Hiltrup arrangiert sich – mehr oder weniger
„Anmelden“, „Rabatt“, „online“, die Geschäfte an der Hiltruper Marktallee kämpfen ums Überleben. Es ist Mittwoch, fast alle Geschäfte haben geschlossen. Bei herrlichem Sonnenschein liegt die Marktallee ruhig da, kaum Autos fahren, wenige Fußgänger sind unterwegs.
Wie reagieren die Hiltruper auf Ladenschließung und Kontakt-Einschränkung?
Die Geschäfte setzen auf Onlinehandel und Lieferservice – wenn vorhanden. Blumen per Post? Auch das Blumengeschäft hat ein großes Plakat im Schaufenster und wirbt mit „Online-Shop“.
Direkt daneben kann man besichtigen, was die Schließung für die „Kleinen“ bedeutet. Sorry we’re closed, und das war’s – hier läuft nur noch die Miete.
Auch das Eiscafé geschlossen? Nein, der Straßenverkauf läuft weiter. Zu eingeschränkten Öffnungszeiten kann man sich mit langem Arm ein Eis holen. Der Optiker: Hat Notdienst; wenigstens kann man sich die kaputte Brille richten lassen, mehr aber nicht. Die Apotheke muss offen haben. Bei Papageno wird ein wenig aufgeräumt.
Ernstings setzt auf online – gut, wenn man schon vor der Krise einen Online-Shop aufgebaut hat. Aber wer schützt die Paketfahrer?
Tabak, Lotto und Zeitungen sind unverzichtbar, der Laden also geöffnet – aber mit Einschränkung: Immer nur zwei Kunden dürfen auf einmal hinein. Aktuell ein wichtiger Service: Wer will schon allein auf die Fake-news und Horrormeldungen der „sozialen“ Medien angewiesen sein?
Ohne Schuhe kein Spaziergang: Der Schuster hat ja noch offen, aber mit Vorsicht! Er hat wie viele andere improvisiert und einen Tröpfchen-gesicherten Schalter gebaut; unten ein einfacher Tisch als provisorische Ladentheke, oben eine Acrylglas-Scheibe als Schutz vor Corona-Partikeln, dazwischen ein schmaler Schlitz zum Austausch von Schuhen und Geld.
Nebenan zeigen Kunden der Bäckerei Klostermann, wie man sich jetzt zu verhalten hat. Auch ohne große Gebotstafeln und Markierungen wartet der Kunde geduldig draußen vor der Tür, bis der andere Kunde den Laden verlassen hat.
Vernünftig gehen die meisten Hiltruper mit der kritischen Situation um, diesen Eindruck gewinnt man bei dem kurzen Rundgang. Es sind keine Gruppen von mehr als zwei Personen unterwegs, die meisten achten genau darauf, möglichst großen Abstand einzuhalten.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Da marschiert ein älterer Herr unbeirrt wie eine Dampfwalze den Bürgersteig entlang, Abstandsregeln sind ihm schnurzegal. Bei der Radtour in die Hohe Ward erlebt man es noch, dass einem ein altes Paar auf dem Rad entgegen kommt: Nebeneinander, ohne jede Bereitschaft, auf engem Weg hintereinander zu fahren und so den Mindestabstand zum Entgegenkommenden einzuhalten.