Kein Freibrief für Aldi in Hiltrup

Veränderungssperre für das Georges-Gelände kommt

In der Rückschau war das schon eine merkwürdige Inszenierung: Die Amelsbürener und die Hiltruper CDU traten in der Bezirksvertretung Hiltrup wie Interessenvertreter von Aldi auf. Wenn es nach ihnen ginge, dürfte Aldi an der Westfalenstraße „frei Schnauze“ allein nach seinen Vorstellungen einen neuen Laden bauen.

Der Planungsausschuss des Rates hat am 18.4.2024 die Maßstäbe für Stadtentwicklung wieder zurechtgerückt. Selbstverständlich müssen alle Dimensionen eines solchen Bauvorhabens gesehen werden – und zwischen Investor und Stadt abgestimmt werden. Neben vielen anderen Gesichtspunkten zählt dazu die Einzelhandelsstruktur: Da könnte die Marktallee leiden, aber vielleicht könnte auch dem einzigen (K+K-)Supermarkt in Amelsbüren die Luft ausgehen?

Und wo will die wachsende Stadt Münster Wohnraum schaffen wenn nicht in der Ortslage, an der Westfalenstraße? Man könnte ja fast meinen, die Amelsbüren/Hiltruper CDU hat eine Aversion gegen Wohnungen: An der Westfalenstraße will sie sie nicht, und am Osttor macht sie auch mobil gegen Mehrfamilienhäuser?

Wenn der Investor diese Abstimmung mit der Stadtplanung umgehen will, ist das Bebauungsplanverfahren mit Veränderungssperre die notwendige und unausweichliche Konsequenz.

Den Westfälischen Nachrichten war die Posse einen Kommentar wert (20.4.2024). „Wer nicht hören will, muss warten“ bringt das schäbige Manöver auf den Punkt. Der Investor plant ein nicht unbedeutendes Projekt, meidet aber jede Abstimmung mit der Stadt.

Stattdessen spielt der Investor über Bande. Weil ihm die Brisanz für den Einzelhandel offensichtlich bewusst ist, bestellt er sich ein Gutachten. „Wes‘ Brot ich ess, des‘ Lied ich sing“ galt früher schon für die Religion der Untertanen; wird ein Gutachter, der von Aldi bezahlt wird, gegen Aldis Wünsche sprechen? Das „Gutachten“ hat Aldi laut WN nicht der Stadt vorgelegt, sondern an die Kommunalpolitik gestreut – und einige CDU-Vertreter aus dem Stadtbezirk sind auch brav über das Stöckchen gesprungen. Warum eigentlich, was versprachen sie sich davon?

Immerhin haben im Planungsausschuss auch die CDU-Leute für die Veränderungssperre gestimmt. Vielleicht können sie ja mal den Amelsbürener und Hiltruper Kollegen ein bisschen Nachhilfe in Stadtplanung geben?