Wahlkampf der Ladenhüter
FDP-Chef Lindner im Morgenmagazin von WDR5: ein Trommelfeuer höchst populistischer Parolen. Wunderbar, wie der Mann das hinkriegt. Lauter glatte Sprüche, und so schön übergebracht. Übel kann einem werden, wenn man drüber nachdenkt. Den Bürokratismus erklärt Lindner zum Feind, den muss man bekämpfen.
Was meint Lindner wohl damit? Bürokratie, die kennen wir, aber „Bürokratismus“? Noch so ein Ismus. Fragen wir doch den Duden: „pedantisches, engstirnig-formalistisches Denken und Handeln“, „ Gebrauch: abwertend“ schreiben die Hüter der deutschen Sprache. Also weg mit den Bürokraten! Aber hatten wir das nicht schon einmal? 2005 bis 2010? Da war doch so ein Bürokratismus-Bekämpfer von der FDP Innenminister von Nordrhein-Westfalen, und der buchstabierte den Kampf gegen den Bürokratismus mit „Per-so-nal-ab-bau“. Das hieß in der Praxis weniger Polizisten, das hieß auch weniger Ingenieure für den Straßenbau. Wer damals ins Ministerium kam, musste immer ein paar Stellen zum Streichen mitbringen.
Privat vor Staat, das war vor zehn Jahren das FDP-Mantra. Das traut Lindner sich nicht mehr. Die Tea-Party hat das Thema ruiniert, und wer soll eigentlich die Aufträge an die Privaten ausschreiben, vergeben, überwachen und abrechnen, wenn nicht – ja wenn nicht die Bürokraten? (Wenn sie die Arbeit dann nicht besser gleich selber machen.)
Warme Luft. Wieso wird dieser Mann eigentlich so hoch gehandelt?