Preußen-Stadion: Fein geschroten und in Stücken…

Lokalposse als Dauer-Theater

… kann man die Ratsparteien nun erblicken. Berichten jedenfalls die Westfälischen Nachrichten, gleich hinter der Hofberichterstattung aus dem westfälischen Kleinstadt-Adel („Kleine Prinzessin im Schloss geboren“ – als ob anderswo große Prinzessinnen geboren würden). „Gespalten“ sind die Ratsparteien also, wenn man den WN glaubt, aber warum nur? Wegen eines Stadions sollen nicht nur wackere Volksvertreter gestückelt, sondern auch Tischtücher zerschnitten sein?

Das Publikum hat sich längst von diesem Thema abgewandt. Münster ist – auch wenn manche das nicht wahr haben wollen – keine Fußballstadt. Die Kicker vom SC Preußen 06 e. V. Münster spielen in unserer Stadt nicht die Rolle wie die Fußball-Prominenz in Dortmund und Gelsenkirchen. Umso mehr lohnt es, sich die Finanzierungsmodelle von BVB und Schalke 04 anzusehen. In Dortmund haben die Fans den Verein subventioniert, indem sie Aktien gekauft und die Verluste in Kauf genommen haben. In Gelsenkirchen zittert der städtische Kämmerer, wenn der Ball nicht rund läuft.

Wenn es im – Pardon! – drittklassigen SC Preußen 06 e. V. Münster Leute gibt, die Fußball als renditeorientiertes (Risiko-)Kapital-Investment betreiben wollen, dann mögen sie die Instrumente des Kapitalismus nutzen, Geld in die Hand nehmen, investieren, eigenes Risiko tragen. Aber keine Kopie des Gelsenkirchener Modells bitte. Die Kommune, die sich aus Steuern aller Bürger finanziert, mag ein Mandat für die Förderung von Breitensport haben; für die Subventionierung von Fußball-Unternehmern ist sie nicht berufen.

So ist es nur konsequent, wenn der Rat demnächst den Bebauungsplan für den Sportpark Berg Fidel in Kraft setzt. Sportanlagen für den Vereinssport sind das, mit Augenmaß und einer Finanzierung-Perspektive. Und nicht zu vergessen, der Bebauungsplan wird auch festschreiben, was die SPD seit Jahren für die Bürger des hoch verdichteten Stadtteils fordert. Es geht um einen zusätzlichen Spielbereich und Parkanlagen; diese Flächen hätte man sich auch größer gewünscht, aber besser wenig als gar nichts.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, das Verfahren jetzt noch anzuhalten. Die Planungen sind abgeschlossen. Wer jetzt hinhaltend taktieren will, stellt mehrere Jahre Planung und damit erhebliche finanzielle Aufwendungen der Stadt in Frage. Denn nichts hat so kurze Halbwertzeiten wie die Planung öffentlicher Infrastruktur. Wo ein Gemenge, ja eine Konkurrenz vieler beteiligter öffentlicher und privater Interessen in einem hochkomplexen Planungsprozess akribisch erfasst, dokumentiert, erörtert, bewertet und gegeneinander abgewogen werden muss, führt jede Verzögerung zu Veränderungen; Veränderungen können diesen komplizierten Prozess ganz schnell ganz an den Anfang zurück werfen. Ein Jahr Verzögerung, und auf der Brachfläche westlich der Hammer Straße siedelt sich zum Beispiel eine neue Tierart an, die karierte Berg Fideler Brachland-Schildkröte: Alles geht zurück auf Los, und aus Spielbereich und Parkanlage für die Bürger wird wieder nichts.

So kann man nur an die Vernunft appellieren. Der Bebauungsplan muss jetzt beschlossen werden. Sollten die Kaufleute hinter dem SC Preußen 06 e. V. Münster dann demnächst ihr 40.000-Plätze-Wolkenkuckucksheim irgendwo in der westfälischen Pampa finanzieren und bauen, wäre das kein Problem; die Stadt muss ja nicht in das alte Stadion in Berg Fidel investieren. Aufheben kann man einen Bebauungsplan immer noch. Wohnungen an Stelle des alten Stadions? Vielleicht steckt das ja hinter dem Vorschlag von SPD und FDP, den neuen Bebauungsplan erst einmal auf Eis zu legen…