Hiltrup und die Geranien - l'amour fou II

Wen geht das eigentlich an?

Im Sommer ungepflegt, im Herbst jämmerlich, Ende November in allem Elend abgeräumt, Hiltrups Liebe zu öffentlichen Geranien an der Marktallee ist schon bemerkenswert. Nur mit dem Hinsehen hapert es mächtig. Ende November bemerkt eine Kommunalpolitikerin – offensichtlich erstmalig – , dass sich Hiltrups Flaniermeile Marktallee an den Laternenmasten mit Grünabfall schmückt.

Das ist schlimm, wird die Kommunalpolitikerin zitiert, man kann ihr nur zustimmen. Nur was danach losbricht an öffentlicher Diskussion, lässt die BewohnerInnen der Marktallee dann doch staunen. Angeblich sollte die Stadtteiloffensive e.V. von der Bezirksvertretung in die Pflicht genommen werden, im nächsten Jahr die Geranien zu gießen und rechtzeitig abzuräumen. Nun wird in der Bezirksvertretung viel geredet, nicht alles ist wohlüberlegt, und am Ende zählt nur, was beschlossen wird. Beschlossen ist am 15.11.2022 laut Protokoll, dass die Stadtteiloffensive im Jahr 2023 einen Zuschuss von 9000 Euro aus dem städtischen Haushalt erhält. Punkt. Von Geranien kein Wort.

Dabei hätte es bleiben können. Die Stadtteiloffensive hingegen fühlt sich tief beleidigt. Weit weist sie die Geranien von sich. So weit, dass von der ideellen Grundlage der Stadtteiloffensive nichts mehr zu erkennen ist. Die Geranien seien ein Projekt des Bezirksbürgermeisters, kein Projekt der Stadtteiloffensive, schreibt die Stadtteiloffensive laut WN vom 30.11.2022 in einem Leserbrief (ohne die Mitgliedsvereine vorher zu fragen). Will nicht gerade die Stadtteiloffensive unserem schönen Hiltrup noch mehr Charme verleihen? Marketing für den Stadtteil, wie der Vereinszweck beschrieben wird? Marketing betreiben viele Kommunen, Blumen an Laternen und Geländern sind ein sehr gängiges und dazu noch preiswertes Instrument. Getragen werden solche Aktivitäten von der Bürgerschaft als Ganzes – so etwas als quasi privates Projekt des Bezirksbürgermeisters von sich zu weisen, ist schon eine Überraschung.

An der falschen Parteizugehörigkeit des Bezirksbürgermeisters kann es nicht gelegen haben, dass der Erste Vorsitzende sich so empört. Denn im gleichen Atemzug wird die Kommunalpolitikerin abgewatscht, die der früheren Mehrheitspartei angehört. „Das sollte Frau Kommunalpolitikerin aus vielen Diskussionen hierüber in der Bezirksvertretung eigentlich wissen“ weist der Erste Vorsitzende sie öffentlich zurecht. Ein Stil der öffentlichen Auseinandersetzung, den die Hiltruper CDU vor 50 Jahren gegenüber der SPD pflegte.

Rückbesinnung ist angesagt auf die gemeinsamen Interessen. Ja, Hiltrup soll schöner werden. Mit Geranien. Lasst uns überlegen, wie wir das 2023 besser hinbekommen. Und immer daran denken: Es geht um Zusammenarbeit zum Wohle des Stadtteils. So reibungslos, wie auch die Stadtteiloffensive eine Internetadresse nutzt, die ihr von der SPD zur Verfügung gestellt wurde.