Wo bleibt die CDU II

Max-Winkelmann-Straße: Flaue Antworten auf Anlieger-Zorn

600 Unterschriften hat die Anwohner-Initiative schon gesammelt: Schriftlich dokumentierter Zorn der Anwohner der Max-Winkelmann-Straße in Hiltrup. Sie wurden über Nacht mit roter Farbe und der Ankündigung von Parkverboten vor ihren Haustüren überrumpelt. Die Anwohner werden regelrecht vorgeführt, und zwar sowohl von Schwarz-Grün im Rat als auch von der Verwaltung.

Kein Argument ist verquer genug, um nicht als Entschuldigung für verfehlte schwarz-grüne Symbolpolitik präsentiert zu werden. Nichts anderes als teure Symbolpolitik war es, Wohnstraßen rot anzustreichen. Die Max-Winkelmann-Straße ist ein besonders skurriles Beispiel. Sie ist beim besten Willen kein Baustein für ein zusammenhängendes Radnetz in Münster, und als Unfallschwerpunkt ist sie bisher auch nicht gerade aufgefallen. Hier gibt es keinen konkreten Anlass für teure Baumaßnahmen. Ist Münster nicht gerade auf dem Weg zur Schulden-Milliarde?

Münsters Grüne schlagen in Hiltrup ganz besondere Kapriolen: Die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer spielte in der Diskussion um den Ersatz der Prinzbrücke für die Grünen keine Rolle, erinnert man sich noch genau; es sei ja noch nichts passiert, hieß es damals. Für die Max-Winkelmann-Straße behaupten die Grünen jetzt eine – durch rote Farbe zu beseitigende – Gefahr, die niemand sonst erkennen kann. Und was es mit Umweltschutz zu tun hat – dem Paradethema der Grünen -, wenn in Zukunft Vorgärten zu Auto-Stellplätzen versiegelt werden, kann man niemandem erklären.

Jetzt liegt das Kind im Brunnen, und die Täter üben sich in Beschwichtigung. Von Alternativen und neuen Ansätze, Abstellmöglichkeiten am Bahnhof und Quartiersgaragen faseln die Grünen (WN 17.7.2020), und alle Ortskundigen reiben sich die Augen. Das Bahnhofsumfeld ist chronisch „dicht“, hier blockieren die Pendler den gesamten frei verfügbaren Parkraum. Schafft man am Bahnhof ein Parkdeck oder Ähnliches – dieser Traum geistert schon seit Jahrzehnten durch die Kommunalwahlkämpfe -, dann werden diese Kapazitäten noch nicht einmal ausreichen, um den Bedarf der Pendler abzudecken. Und ganz davon abgesehen: Alte Menschen, Behinderte, Familien mit Kindern wollen die Grünen wirklich auf 800 Meter Fußmarsch schicken, um von ihrem Auto nach Hause zu kommen? Wolkenkuckucksheim heißt jetzt Quartiergarage.

Ein ganz besonders trauriges Bild bietet die Hiltruper CDU. Mehr als zwei Wochen ist es her, dass sich die Anwohner versammelt haben und dem SPD-Ratsherrn Dr. Michael Jung ihre Sicht der Dinge erklärt haben. Dr. Jung hat nicht mehr und nicht weniger versprochen als sich für die Anwohner einzusetzen. Wochen später haben die Hiltruper CDU-Leute immer noch nicht den Mut, sich den versammelten Anwohnern zu stellen. Stattdessen reden Sie mit den Initiatoren der Unterschriftensammlung und knipsen ein Foto: Schwarze auf roter Straße.

Aber in der Sache: Nur Nebel, kein weißer Rauch. Die CDU, die das Ding mit den roten Fahrradstraßen im Rat gegen den Sachverstand der SPD durchgedrückt hatte, spielt das altbekannte Verzögerungsspiel. Die Verwaltung soll erst einmal eine Analyse der Parksituation vorlegen, bis zum Jahresende. Nach der Kommunalwahl, heißt das: Hilfe, hier fliegt uns unser eigener Unsinn um die Ohren, bloß heil über die Wahl kommen! „Druck aus dem Kessel nehmen, Parkverbot erst nach der Wahl“ ist das billige Motto.

Aber die Keule schwingen! Der Oberbürgermeisterkandidat der SPD habe sich auf die Max-Winkelmann-Straße gestellt und große Töne gespuckt, lässt sich CDU-Mann Leschniok zitieren (WN 18.7.2020). Wäre Leschniok doch einfach zu der Bürgerversammlung mit Dr. Jung gekommen und hätte selbst mit den Anwohnern geredet! Leschniok hätte da feststellen können, dass Jung gar nicht auf der Max-Winkelmann-Straße stand, sondern auf dem Schulhof, und von „große Töne spucken“ war keine Spur. Jung hat nur das getan, was Leschniok offensichtlich schwer fällt: Die Anwohner ernst nehmen, ihre Probleme und Anregungen anhören und sich kümmern.

So hinterlässt Schwarz-Grün eine Spur des Schreckens auf der Max-Winkelmann-Straße in Hiltrup. Die einen kaschieren ihre Symbolpolitik mit falschen Versprechungen einer Quartiersgarage, die anderen haben das Thema verschlafen und retten sich in platte Polemik.