Nahverkehr mit Hindernissen
Hiltrup hat eine hervorragende Nahverkehrsverbindung nach Köln: in knapp 2 Stunden in Kölns Zentrum, ohne Umsteigen, ohne Parkplatzsorgen, an allen Staus vorbei. Wenn es funktioniert. Früher schimpfte man auf die Bahn: ewig diese Verspätungen! Aber die Strecke ist ja neu ausgeschrieben, europaweit, jetzt fährt National Express, und zwar mit neuen, angenehmen Zügen in den britischen Nationalfarben. Auf diese Farben ist man stolz, schließlich ist man ein britisches Unternehmen.
Im ersten Augenblick zögert man bei dem Stichwort „britisches Unternehmen“. Ist Großbritannien nicht eher für ein marodes Eisenbahnwesen bekannt, unter Frau Thatcher durch rücksichtslose Privatisierung ruiniert? Warum nutzt eigentlich ein Unternehmen aus diesem Umfeld die europaweite Ausschreibung, um in Hiltrup zu fahren? Natürlich weil hier Geld zu verdienen ist. Das wirft gleich die nächste Frage auf: wie lange noch? Denn der Brexit macht demnächst alles neu. Großbritannien will mit europäischen Arbeitnehmern nichts zu tun haben, aber in Europa Geld verdienen – das wird in Zukunft wohl nicht mehr so einfach gehen.
Vor allem muss National Express erst einmal an der Zuverlässigkeit seiner Züge arbeiten. Wer am Sonntagmorgen mit dem Zug 8.40h nach Köln wollte, der konnte sich eine Stunde lang auf dem Bahnsteig die Füße vertreten. Vor der Nase einen National Express-Zug, der nicht fuhr. Nach einer Stunde wurde der liegen gebliebene Zug geteilt. Ein Teil rangierte aus eigener Kraft aufs Hiltruper Abstellgleis, der andere Teil blockierte dauerhaft Gleis 1. Nach einer Stunde konnten aufmerksame Reisende auf der kleinen Anzeigetafel lesen, dass der nächste Zug nach Köln auf Gleis 2 abfuhr – eine Lautsprecherdurchsage war das der Bahn oder National Express nicht wert. Wer hätte sich eigentlich darum kümmern müssen? Der Service von National Express ist jedenfalls keinen Deut besser als die deutsche Bahn.
.