Kleiner Mann, großer Lärm

Es ist doch jedes Jahr derselbe Unsinn. Es wird warm, der Sommer kommt – nein, das ist natürlich kein Unsinn, wir haben lange genug darauf gewartet. Aber in dieser Zeit kommen die Zweirad-Spielzeuge aus der Garage. Teure Motorräder, riesige Blubber-Motoren, dicke Reifen, fetter Sound. Und damit der Sound noch fetter wird, hilft man noch ein bisschen nach.

Heute Morgen, kurz nach acht Uhr, vor dem Bäcker an der Marktallee, kommt so ein Ding angeblubbert. Fährt großzügig über den Radweg, stoppt auf der falschen Straßenseite. Lässt es noch ein wenig blubbern, dann: Klar, diese Leute können den Motor nicht einfach abstellen; sie müssen vorher noch einmal Gas geben, im Leerlauf, ohne Sinn und Verstand Lärm machen. Aber dies Aufblubbern ist man sich schuldig, wenn man 30.000 Euro für ein Spielzeug ausgegeben hat.

Vom Sattel steigt: Ein Männchen. Ein Reklame-Männchen: Harley-Davidson steht hinten auf der Jacke. Dann sitzt er wieder auf – ohne Brötchen, er musste nur mal vor dem Bäcker blubbern – und donnert die 100 Meter bis zur Sparkasse. Dort dasselbe Spiel: Aufblubbern, Stille. Und dann: Fährt das Männchen zurück. Ganz zivil, kein Blubbern, keine Schau, ein ganz unscheinbares Geräusch, hört sich gar nicht nach 30.000 Euro an. Man erinnert sich: Die Blubber-Heinis lassen sich Klappen in den Auspuff einbauen, damit sie nach Lust und Laune blubbern können – und es auch lassen können, wenn die Polizei in Sicht ist. Klappe zu, ganz normales Geräusch. Armes Männchen. Darf sicher zu Hause nicht blubbern, gar nichts sagen. Kennzeichen: MS-FG…