Wer ist Ivan Rodionov?

Russische Desinformation in Deutschland

Kennen Sie Ivan Rodionov? In Münsters Alltag begegnet er einem nicht. Sollte man meinen. Oder doch? Wo denn? Im Supermarkt: nein. In der Zeitung: auch nicht. Aber im Internet, da findet man ihn, ganz versteckt im Impressum der Website deutsch.rt.com. RT DE Productions GmbH steht da ganz harmlos, Geschäftsführer Director Ivan Rodionov (2021: Dinara Toktosunova). RT DE, was steckt hinter dem Kürzel? Nun, RT DE ist da nicht sehr auskunftsfreudig. In der Rubrik „Über uns“ steht ganz wolkig „Über uns RT DE – Wer sind wir? RT International gehört zu den renommiertesten Medien-Gruppen mit globaler Ausrichtung und sendet in englischer, spanischer, arabischer, deutscher, französischer und russischer Sprache. „

Verschleierung der Verantwortlichen nennt man so etwas. RT International dürfte als Marke in Deutschland völlig unbekannt sein. Bloß nicht sagen, in wessen Auftrag man handelt!

Also weitersuchen. Wikipedia weiß mehr: „RT, bis 2009 Russia Today, ist ein am 10. Dezember 2005 vom russischen Staat gegründeter und finanzierter Auslandsfernsehsender. Der Sender gibt an, dem Publikum die „russische Sichtweise“ auf das internationale Geschehen vorzustellen.… Am 6. November 2014 startete das deutschsprachige Internetangebot des Senders.“

Russischer Staatsfunk also, Putins Stimme. Das mag RT DE so offen wohl selber nicht sagen. Denn daraus ergeben sich sofort Fragen: Russland steckt kein Geld in so etwas nur um den Qualitätsjournalismus in Deutschland zu unterstützen. Russisches Staatsgeld soll in Deutschland russische Interessen vertreten, und damit das nicht gleich abgelehnt wird, tarnt man sich als RT Deutsch. Eine Desinformationskampagne, psychologische Kriegführung im Frieden.

RT Deutsch ist kein sehr originelles Angebot. Die deutsche Ausgabe des russischen Staatsfunks arbeitet mit einer ganz schlichten Masche: alle Anderen lügen, nur wir sagen euch die Wahrheit. Also beschimpft RT Deutsch alle anderen Medien als Lügenpresse und tischt dafür seine eigenen Stories auf. Da ist kein Schund zu eklig, um ihn nicht ausführlich und genüsslich auszubreiten. Hillary Clinton sei in ein Netz von Kinderschändern verstrickt – die Botschaft wird unentwegt wiederholt, durch Wortwahl und Formulierung nachhaltig an die Leser gebracht; andererseits in die Form von Vorwürfen und Mutmaßungen verpackt, so dass keine eindeutige, strafrechtlich relevante Aussage enthalten ist. Etwas bleibt immer hängen. Garniert wird das mit allerlei Links zu angeblichen Beweisen: entweder funktionieren die Links nicht oder verweisen auf ähnlich schmutzige oder völlig obskure Internetseiten. Dazu noch ein paar Grafiken, damit es ein wenig wissenschaftlich fundiert aussieht, fertig ist die: Desinformation.

So wie dieser Beitrag von RT Deutsch sind auch andere Artikel gestrickt. Angebliche Quellen werden nicht sauber zitiert. Fotos: ebenfalls höchst zweifelhaft; stammen teilweise angeblich von Reuters, sind offensichtlich gestellt, oder sind ganz offen von Sputnik, einer anderen russischen Veröffentlichung übernommen.

Die Tendenz ist klar: Einmischung in die amerikanische Wahl, Beeinflussung der deutschen öffentlichen Meinung. Wer liest das, wem nützt es? Die Autoren schämen sich jedenfalls selbst so sehr für den Schund, den sie verbreiten, dass sie ihre Namen nicht unter die Artikel setzen. Anonyme russische Lügenpresse sozusagen.

Ein besonders hässliches Beispiel für die Schmutzkampagne von RT Deutsch ist im Übrigen der Fall Lisa von Anfang 2016. Eine Kurzfassung finden Sie bei Wikipedia; die umfangreiche Darstellung bei Bild zeigt genau, wie die russische Regierung sich mit Hilfe von RT Deutsch in Deutschland einzumischen versucht.

(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 27.5.2021.)