Stadthalle und Dorfposse

Wie lange ist die Hiltruper Stadthalle schon in der Diskussion? Man kann – und mag – sich kaum erinnern. Kundige wissen davon zu erzählen, dass die Zukunft dieses Bauwerks schon diskutiert wurde, bevor es fertig war: der Rat der selbständigen Gemeinde Hiltrup hatte der Stadt Münster diese Baustelle wie ein Kuckucksei ins Nest gelegt, bevor Hiltrup seine Selbständigkeit verlor. Einen Baustopp gab es damals und großes Nachdenken.

Die letzten zehn Jahre wurde das leidige Thema auf kleiner Flamme gekocht. Mal musste die Stadt sparen, mal war Wahlkampf, immer ging es um Geld und dörflichen Stolz. Das hinderte das Gebäude nicht daran zu altern. Die technische Gebäudeausrüstung ist auf, Reparatur lohnt nicht. Gleichzeitig wurde immer deutlicher, dass der große Saal am Bedarf der kleinen Vereine und Initiativen vorbei gebaut war: zu groß, zu teuer; das Restaurant mit Kegelbahn: eine Fehlplanung, nicht vermietbar.

Die SPD war es, die zuletzt intensiv nach einer Lösung suchte. Ein Jahr ist es jetzt her, dass die SPD mit einem Ratsantrag den Anstoß gab: Bedarf für die zukünftige Nutzung ermitteln und einen Neubau planen, der auch den Raumbedarf des großen Schulzentrums berücksichtigt, das war der Auftrag an die Verwaltung.

Dann geschah erst einmal nichts. Zur Ehre der Verwaltung sei angemerkt, dass ihre Fachleute mit der Unterbringung der Flüchtlinge voll ausgelastet waren. In dieser Zeit merkten auch CDU und Grüne, dass sie sich endlich um das Thema kümmern mussten, sie schoben Ende 2016 einen inhaltlich fast identischen Ratsantrag nach.

Jetzt kommt die Stadtverwaltung endlich mit einem konkreten Vorschlag um die Ecke. Sie will ein Konzept für eine inhaltliche Ausrichtung eines Neubaus an alter Stelle mit einer Saalfläche von 700 m² nebst Bühne und entsprechenden Nebenräumen erstellen und ein daraus abgeleitetes Raumprogramm entwickeln – genau das, was die SPD schon lange fordert. Ganz nüchtern schreibt die Verwaltung dann noch: „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wird das Objekt – zur Aufrechterhaltung der aktuellen Nutzung – mit minimalen Reparaturmaßnahmen betriebsbereit gehalten. … Für den Hallenbetrieb kann dies nur bedingt bzw. nicht sichergestellt werden.“

Und was passiert in der Bezirksverwaltung Hiltrup? Unsere Dorfpolitiker wollen mit dem Kopf durch die Wand. Ja, planen soll die Verwaltung, aber den Hallenbetrieb soll sie garantieren: koste es was es wolle. Der Gerechtigkeit halber muss man dazu sagen: dieser Beschlussvorschlag kam von der CDU, aber die anderen mochten dann wohl nicht zurückstehen, nur die Linken blieben vernünftig.

Man muss sich das mal ins tägliche Leben übersetzen: Sie fahren ein vierzig Jahre altes Auto, nächstes Jahr wollen Sie es endlich verschrotten, und vorher wollen Sie noch einen neuen Motor einbauen? Das macht niemand. Nur die Stadt Münster soll so etwas bei der Hiltruper Stadthalle tun, soll knappes Steuergeld zum Fenster hinaus werfen?

Der Liegenschaftsausschuss des Rates war da wesentlich nüchterner. 30 Sekunden hat er angeblich gebraucht, um der Bezirksvertretung zu sagen wo es lang geht. „Nach Möglichkeit“ wird die große Halle weiter betrieben. Investiert wird in den Altbau nicht mehr. Punkt.

So steht die Dorfpolitik blamiert da. Wollte mit dem Kopf durch die Wand, ohne sich vorher mit den Ratsfraktionen abzustimmen. Jetzt brummt der Schädel.