Hiltruper Vereine streiten um Volkstrauertag
Heldengedenktag gegen alternativen Volkstrauertag, in der Zuspitzung dieser hundertjährigen Diskussion liegt der Sprengstoff. Der Hiltruper Bezirksbürgermeister Stein hat das Streichholz angezündet, und einige Hiltruper Vereine haben es schnell an die Lunte gelegt.
Der Bezirksbürgermeister will am Volkstrauertag nicht am Ehrenmal antreten, Schützenvereine, Feuerwehr und Sänger wollen es ohne ihn tun, er will dann doch kommen aber nicht reden – einen Eklat nennen das die Westfälischen Nachrichten, man kann es auch einen unwürdigen Klamauk nennen.
Ja, der Bezirksbürgermeister hat erst am 8. November, sechs Tage vor dem Volkstrauertag, seine einsame Entscheidung an die Vereine verschickt. Den Dialog hat er offensichtlich vorher nicht gesucht.
Nein, die Vereine sind nicht gut beraten, mit großem Getöse gegen den Bezirksbürgermeister – und gegen die Veranstalter des „alternativen Volkstrauertages“ anzutreten. Die Grenze zwischen würdigem Gedenken und Peinlichkeit wird durch eine Selbstdarstellung in Uniform und mit Fahnen schnell überschritten.
Es ist doch so einfach. Als Herr Stein zum Bezirksbürgermeister gewählt wurde, war der Termin des Volkstrauertages bekannt. Auch die Teilung in zwei Lager ist in Hiltrup lange bekannt. Was liegt näher als mit den beiden Lagern zu reden? Mit ein wenig Zeit, Geduld und Beharrlichkeit muss doch ein Weg zu finden sein. Bundespräsident und Bundestagspräsidentin widmen diesen Gedenktag in diesem Jahr der „Erinnerung an den besonders grausamen und verlustreichen Angriffs- und Vernichtungskrieg in Ost- und Südosteuropa, der vor 80 Jahren mit der Besetzung von Jugoslawien und Griechenland sowie dem Überfall auf die Sowjetunion begann“. Nichts anderes will der „alternative Volkstrauertag“. Können sich einige Vereine in Hiltrup darauf nicht einlassen? Wer hindert die Organisatoren auf beiden Seiten, sowohl den Gräbern der Zwangsarbeiter als auch dem Mahnmal einen Besuch abzustatten?
Noch ist Zeit für alle Beteiligte, miteinander zu reden. Der Anlass der Feierlichkeit ist zu ernst, als dass die politisch Exponierten auf beiden Seiten ihre getrennten Süppchen kochen sollten. Einigt euch und werdet dem Gedenktag gerecht!
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 15.11.2021.)