauern kurzen Freuden-Rausch und lange Kopfschmerzen zu erwerben.

Man möchte sagen „glücklicherweise“ hat sich nun ein neues Glücks-Kraft-Zentrum gebildet, das endlich echte Lösungen schafft. Der stets auf das Wohl der Bürger bedachte Oberbürgermeister brauchte nur noch den letzten Anstoß, sozusagen den ultimativen Kick – eine Spezialität der Glücks-Fachleute, früher hätte man sie Glückspilze genannt, die zusammen mit den schwarzen Glücksrittern die Geschicke der Stadt im Rat lenken. „Gras für Alle“, schnell war die Parole gefunden, abgeleitet von den alten Wahlplakaten „Wohlstand für Alle“.

Schnell war aber klar: wie beim Wohlstand ist auch bei Cannabis die Einlösung dieses Versprechens nicht einfach. So besann man sich eines uralten Tricks, mit dem Politik und Verwaltung den Bürgern gern etwas unterschieben: man nennt es Modell-Versuch, Pilot-Vorhaben, am besten Forschungsauftrag, und schon läuft das Ding; und wenn etwas erst einmal läuft, dann wird es nicht wieder abgeschafft, weil es sich ja bewährt hat.

So wartet ganz Münster jetzt auf die Post vom Gesundheitsamt: Sie, lieber Bürger, sind auserwählt, 100 Gramm Cannabis warten auf Sie, die Glücksfee hat Sie geküsst!

Wie es bei solchen Innovationen leider oft vorkommt, zeigen sich allerdings gewisse Kinderkrankheiten. Wir wollen an dieser Stelle unsere Sympathie für das administrierte Glück nicht verhehlen, deshalb wollen wir auch unsere Verbesserungsvorschläge nicht zurückhalten. Das größte Manko des Vorhabens ist sicherlich, wie Kenner sofort zugestehen werden, die doch sehr begrenzte Menge von Stoff. Wie soll das notorische Glücks-Defizit ernsthaft bekämpft werden, wenn den sich aufopfernden Probanden nur ganze 2 Gramm Cannabis pro Woche zugestanden werden? Hier ist Abhilfe ganz dringend nötig, und die Lösung liegt nah: Wenn man diese 10 Kilogramm Cannabis, die das Gesundheitsamt leider nur zur Verfügung hat, besser aufteilen würde ….? Und wer ist am ehesten in der Lage, verantwortungsvoll und mit der gehörigen Erfahrung mit dem Stoff umzugehen? Es gibt nur eine naheliegende Antwort: verteilt das Zeug an die Glücks-Fachleute der grünen Ratsfraktion und verkürzt die Projekt-Laufzeit! 10 Kilogramm für 15 Spezialisten für 1 Monat, und alle Probleme sind behoben!

(Was daraus wurde, können Sie hier nachlesen!)