Abenteuer Caravan

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Das Werkstatt-Lotto

Camping hat Konjunktur. Mit dem Wohnmobil oder Caravan über Land, irgendwo Station machen, ein Traum. Der Traum vom einsamen Strand in der Abendsonne erweist sich schnell als Illusion. Diese Idee hatten schon andere vor einem, mehr Camper als es Strände gibt. Nun drängeln sie sich dicht an dicht auf öden Parkplätzen oder in „Campingparks“. Vorher ist aber noch ein ganz anderes Abenteuer zu bestehen.

Jeder Wohnwagen (und jedes Wohnmobil) braucht etwas Wartung und muss zum TÜV. Die spezialisierten Werkstätten haben sich nicht vermehrt. Das bedeutet Stress. Mal eben vor der Abfahrt die Auflaufvorrichtung an der Deichsel abschmieren lassen? Kommen Sie in vier Monaten wieder. Also selbst abschmieren.

Und langfristig planen. TÜV und Gasprüfung im November, wenn die Reisesaison endet. Wieder zur alle-Marken-Autowerkstatt? Das Übliche können die auch. Aber diesmal muss ein neuer Dämpfer in die Auflaufbremse, also vielleicht besser in die Caravan-Fachwerkstatt.

Der Termin ist mit viel Vorlauf verabredet. Bei der Abgabe in der Caravan-Werkstatt dann das Beratungsgespräch: Die sechs Jahre alten Premium-Sommerreifen drauf lassen und nur noch 80 fahren? Oder doch besser neue Reifen, diesmal nicht ganz so teure, und auch mal 100 fahren dürfen? Die Werkstatt rät zu neuen Reifen. Man einigt sich: Die Caravan-Werkstatt soll Neureifen mittlerer Qualität montieren, einer der sechs Jahre alten Premiumreifen soll Ersatzrad werden.

Der Kunde bekommt Caravan und Rechnung. Und schluckt. Gesalzen ist die Rechnung, gesalzen sind auch die Einzelpreise. Allein 180 Euro für einen mittelprächtigen Wohnwagenreifen, Marke MAXXIS steht auf der Rechnung. Nie gehört. Wäre man doch besser vorher zum Reifenservice gefahren. Zähneknirschend zahlt der Kunde. Schaut vor lauter Zähneknirschen den Caravan nicht weiter an, bringt ihn nur ins Winterquartier.

Vier Monate später geht’s auf Traumreise. Nicht an den Strand, aber das Markgräflerland ist auch schön. 600 Kilometer weit, und unterwegs ein Blick in den Bordcomputer des Zugfahrzeugs. Wie, 11 bis 12 Liter Sprit auf 100 Kilometer? Merkwürdig viel, viel zu viel.

Im Markgräflerland scheint die Sonne, und man hat Zeit. Zeit, den Caravan – frisch aus der Werkstatt – näher anzusehen. Mal schauen, was steht auf den Reifen eigentlich drauf? M+S, Ganzjahresreifen. Bestellt war das nicht, gewollt schon gar nicht; dieser Caravan ist nur im Sommer unterwegs. Genauer schauen, irgendwo muss doch MAXXIS drauf stehen. LASSA steht drauf.

Man ist irritiert. LASSA, ist das nicht der schlechte Reifen, der im Vergleichstest durchgefallen ist? Der Blick ins Internet bestätigt den Verdacht. Da findet sich auch die Erklärung für den hohen Spritverbrauch, LASSA hat einen unglaublich schlechten Rollwiederstand. Die Caravan-Werkstatt hat den schlechtesten Reifen montiert, den sie bekommen konnten, und hat einen Premiumpreis genommen. Mehr als doppelt so teuer wie ein MAXXIS, soweit man das auf die Schnelle sehen kann.

Jetzt noch einmal ganz genau hinsehen. Die Felgen sind deutlich ramponiert. Die Reifen sind offensichtlich nicht mit der Maschine montiert sondern mit dem Brecheisen. Wie sieht es denn mit Auswuchten aus? An einer Felge ist kein Auswuchtgewicht vorhanden. Das ist ungewöhnlich, auf jeden Fall bei einem Billigreifen. An der anderen Felge ist noch das alte Auswuchtgewicht befestigt. Und das ist nicht mehr merkwürdig, das ist Schlamperei.

Jetzt fällt es einem wieder ein: Radmuttern müssen doch nach 50 bis 100 Kilometern nachgezogen werden. Beim Abholen aus der Werkstatt hatte man danach gefragt. Das sei schon erledigt, war die Antwort gewesen. Merkwürdig.

Man fühlt sich … vorsichtig gesagt, nicht zufrieden mit dieser Werkstatt. Und öffnet den Gaskasten, um etwas herauszunehmen. Dort steht auch das Reserverad. Da muss doch wie besprochen der sechs Jahre alte Michelin-Reifen drauf sein? Nein, es ist immer noch der inzwischen 12 Jahre alte Noname-Reifen, der entsorgt werden sollte. Die Werkstatt hat nicht getan, was sie versprochen hatte. Und was ist denn das? Frei steht die 11-Kilogramm-Gasflasche dort. Gehalten wird sie nur durch den Gasschlauch. Bei einer Vollbremsung wäre sie ungebremst durch die Gegend geflogen.

Man sichert die Gasflasche und geht in sich. Einfach übersehen vor der Abfahrt. Aber, wer war eigentlich zuletzt daran? Ach ja, natürlich die Caravan-Werkstatt. Für die Gasprüfung waren sie daran. Mussten die Gasflasche lösen, um den Druckregler und -verteiler zu überprüfen. Vielen Dank auch.

Viele Jahre Camping-Erfahrung, aber eine so schlechte Werkstatt hat man noch nicht erlebt. Nicht nur schlecht, sondern gefährlich. Fliegende Gasflaschen und schlechte Reifen sind ein Sicherheitsproblem.

Was tun? LASSA kann nicht bleiben, wenn einem sein Leben lieb ist. Neue ordentliche Reifen müssen her – und das ist die letzte Chance dieser Werkstatt. Noch aus dem Markgräflerland bekommt sie eine Email mit der Aufforderung, die bezahlte Qualität nachzuliefern – nein, diese Werkstatt lässt man nicht mehr an den Caravan heran. Sie soll zahlen, aber die Reifen kommen wieder vom Reifendienst. Die sind nämlich eine Fachwerkstatt.

PS: Sehr schnell reagiert die Caravan-Werkstatt auf die Email des Kunden: „Zu aller Erst Entschuldigen wir uns für die Unannehmlichkeiten. Natürlich dürfen solche Fehler nicht passieren oder übersehen werden, wir versuchen stehts alle unsere Kunden zufrieden zustellen. Alle Reifen werden in unserem Betrieb auf einer Reifenmontagebank demontiert und montiert. Genauso werden alle montierten Reifen nach einer Probefahrt mit dem richtigen Drehmoment nachgezogen und geprüft. Aus Kulanzgründen  werden wir  ihnen selbstverständlich ihren Aufwand wie beschrieben entschädigen, und bitten gleichzeitig um die Rückgabe der von uns falsch montierten Reifen.“

(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 8.4.2025.)

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