Von Metz nach Thionville
(Voriger Tag: Von Delme nach Metz.)
Es ist trübe und feucht an diesem Tag, trotzdem: Metz hat einiges zu bieten, die Radler schauen sich erst einmal um. Erstes Ziel der Stadtrundfahrt ist das Centre Pompidou, etwas außerhalb der Altstadt gelegen. Eigenwillige Architektur hebt das Gebäude von seiner Umgebung ab.
Die Konstruktion des Gebäudeeingangs wirkt wie gewachsen, die Holzbalken scheinen aus dem Boden zu wachsen und tragen ein leichtes Dach wie einen Hut.
In der Eingangshalle drängelt sich eine Schulklasse um eine raumfüllende Installation. Auf einem Wasserbecken treibt eine Vielzahl von Porzellanschalen langsam im Kreis, die Schalen stoßen leicht aneinander; der Klang dieser kleinen Glocken hallt in dem großen hohen Raum.
Das Video gibt einen Eindruck von der Wirkung dieser Installation im Raum – seltsam sphärische Klänge vor der technisch-realistisch anmutenden Gebäudekonstruktion.
Vom Centre Pompidou ist es nicht weit bis zur Porte Serpenoise, eine teilweise Replik des früheren Römertors der Stadtbefestigung. Aber wirklich sehenswert sind nun einmal nur die Originale.
Deshalb geht es über den regennassen und menschenleeren Place Saint Louis – wie viel Leben war hier gestern Abend! – zum echten alten Stadttor, der Porte des Allemands.
So stellt man sich ein echtes Stadttor vor, …
…, und so geht man durchs Tor in die Stadt!
Der Höhepunkt der Stadtbesichtigung an diesem Morgen ist die Kathedrale Saint-Étienne. Dieser hohe Raum wirkt nicht gewaltig-erdrückend; er ist aufgelöst in nach oben strebende Elemente, seine Wirkung wird bestimmt durch die Vielzahl farbiger Fenster, Lanterne de Dieu ist ein zutreffender Name.
Es sind viele alte Fenster, und in ihrer Farbigkeit lassen sie Raum für die neuen, von Chagall gestalteten Glas-Kunstwerke.
Inmitten dieser Farbenpracht macht der Orgelstimmer seine Arbeit.
Die Zeit drängt, wer an diesem Tag noch aus Metz herauskommen will, muss sich jetzt langsam auf den Weg machen.
Schnell noch einen Blick auf den Place Saint-Jacques – traurig liegt er im Regen, eigentlich hätte man hier in der Sonne einen Kaffee trinken müssen. Aber der Weg führt herunter zur Mosel, ihr wollen die Radler folgen in Richtung Thionville.
Zuerst gibt es hier noch Altstadt zu sehen, Stege am Wasser entlang mit Pforten zu den alten Handelshäusern.
Am Stadtrand musste man damit rechnen, dass es landschaftlich öde wird. Die Brücke bot ein wenig Schutz, um sich um das Regenzeug zu kümmern, …
Die Mosel ist von Metz abwärts hauptsächlich Transportweg, sie zählt zu den am meisten befahrenen Wasserstraßen in Europa. Die Radler fahren durch ein altes Industrierevier.
Die Schwerindustrie hat die Landschaft verwüstet, Eisenerz, Kohle und Stahl haben sie geprägt. Nach dem Ende der Stahlerzeugung muss diese Region sich neu erfinden – …
…, und sie tut es! Nicht weit vom Kohlehafen fahren die Radler entlang des Mosel-Seitenkanals an einem Versprechen auf die Zukunft vorbei: Ein altes Haus, man sieht den Verfall, und eine Hälfte strahlt in frischem Knallrot.
Weit sind die Radler an diesem Tag nicht gekommen, zu viel gab es zu sehen in Metz. Der Tag ist grau, die Bilder von alter Industrie sind grau, in Thionville beschließen sie, dass es genug ist. Ein Nachtquartier ist bald gefunden, Eindrücke hinterlassen dieser Abend und dieser Ort nicht.
Was machen die Menschen in dieser riesigen Industriebrache eigentlich? 2006 haben sie als Antwort die Skulptur L’Union im Park aufgestellt.
Nächster Tag: Von Thionville nach Trier.