Abschied von den Alltagsmenschen
Ach was waren sie ignorant, diese Alltagsmenschen! Sitzt das Schwein auf der Wäsche – keiner scheucht es weg!
Wird der Ordensschwester was gespielt und gesungen – die Musikanten würdigt sie keines Blickes, erst recht nicht das Schwein.
Da können sich der Tenor Sebastiano lo Medico und seine Frau Makiko Tanaka noch so sehr ins Zeug legen mit Oper und Operette. Selbst Rocco Granatas ewiger 50er-Jahre-Ohrwurm Marina, Marina… kann kein Leben in die Beine bringen: Die Alltagsmenschen bleiben betonschwer auf ihrem Platz, auch die Zuhörer im weiten Kreis um die Wäscheleine auf dem Kirchplatz rühren sich kaum.
Was bleibt da übrig als weiter zu ziehen?
Auf dem Kirchplatz blieb ein Schwein zurück, mitten auf der Wäsche. Und wenn man ganz genau hin sieht, lächelt die Waschfrau in ihrem blauen Kittel ein wenig…
Im November 2020 sollen die „Alltagsmenschen“ noch einmal nach Hiltrup kommen. Bis dahin können die Macher der Ausstellung sich überlegen, ob sie nicht doch einen anderen Titel wählen. Nein, Alltagsmenschen seien das nicht, sagt eine Zuschauerin ganz entschieden: Weder heute noch vor 60 Jahren sahen die Menschen im Alltag so aus, auch die Großmutter nicht.