Bürgerversammlung Max-Winkelmann-Straße
Als ob ein roter Teppich ausgerollt worden wäre, den niemand haben will, so konnte es scheinen. Der erste Abschnitt der alten Fahrradstraße ist rot eingefärbt – auf diesem Abschnitt heißt sie Am Klosterwald -, die Anwohner haben kurzfristig erfahren, dass sie fast nirgendwo mehr parken dürfen, und die SPD hatte zur Bürgerversammlung eingeladen.
Um die 40 Bürgerinnen und Bürger aller Altersstufen hatten sich auf dem Schulhof der Realschule eingefunden, um dem OB-Kandidaten der SPD Münster (und jetzigen Fraktionsvorsitzenden im Rat) ihre Meinung zu sagen. Was Dr. Michael Jung und Lia Kirsch (Ratskandidatin für Hiltrup-Mitte) zu hören bekamen, war geballter Zorn.
Den Anwesenden ging es nicht darum, gegen die Fahrradstraße zu polemisieren. Die macht keinerlei Probleme und verursacht keine Emotionen. Der Grund für die Empörung liegt in dem Parkverbot, das die Verwaltung für den Herbst angekündigt hat, und in der Art und Weise, wie die Betroffenen hier überrumpelt werden sollten.
Das Wohngebiet rund um die Max-Winkelmann-Straße wird heute schon als Parkraum genutzt von Mitarbeitern der umliegenden Betriebe und Geschäfte, wurde berichtet. Ein Anwohner schilderte sehr anschaulich seine Erfahrungen mit dem Parkverbot, das vorläufig für die Zeit der Bauarbeiten angeordnet wurde: Mehrere Runden um den Block, um am Abend das Auto unterzubringen und mit einem vertretbaren Fußmarsch nach Hause zu kommen. Ein anderer Anwohner berichtete, wie kompliziert es ist, eine Baugenehmigung für einen KFZ-Stellplatz auf dem eigenen Grundstück zu bekommen. Selbst wenn das mit vertretbarem Aufwand und Kosten möglich wäre, wandten andere Teilnehmer der Runde ein: Wer wolle denn all die grünen Gärten beseitigen und sie zupflastern? Eine Anwohnerin fragte nach, wie Handwerker in Zukunft in dieser Straße tätig sein könnten: Ob der Gärtner noch kommen und den Grünschnitt von ihrem Grundstück abfahren dürfe ohne Sondererlaubnis?
Von Existenzgefährdung für die Betriebe und Praxen an der Max-Winkelmann-Straße war die Rede, von der Notwendigkeit, Pflegedienste einsetzen zu können.
Dr. Michael Jung hatte die undankbare Aufgabe, den Kopf hinzuhalten für einen unsinnigen Beschluss des Rates, für den er nicht gestimmt hatte. Die SPD hatte 2018 dagegen gestimmt, als Grüne und CDU gemeinsam die rote Farbe und das Parkverbot im Rat durchdrückten. Eine pragmatische Lösung müsse gefunden werden, darin ist er sich einig mit den Anwohnern, und versprach, das Gespräch mit den anderen Ratsfraktionen zu suchen. Die rote Farbe für den Rest der Max-Winkelmann-Straße wird sich wohl nicht mehr verhindern lassen, der Auftrag an einen Unternehmer ist längst vergeben und wird jetzt abgearbeitet. Aber das Parkverbot! Darüber muss geredet werden, dieser Fehler kann noch korrigiert werden, wenn die CDU auf die Vernunft und den Protest der Bürger hört.
Bleibt die Frage: Warum war eigentlich kein Vertreter der CDU vor Ort? Wenn der CDU-Bezirksbürgermeister in der Zeitung darüber räsonieren kann, zur Not müsse die rote Farbe wieder abgekratzt werden (WN vom 2.7.2020), warum kann er das nicht den Bürgern direkt sagen? Etwa, weil er es nicht erst meint ?