Es war einmal: Kleinere Servicearbeiten am Auto konnte man selbst machen. Mit etwas Geschick waren Filter und Öl zu wechseln, auch einen neuen Auspuff kriegte man zur Not noch selbst montiert. Jetzt sind Autos Computer. Sie reden mit dem Computer in der Werkstatt, bieten tollen Sound innen und außen, zeigen Navigation und Filme, und ganz nebenbei können sie auch fahren. Anders gesagt: Man muss zum Service in die Werkstatt.
Welcher Werkstatt man traut, das ist eine lange Geschichte. Die Markenwerkstatt kennt sich vielleicht am besten aus mit den Mucken des Modells, aber ist sie gut? Es ist eine Vertrauensbeziehung, fast wie beim Hausarzt. Dafür nimmt man auch in Kauf, dass diese Werkstatt nicht am Ort ist. Wenn sie einen Hol- und Bringservice anbietet, ist das ja auch kein Problem. Was dann auf der Rechnung steht, kann man kaum kontrollieren.
Dann hört der Inhaber auf und verkauft den Betrieb an eine Großwerkstatt mit vielen Filialen. Die gewohnten Ansprechpartner sind plötzlich nicht mehr zu erreichen, am Telefon hat man es mit einem unpersönlichen Callcenter zu tun. Das Callcenter ist für eine ganze Region zuständig, es gibt Missverständnisse. Beim nächsten TÜV-Service stellt man fest, dass man abgezockt wird. Direkt neben der Werkstatt sitzen zwei verschiedene Sachverständige für die TÜV-Abnahme, und die Großwerkstatt wechselt ohne ersichtlichen Grund zum teureren TÜV-Sachverständigen. Es sind nur 10 Euro mehr, aber warum? Gibt es da eine Rückvergütung vom TÜV-Sachverständigen an die Großwerkstatt, auf Kosten des Kunden?
Man schaut sich vor Ort um. Die Markenwerkstatt vor Ort war schon immer zu teuer und nicht gut. Aber es gibt auch die Mehrmarkenwerkstatt. Macht eigentlich Fiat, aber verspricht auch Service nach Herstellervorgabe. Warum nicht? Aber billiger wird’s dadurch nicht. Die Kostenvoranschläge von Marken- und Mehrmarkenwerkstatt liegen nah beieinander. Man zögert. Man will sich von der Großwerkstatt nicht über den Tisch ziehen lassen. Und die heimische Wirtschaft unterstützen, das ist doch auch ein Aspekt.
Nach Inspektion und TÜV bekommt man ein prächtig geputztes Auto von der Mehrmarkenwerkstatt zurück. Die Rechnung ist gesalzen, wie bei der Markenwerkstatt, und laut beigefügtem Wartungsplan ist alles in Ordnung. Auch der Reifendruck, 2,2 bar sind angeblich auf allen vier Reifen.
Und nach ein paar Tagen benutzt man mal die eingebaute Reifendruckkontrolle des Fahrzeugs. Die zeigt ein ganz anderes Bild. Drei Reifen haben noch den falschen Druck, den ein Reifenservice beim Räderwechsel einige Tage vor der Inspektion einheitlich für alle vier Reifen eingestellt hatte. Den vierten Reifen hat die Werkstatt über den schon zu hohen Druck hinaus weiter aufgepumpt.
Ins Grübeln kommt der Kunde. Wenn schon so eine einfache Aufgabe, den Reifendruck zu kontrollieren und richtig einzustellen, teils nicht und teils falsch erledigt wurde: Was ist dann mit dem Rest? Sind Motoröl und Bremsflüssigkeit wirklich ausgetauscht, sind alle auf dem Wartungsplan aufgezählten Arbeiten durchgeführt? Kontrollieren kann man das nicht, das muss man glauben.
Also schreibt man einen Brief an den Geschäftsführer der Mehrmarkenwerkstatt: Haben Ihre Mitarbeiter tatsächlich gemacht, was ich bezahlt habe? Und warum soll ich mein Fahrzeug in Zukunft zu Ihnen bringen?
Sicher wird er antworten, dass das mit dem Luftdruck einerseits ein bedauerlicher Einzelfall und andererseits doch auch nicht so tragisch sei. Und dass man generell und immer bemüht sei, für den Kunden nur das Beste… So ungefähr bekommt man es am Telefon zu hören. Und dass die Mitarbeiter befragt worden seien und – bis auf die Reifen – alle berechneten Arbeiten auch erledigt hätten.
Man hat diese Beteuerung gerade erst hinter sich. Da war es die Caravan-Werkstatt, die dem Kunden Billigreifen unterschieben wollte. Es gibt nur einen Unterschied: Dass falsche Reifen montiert sind, kann man sehen. Ob die Inspektion vollständig und richtig durchgeführt wurde, muss man glauben.
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