Staatliches Bewertungsportal ohne Wert
Das nächste Arzt-Bewertungs-Portal ist auf dem Markt. Mit viel Tamtam versucht sich die Bundesregierung an dem Thema: gesund.bund.de. Minister Spahn verspricht seriöse Gesundheitsinformationen.
Die Probe aufs Exempel ist schnell gemacht: „Hausarzt“ als Suchkriterium eingetippt und die Postleitzahl, und dann macht es Bäng. 176 Treffer listet gesund.bund.de auf für die angegebene Postleitzahl. Das ist kein Wunder, denn der Standardsuchradius für die Postleitzahl beträgt 5 – in Worten: fünf – Kilometer.
Für die Suche nach dem nächstgelegenen Doktor taugt das Ding also nicht. Wer will schon kilometerweit laufen, wenn es einem dreckig geht? Da müsste man schon die eigene Adresse eingeben können als Suchkriterium und einen engeren Radius, aber das geht nicht.
Pickt man sich dann probeweise einen Doktor heraus, folgt die nächste Überraschung. Die wenigen Daten, die man zu sehen bekommt, sind falsch. Veraltet. Woher auch immer der „Dienstleister“ die Daten geholt hat, den die Bertelsmann-Stiftung als Akteur im Hintergrund beauftragt hat, das wird nicht angegeben. Und noch schlimmer: Auch Ärzte haben inzwischen einen Internetauftritt, den pflegen sie selbst, der ist topaktuell. Davon hat Bertelsmann in Gütersloh aber noch nichts gehört. Die Internetadresse des Arztes taucht bei gesund.bund.de nicht auf.
Was soll der Quatsch? Die niedergelassenen Ärzte haben so viel Papierkram zu erledigen, der nimmt ihnen genug kostbare Arbeitszeit. Jetzt sollen sie auf Wunsch von Herrn Spahn auch noch alle paar Tage in gesund.bund.de nachschauen, ob Bertelsmann die Praxisdaten richtig erfasst? Das kann doch wohl nicht wahr sein.
Aber gesund.bund.de will noch mehr als das. Gesund.bund.de will Bewertungsportal sein. Patienten sollen hier die Ärzte bewerten. Das ist ein Bewertungs-Portal mehr in einem eng besetzten Markt. Und es ist ein Markt der Unredlichkeit. Herr Spahn will – neben der Publicity – sicher das Beste, aber Bewertungsportale für Ärzte haben sich längst als genauso übel erwiesen wie die Amazon-Bewertungen. Jameda und andere funktionieren nach dem Amazon-Prinzip, jeder kann jeden Mist als Bewertung posten. Für die Suche nach einem Arzt ist so etwas nutzlos. Es wird nicht besser dadurch, dass die Bundesregierung jetzt auch noch Bertelsmann in diesen Markt herein drücken will.