Die SPD ist an Allem schuld!

So einfach ist die Welt aus der Sicht von Hiltrups Grünen

…, und die Westfälischen Nachrichten legen noch eine Schippe drauf: „SPD beklagt Probleme, die sie selbst verursacht hat“ ist die Schlagzeile der WN über dem Artikel (11.9.2018), mit dem die Zeitung genüsslich den verbalen Rundumschlag eines Lokalpolitikers der Grünen transportiert. Da wird von Lügen („Unwahrheiten“) der bösen Sozis schwadroniert – allerlei hasserfüllte Anwürfe, auf die einzugehen sich nicht lohnt. Eine Schlammschlacht, man kennt derlei von Scheidungsdramen; Grün und Rot, das war in Münster immer eine schwierige Ehe, bis Grün mit Schwarz fremd ging.

Bemerkenswert ist eigentlich nur die Rolle der Zeitung. Die mit Anführungszeichen ausdrücklich als wörtliches Zitat gekennzeichnete Schlagzeile verfälscht das im Artikeltext wiedergegebene Originalzitat. Im Artikel gibt die WN die Äußerung des Grünen so wieder: „Es ist typisch, dass die Hiltruper SPD die Probleme beklagt, die sie selbst mitverursacht hat.“ In der Schlagzeile fehlt die klitzekleine Silbe „mit“, die Aussage wird zugespitzt: Die SPD ist an Allem schuld. Und nebenbei ernennt die WN den grünen Herrn in dem Artikel auch noch zum „BV -Sprecher“, als ob er ein offizielles Sprecher-Mandat der Hiltruper Bezirksvertretung hätte.

Wenn die Welt doch so einfach wäre! Aber sie ist nicht einfach, wir leben in höchst komplizierten Zusammenhängen, die manchmal schwer zu verstehen sind. Populismus missbraucht diesen Erklärungs- und Argumentationsbedarf: Migration ist die Mutter aller Probleme, die SPD ist an Allem schuld. Eine unzulässige Gleichsetzung? Sicher, aber eins haben diese üblen Parolen gemein; es ist die dumme Falschaussage in der dummen Verkürzung.

Was WN und Grüne nicht erwähnen, sind die vielfältigen Sachargumente, gesetzlichen Regelungen und oft konträren Interessen, die auch in den vergleichsweise kleinen Hiltruper Ortsproblemen eine Rolle spielen. Dazu die Vielfalt der beteiligten Akteure; in Münster steht da immer die örtliche CDU an erster Stelle, und natürlich auch die Grünen. Wer in diesem Gemenge Verantwortung tragen will, kann sich nicht einfach darauf zurückziehen, gebetsmühlenhaft sein Mantra von vor 20 Jahren herzubeten. Mein Baum, meine Planungsidee: Irgendwann geht die Zeit darüber hinweg. Was bleibt, ist der Geist der Verneinung. Ich doch nicht!