Schöne bunte Plastikwelt, auch die Bio-Gewürzpflanzen gehören dazu. Kommen – echt bio! – im Plastiktopf, eingepackt in eine Plastikfolie, auf die Fensterbank: Estragon, Schnittlauch, Petersilie, Basilikum. Kleine Büschelchen, für die kleine Küche und das große gute Gewissen. Wachsen vor sich hin, werden mit der Küchenschere bearbeitet. Kommen in den Winter, sind nur noch: Ein Blumenkasten voller Erde, ein paar trockene Stängel. Aber nicht nutzlos; hier werden im Winter die Nüsse für die Eichhörnchen deponiert, hier schauen die Eichhörnchen täglich mehrmals vorbei: Machen Männchen vor der Fensterscheibe und sind so grenzenlos niedlich.
Dann wird es eigentlich langsam Zeit, die alte Blumenerde aus dem Kasten zu leeren und über das Pflanzprogramm für das neue Jahr nachzudenken – da kommt die Überraschung. Erst streckt die glatte Petersilie vom vorigen Jahr die ersten grünen Triebe heraus. Was, die überwintert? Und dann kommt der Liebstöckel. Treibt ganz frech frische Triebe, obwohl die ganze Geschichte doch eigentlich auf den Kompost sollte. Also bekommen beide noch eine Chance. Und sie nutzen sie! Noch nie waren Petersilie und Liebstöckel so prächtig wie in diesem Jahr. Anfang Mai ist der Liebstöckel 70 Zentimeter hoch, die Petersilie nur wenig kleiner. Nur das Basilikum vom Vorjahr rührt sich nicht; seine trockenen Stängel haben den Eichhörnchen noch eine Weile als Knabberzeug gedient, jetzt sind sie über. Basilikum-Samen gab’s im Baumarkt, aber auf dem Platz des vorjährigen Basilikums wollen sie nicht aufgehen, vielleicht haben die Eichhörnchen auch zu heftig darauf herum getrampelt.
Was macht man mit so viel Liebstöckel? Maggikraut heißt die Pflanze ja auch, völlig zu Recht, ihre Blätter haben einen angenehm-würzigen Geschmack. Ein Tipp gefällig? Tomatensalat mit Maggikraut für zwei Personen: Olivenöl, Zitronensaft, italienischen Weißweinessig, viel Zucker, Salz, Pfeffer zur Marinade; drei dicke Tomaten und eine Packung Feta in Würfel geschnitten und mit der Marinade vermischt, dann reichlich – aber wirklich reichlich – frischer Liebstöckel grob geschnitten darüber, dazu ein Baguette und allerlei anderes Leckeres. Corona, die Welt ist schlecht? Nicht mit diesem Essen. Und wenn man dann dazu noch eine Flasche Roten aufmacht…