… bleiben nur Trümmer
Das böse Wort vom Sozialtourismus ist in der Welt. Der Täter hat sich nur gezwungen und halbherzig distanziert. Er hat sein Ziel erreicht: Aufmerksamkeit um jeden Preis, Zustimmung aus dem Randbereich der Gesellschaft. Die Medienkarawane zieht weiter.
Was macht das mit den, wie soll man sie nennen: Gutwilligen, Anständigen?
Auch in Münster ist die Hilfsbereitschaft groß, viele Flüchtlinge haben hier Unterschlupf gefunden. Münsters BürgerInnen haben spontan gespendet und haben Wohnraum zur Verfügung gestellt. Vor allem sind es ja Frauen und Kinder, die hier Zuflucht suchen vor Bomben und Raketen. Für sie sind MünsteranerInnen zusammengerückt, um ihnen das unsägliche Notquartier in der Turnhalle zu ersparen.
Jetzt finden sich diese MünsteranerInnen plötzlich auf der Anklagebank wieder. Der Spitzenmann der CDU hat ihnen bescheinigt, dass sie Beihilfe geleistet haben zum Ausplündern der Sozialsysteme. Ausländern – pfui! – haben sie dabei geholfen, sich schamlos am deutschen Sozialsystem zu bereichern – nochmals pfui! – und deutsches Steuergeld abzuzocken. Da spielt es schon keine Rolle mehr, dass sie auch eigenes Geld in die Hand genommen haben, um den Geflüchteten zu helfen.
Aber müssen sich diese MünsteranerInnen wirklich dafür schämen, dass sie Mitleid hatten?
Man kann natürlich lautstark diskutieren, ob es gerecht war, die Ukraine-Flüchtlinge beim Zugang zur Hartz IV und zum Arbeitsmarkt besser zu behandeln als die Syrien-Flüchtlinge. Die Grundsituation wird dadurch jedoch nicht berührt. Menschen sind in ihrem Heimatland in Lebensgefahr und haben ein Recht auf Schutz.
An dieser Beurteilung ändert sich nichts, wenn Swetlana – so wollen wir die Frau aus Kiew hier nennen – für ein paar Tage von Hiltrup wieder nach Kiew reist. Sie besucht ihren Sohn, den sie ein halbes Jahr nicht mehr gesehen hat. Davor war sie ein paar Tage in Prag: Sie hat dort Arbeit gesucht, hat einige Tage zur Probe gearbeitet. Denn arbeiten will sie unbedingt, und in ihrem fortgeschrittenen Alter fällt ihr das Erlernen der deutschen Sprache schwer. Ohne Deutschkenntnisse hat sie es auch in Münster versucht; die Probearbeit bei einem bekannten großen Einzellhändler entpuppte sich allerdings sehr schnell als dreister Ausbeutungsversuch.
Swetlana reist demnächst weiter, diesmal nach Spanien. In Spanien hat sie Arbeit gefunden in ihrem alten Beruf. Denn sie kann nicht ohne Arbeit sein, will nicht auf Dauer von Sozialleistungen leben. Ihre Gastgeber in Münster bleiben keineswegs beschämt zurück. Sie haben spontan geholfen, ohne auf den Spitzenmann der CDU und die Behörden zu warten, und darauf sind sie nach wie vor stolz.
Trümmer muss die CDU aufräumen. Einmal mehr hat ihr Vorsitzender unverantwortlich dahergeredet. War er es nicht, der vor Jahren die Steuererklärung auf dem Bierdeckelpropagierte? Seine Einkünfte bei Blackrock hätten sicher nicht darauf gepasst. Die Partei aber muss in der Opposition die Trümmer sichten: Ist sie wirklich unfähig zum Regieren, kann sie wirklich nur Leute an ihre Spitze befördern, die Kanzler nicht können? Und die vielleicht sogar unbelegte Behauptungen nachplappern, die von Putins Trollen verbreitet werden?
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 6.10.2022.)